Neues vom Anleihemarkt : Rekordemissionen: Noch nie so viel in so kurzer Zeit
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Deutschlands größte Bausparkasse sitzt in Schwäbisch Hall. Bild: dpa
Nur zwölf Arbeitstage waren nötig, um am europäischen Markt neue Titel über 200 Milliarden Euro zu platzieren. Großen Anteil haben daran die Banken.
Am europäischen Anleihemarkt läuft es derzeit rund. Noch nie wurden seit Jahresanfang so viele Titel begeben wie in dem noch jungen Jahr. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch meldete, wurden bis Dienstag neue Anleihen über mehr als 200 Milliarden Euro begeben. Um diese Marke zu knacken, waren nur zwölf Geschäftstage notwendig. In den Jahren 2022 und 2020 waren dazu 16 Arbeitstage erforderlich. 17 Arbeitstage hat es im Jahr 2021 und 20 im Jahr 2019 gedauert. Fast die Hälfte der Emissionen stammt von den Banken, die sich neue Mittel leihen, um ihre in der Corona-Krise aufgenommenen Billigkredite an die Europäische Zentralbank (EZB) zurückzuzahlen.
Das war auch in den vergangenen Tagen so. Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die Hamburger Sparkasse oder die Deutsche Pfandbriefbank (PBB) haben sich am Markt eingedeckt. Allerdings begaben die LBBW und die PBB Hypothekenpfandbriefe, die zur Finanzierung von Immobilienkrediten dienen. Einen solchen mit einem Deckungsstock aus Hypothekenkrediten unterlegten Pfandbrief hat auch die Bausparkasse Schwäbisch Hall platziert. Der Titel im Volumen von 500 Millionen Euro hat die etwas ungewöhnliche Laufzeit von 9 Jahren und fünf Monaten. Deutschlands größte Bausparkasse, die zur DZ Bank – dem Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken – gehört, zahlt einen Zinskupon von 2,875 Prozent.
Damit lassen sich bei weitem nicht die Inflationsraten von 10 Prozent schlagen, doch gehen die Märkte weiterhin davon aus, dass die Inflation in der zweiten Jahreshälfte deutlich sinken wird. Das lässt sich auch an der inversen Zinskurve ablesen: Zweijährige Schatzanweisungen des deutschen Staats haben aktuell eine Rendite von 2,4948 Prozent, während der Marktzins der zehnjährigen Bundesanleihe mit 2,101 Prozent darunter liegt. In einer normalen Zinskurve liegen die Zinsen für längere Laufzeiten über denen der kürzeren, weil der längere Verzicht auf Geld mit einem höheren Ausfallrisiko verbunden ist, was entsprechend entlohnt werden muss.
Inverse Zinskurve
Doch seit einiger Zeit sind die Zinskurven invers, was an den Finanzmärkten als Rezessionssignal gilt. Von einem Konjunkturabschwung gehen sie auch weiterhin aus, auch wenn sich inzwischen die weiche Landung immer mehr als Konsenserwartung abzeichnet. Dafür spricht der gute Jahresauftakt an den Börsen mit deutlichen Kursgewinnen. Auch der Kurs der zehnjährigen Bundesanleihe hat zugelegt, womit die Rendite seit Jahresanfang um fast 0,5 Prozentpunkte gesunken ist. Da ließe sich fast schon von einer tektonischen Plattenverschiebung sprechen, wären die enormen Kursschwankungen am Anleihemarkt weiterhin ein Ausnahmefall. Doch mit der Zinswende im vergangenen Jahr ist der Anleihemarkt, auch bei so sicheren Titeln wie den Bundesanleihen, enorm schwankungsanfällig geworden.
Trotzdem sollten sich Anleger der inversen Zinskurve bewusst sein. Sie legt nahe, dass die langfristigen Zinsen im Zuge der bevorstehenden Rezession und der nachlassenden Inflation wieder sinken dürften. Dann wäre ein Zinskupon von 2,875 Prozent für ein qualitativ hochwertiges Papier wie den Pfandbrief der Bausparkasse Schwäbisch Hall eine Überlegung wert.