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Rezessionsgefahren : Ratingagenturen erwarten mehr Kreditausfälle von Unternehmen

Der niedrige Wasserstand auf dem Rhein wird immer mehr zu einem Problem für die deutsche Wirtschaft und die Unternehmen. Bild: dpa

Die Abwärtsrisiken haben deutlich zugenommen. Das belastet auch die Fähigkeit der Unternehmen zum Schuldendienst.

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          Die Gas- und Strompreise steigen auf neue Rekordhöhen. Damit verbunden ist ein schwerwiegender Kaufkraftentzug privater Haushalte und höhere Kosten der Unternehmen. Das verstärkt an den Finanzmärkten die Rezessionssorgen, die nun die Ratingagenturen auf den Plan gerufen haben. Bis zur Jahresmitte 2023 rechnet Creditreform Rating mit einem deutlichen Anstieg der Ausfallraten deutscher Unternehmen. Die Analysten von S&P Global schätzen bis dahin im spekulativen Ratingbereich, dem Unternehmen unterhalb investitionswürdiger Ratings (Investment Grade), also von weniger als „BBB–“ zugeordnet werden, die Ausfallrate auf 3 Prozent. Ende Juni lag die Ausfallrate noch bei 1,05 Prozent.

          Markus Frühauf
          Redakteur in der Wirtschaft.

          „Durch die aktuelle Gemengelage aus geopolitischen, wirtschaftlichen und pandemiebedingten Faktoren hat die Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Ausfallrate deutscher Unternehmen wieder spürbar zugenommen“, ließ sich Benjamin Mohr, Head of Pu­blic Finance and Economic Research bei Creditreform Rating, in der Pressemitteilung zitieren. Dennoch gehen die Bonitätsprüfer der deutschen Ratingagentur, die sich derzeit um eine Anerkennung bei der Europäischen Zentralbank (EZB) bemüht, davon aus, dass die staatlichen Stützungsmaßnahmen ihre stabilisierende Wirkung abermals nicht verfehlen und zumindest einen massiven Anstieg bei Insolvenzen verhindern.

          Dabei verweisen sie auf das von der Bundesregierung in Aussicht gestellte dritte Entlastungspaket, nachdem sie im Februar und im April 2022 bereits zwei Pakete auf den Weg gebracht hat. Angesichts der gegenwärtigen Risiken und Unsicherheiten, aber auch der potentiell stabilisierenden Entwicklungen, ergeben die Schätzungen von Creditreform für die einjährige Ausfallrate zur Jahresmitte 2023 einen Anstieg auf 1,45 Prozent, ausgehend von 1,06 Prozent zum Ende des zweiten Quartals dieses Jahres.

          Sorgenkind Binnenschifffahrt

          Die Abwärtsrisiken für die Prognose schätzt Creditreform als beträchtlich ein. So könnten vollständig ausgesetzte Gaslieferungen von Russland nach Deutschland und/oder ein Andauern der klimabedingten Schwierigkeiten für die Binnenschifffahrt, vor allem der niedrige Wasserstand auf dem Rhein, frühzeitig eine technische Rezession herbeiführen. Deutschland erscheint Creditreform Rating als vergleichsweise stark von russischen Energieträger-Importen abhängiges Land, ist deshalb gegenüber den Versorgungsrisiken insbesondere mit Blick auf Gas erheblich exponiert und wird einige Zeit benötigen, um diese strukturelle Gegebenheit aufzulösen.

          Zudem könnten ohnehin beeinträchtigte Lieferketten mit Blick auf Einschränkungen in der Binnenschifffahrt zusätzlich intensiviert werden. Dies sollte zu weiteren Produktionseinbußen in wichtigen Branchen wie der Automobilindustrie, in der die Transformation zur Elektromobilität in vollem Gange ist, sowie der chemischen Industrie und der Metall­indus­trie führen.

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