Finanzinvestoren : Private Equity als Stütze
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Bei Lanxess: Das Chemieunternehmen tut sich im Kunststoffgeschäft mit dem Finanzinvestor Advent zusammen. Bild: Lanxess
Krieg, Inflation und höhere Zinsen belasten das Fusionsgeschäft. Finanzinvestoren aber handeln weiter – sie können gar nicht anders.
Finanzinvestoren sind außer Tritt gekommen – jedenfalls zeitlich. Normalerweise reist die Elite der Beteiligungsbranche Ende Februar nach Berlin, um ihre Chancen und Nöte zu besprechen. Die Corona-Pandemie hat den Zyklus gestört: Im vergangenen Jahr fand die Leitkonferenz „Superreturn“ nach dreimaliger Verschiebung im November statt. Um Zeitabstand zu wahren, machen die Veranstalter dieses Jahr eine Sommerkonferenz daraus: Am Dienstag geht es los. Im kommenden Jahr kehren sie zum gewohnten Zeitfenster zurück. Vom 28. Februar bis 3. März laufe die Konferenz 2023, wie der Veranstalter auf F.A.Z.-Anfrage mitteilte. „Back to normal“ sei der Termin.
Normal ist in der Zwischenzeit ansonsten vieles nicht. Durch die Corona-Krise waren die Beteiligungsmanager erstaunlich gut gekommen – ebenso wie die anderen Akteure, die mit Fusionen und Übernahmen („Mergers & Acquisitions“, M&A) zu tun haben. Global erreichte das M&A-Volumen einen Rekordwert. Jetzt wird das Geschäft belastet – durch den Ukrainekrieg und mehrere Faktoren, die er nach sich zieht. Namentlich wird die Inflation durch drastisch verteuerte Energie und Rohstoffe verstärkt. Um etwa ein Fünftel liegt das addierte M&A-Volumen bisher unter dem Vorjahreszeitraum – wobei der Basiseffekt zu berücksichtigen ist, schließlich brachte das Jahr 2021 einen Höchstwert.
Private Equity erweist sich als entscheidende und bisher stabile Stütze: Marcus Schenck, Leiter des Investmentbankings von Lazard in Deutschland, Österreich und der Schweiz, führt „Finanzinvestoren, die immer noch auf sehr viel investiertem Kapital sitzen und nach Opportunitäten suchen“, als wesentlichen M&A-Treiber an. Die Investoren verfügen nicht nur über Geldzusagen in Billionenhöhe; ihr Existenzgrund ist auch nichts anderes als der Handel mit Unternehmen – während Konzerne der Industrie mit Spartenverkäufen eine unsichere Zeit aussitzen können. „Die Leute sind ja verdammt dazu, Geschäft zu machen“, sagt Burc Hesse, Deutschlandchef der Kanzlei Latham & Watkins und Private-Equity-Spezialist.
„Wir sehen eine wahnsinnig gute Pipeline“
„Private Equity hat ja als Kerngeschäft das Kaufen und Verkaufen“, sagt Jürgen Schlangenotto, Geschäftsführer bei der Beratungsboutique Peryton. Private Equity habe sich seit den Nullerjahren als Stütze des Fusionsgeschäfts erwiesen – während nach dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende das M&A-Geschäft noch eingebrochen sei. „Die Zyklizität von damals – als Private Equity nicht so einen großen Anteil am M&A-Volumen hatte – war viel höher.“ Nach Berechnungen von J.P. Morgan steuerte Private Equity im Zeitraum von 2010 bis 2020 ein Viertel zum M&A-Volumen bei, 2021 etwa ein Drittel.
Aus einzelnen Beteiligungshäusern sind – jenseits des Entsetzens über den Krieg im Osten – bisher wenig konkrete geschäftliche Folgen zu vernehmen. „Wir haben keine Transaktionen, die auf „Halt“ sind, sondern alle Transaktionen, mit denen wir uns beschäftigen, laufen aktuell weiter“, sagt der Geschäftsführende Partner und Deutschlandchef von Advent , Ranjan Sen. Von den Geldgebern erfährt die angelsächsische Beteiligungsgesellschaft alles andere als mangelndes Interesse: Vor zweieinhalb Wochen meldete sie den Abschluss eines neuen Fonds über 25 Milliarden Dollar – er gilt als zweitgrößter Fonds der Welt, hinter einem Geldtopf des Konkurrenten Blackstone aus dem Jahr 2019.
„Wir sehen eine wahnsinnig gute Pipeline“, berichtet Johannes Laumann, Vorstandsmitglied des Münchener Beteiligungshauses Mutares, zum Vorrat der Übernahmekandidaten. „Der Angriffskrieg in der Ukraine wirkt sich bisher nur unwesentlich und in Einzelfällen auf das Portfolio aus“, resümiert das mittelständisch orientierte Private-Equity-Haus Hannover Finanz zur Lage im eigenen Bestand: „Die Beteiligungsunternehmen sind jeweils nur in begrenztem Umfang oder gar nicht mit den ukrainischen Märkten verbunden.“