Johnson-Rücktritt : Das Pfund wertet auf
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Kontrolle verloren – Johnson geht und der Devisenmarkt findet es nicht einmal schlecht. Bild: EPA
An den Finanzmärkten herrscht nicht gerade Jubelstimmung über Boris Johnsons Rücktritt. Aber es weint ihm auch niemand wirklich nach.
Die Aussicht auf einen Rücktritt des britischen Premierministers Boris Johnson hat das britische Pfund am Donnerstag deutlich aufwerten lassen. Die Landeswährung, die wegen der unsicheren politischen Lage zuletzt deutlich unter Druck geraten war, legte 0,7 Cents auf 1,202 Dollar zu. Zum Euro wertete das Pfund um etwa 0,5 Cent auf 1,1757 Euro auf. Das Pfund war am Mittwochnachmittag zum Dollar auf ein Zwei-Jahres-Tief von 1,1876 Dollar gefallen und hatte aber seitdem aufgewertet.
Der FTSE-100-Aktienindex reagierte dagegen nicht und behielt seine feste Tendenz mit einem Plus von 1,1 Prozent bei. „Die Finanzmärkte bevorzugen Sicherheit und das ist hier nicht anders“, sagte Händler Mike Owens von Saxo Markets. Allerdings sei die Reaktion an den Devisenmärkten eher verhalten, da sich viele Investoren schon auf einen Abgang des Regierungschefs eingestellt hätten, sagte Analyst Fawad Razaqzada von Forex.Com.
Die Devisenmärkte hofften, dass ein neuer Premierminister die Geschlossenheit der Konservativen wiederherstellen und ein effektiveres Regieren in der aktuellen Krisenlage möglich machen werde, sagte Valentin Marinov, Leiter des Währungsresearch für die G10-Staaten der Credit Agricole der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Andere Strategen halten die Aufwertung indes nur für vorübergehend. Diese Rally sei seltsam, sagte etwa Jordan Rochester, Währungsstratege von Nomura zu Bloomberg. Es sei unklar, ob eine neuer Premier der Wirtschaft überhaupt mehr Schwung werde verleihen können. Die Anleger folgten mehr einem Stimmungsimpuls.
Die Märkte hätten sich an den politischen Querelen bisher nicht sonderlich gestört, meint Neil Wilson, Analyst von markets.com, da es kein großes politisches Risiko für Vermögenswerte in Großbritannien gebe. Allerdings mache ein Rücktritt Johnsons Steuersenkungen wahrscheinlicher, weil eine Lockerung der Fiskalpolitik stets ein wahrscheinliches Ergebnis politischen Drucks sei. Das wiederum mache eine höhere Inflation wahrscheinlicher und belaste den Kurs des Pfundes grundsätzlich. Am Derivatemarkt habe die Positionierung in Richtung Abwertung zuletzt zugenommen.