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Zinszahlungen : Zahlungsausfall Russlands rückt näher

Mit harten Sanktionen konfrontiert: Die Gouverneurin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina, und Finanzminister Anton Siluanow. Bild: Bloomberg

Am Mittwoch müssen zwei Dollar-Anleihen bedient werden. Doch Russland will dafür nur Rubel und keine Dollar verwenden.

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          An den Finanzmärkten spielt der immer wahrscheinlichere Zahlungsausfall Russlands keine große Rolle. Am Aktienmarkt hat der Dax am Montag mehr als 2 Prozent an Boden gutgemacht. Das ist deshalb bemerkenswert, weil der russische Finanzminister Anton Siluanow am Sonntag in einem Fernsehinterview die Finanzmärkte auf dieses Kreditereignis vorbereitet hat. Er sagte, dass Russland seine Schulden in Rubel bedienen werde, solange die westlichen Sanktionen wegen des Einmarsches in die Ukraine den Zugang zu Fremdwährungen blockierten.

          Markus Frühauf
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Nach seiner Aussage kann Russland derzeit nicht auf Devisenreserven im Volumen von 300 Milliarden Dollar zugreifen. Dabei dürfte es sich größtenteils um Bestände der russischen Zentralbank im Westen handeln. Insgesamt verfügt Russland über Devisenreserven von 640 Milliarden Dollar. Nach Angaben der amerikanischen Investmentbank J. P. Morgan muss Russland die am Mittwoch fällig werdenden Zinszahlungen von 117 Millionen Dollar in der amerikanischen Währung und nicht in Rubel vornehmen.

          Rubel-Zahlungen verhindern keinen Ausfall

          Auch Jochen Felsenheimer, Geschäftsführer des Münchner Vermögensverwalters Xaia Investment, sieht das so: „Wenn die Zahlung aber nur in Rubel erfolgt und sich daran nach Ablauf der 30-tägigen Nachfrist nichts ändert, stellt dies einen Zahlungsausfall dar.“ Dann würden die CDS-Kontrakte fällig. Das sind Kreditausfallversicherungen, mit denen sich Gläubiger gegen einen Zahlungsausfall absichern können. Die Prämie Russlands auf diesen Credit Default Swap (CDS) ist seit Kriegsbeginn von 5 Prozentpunkten auf 38 Prozentpunkte nach oben geschossen. Auf eine Forderung von 1 Million Euro gegenüber dem russischen Staat wäre also eine jährliche Prämie von 380.000 Euro fällig. Eine solche Absicherung rechnet sich erst recht nicht mehr, weil für den Abschluss eines solchen Kontrakts der Versicherungsnehmer eine Vorausgebühr von 600.000 Euro leisten muss.

          Gespannt dürfte der auf Anleihen spezialisierte Vermögensverwalter Pimco die Entwicklung verfolgen. Nach einem Bericht der „Financial Times“ hält die amerikanische Tochtergesellschaft des Versicherungskonzerns Allianz russische Staatsanleihen über 1,5 Milliarden Dollar und hat CDS-Kontrakte auf Russland im Wert von 1 Milliarde Dollar verkauft. Bei einem Zahlungsausfall müsste Pimco also die Versicherungsnehmer entschädigen. Den Aktienkurs der Allianz hat das am Montag nicht belastet. Der Titel gewann mehr als 3 Prozent an Wert.

          Auf einen Zahlungsausfall Russlands stellt sich auch der Internationale Währungsfonds (IWF) ein. Dessen Geschäftsführende Direktorin Kristalina Georgiewa hält dieses Ereignis für „nicht mehr unwahrscheinlich“. „Russland hat das Geld für den Schuldendienst, aber hat keinen Zugriff darauf“, sagte sie. Die Abwertung des Rubels habe schon jetzt dazu geführt, dass die Kaufkraft der Menschen in Russland „bedeutend geschrumpft“ sei. Derzeit sehe sie aber nicht die Gefahr, dass ein Ausfall eine weltweite Finanzkrise auslösen könne. Das Gesamtengagement der Banken gegenüber Russland von rund 120 Milliarden Dollar sei zwar nicht unbedeutend, aber „nicht systemisch relevant“.

          Mussten vor Kriegsbeginn noch 75 Rubel für einen Dollar gezahlt werden, waren es am Montag 120 Rubel. „In Moskau wird der Rubel rund 8 Prozent fester als an den internationalen Märkten gehandelt“, sagt Stefan Grothaus, Analyst der DZ Bank. Dieser Unterschied erkläre sich zum einen aus den Kapitalverkehrskontrollen, mit denen die Flucht aus dem Rubel gebremst werden solle. Zum anderen müssten russische Unternehmen 80 Prozent ihrer Exporterlöse in Rubel tauschen, was für eine höhere Nachfrage sorge, sagt Grothaus.

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