Porträt George Soros : Der ewige Spekulant
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Auf diesem Markt waren diejenigen Unternehmen im Vorteil, deren Aktienkurs „viel“ wert war. Damit rechtfertigte sich im Nachhinein auch ein übertrieben hoher Aktienkurs. Am schwarzen Montag aber wurde Soros sein eigener Erfolg zum Verhängnis. Sein Fonds war so groß geworden, dass er als Verkäufer in einem ohnehin fallenden Markt die Preise selbst maßgeblich weiter drückte.
Wunden geleckt
In seinen frühen Jahren an der Wall Street war Soros mit seiner Investmentphilosophie sehr erfolgreich gewesen. Er suchte als einer der ersten Chancen in globalen Aktien-, Währungs- und Anleihemärkten und spekulierte - auch auf Kredit - auf steigende (“long“) als auch auf fallende (“short“) Kurse. Diesen Hedge-Fonds-Stil bezeichnet man heute als Global Macro (vgl. Die Global Macro Fonds sind die Sorgenbringer der Politiker).
Den ersten Jahresverlust machte sein 1969 gegründeter Quantum-Fonds erst im Jahr 1981. Es wurde für Soros in mancherlei Hinsicht zum Schicksalsjahr. Er ließ sich von seiner ersten Ehefrau scheiden und trennte sich von seinem Geschäftspartner Jim Rogers. Gemeinsam mit Rogers, heute ein anerkannter Rohstofffachmann, hatte Soros 1973 die Investmentbank Bleichroeder verlassen, um sich selbständig zu machen.
Soros nahm 1981 eine Auszeit von den Märkten. Er ging zum Psychologen, weil er den ersten Jahresverlust als Demütigung empfand. Als sich aber im September 1985 die G-5-Staaten im Plaza-Abkommen darauf verständigen, eine Abwertung des Dollar gegenüber Yen und Deutscher Mark zu erreichen, erkennt Soros blitzschnell den Beginn einer neuen Epoche. Er war schon zuvor gegen den Dollar positioniert. Doch anstatt die sich einstellenden Gewinne einzustreichen, baut er seine Positionen etwa in Yen weiter auf und erzielt in nur vier Monaten mit seinem Fonds einen Gewinn von 34 Prozent.
Glaube an den Euro
Heute erweckt der inzwischen etwas unsicher auf seinen Beinen stehende, oft mild lächelnde ältere Herr gerne den Eindruck, als ginge er bei den Regierungschefs dieser Welt als Berater ein und aus. Dieses Bild dürfte nicht ganz falsch sein. Denn tatsächlich ist Soros zumindest in Deutschland inzwischen häufiger in Berlin, dann im Hotel Adlon mitten im Regierungsviertel residierend, als am Finanzplatz Frankfurt anzutreffen. An die Adresse der deutschen Regierung sagte er im Mai 2009 im Interview mit der FAZ: „Deutschland muss mehr tun, um die Konjunktur anzukurbeln.“
Ein Jahr, bevor die Griechenland-Krise den Euro in schwere Turbulenzen brachte, antwortete Soros auf die Frage, ob man nicht gegen den Euro spekulieren müsse: „Ich bin kein Spekulant mehr.“ Um dann fortzufahren: „Die strukturellen Schwächen des europäischen Währungsraums sind bekannt: Es gibt eine Zentralbank, aber keine zentrale europäische Schuldenverwaltung.“
Das Euro-System werde aber überleben, prophezeite Soros. „Doch müsste die Krise Deutschland als stärkstes Land motivieren, Vorschläge für ein effizienteres Euro-System zu machen“, sagte Soros damals. Mit diesen Worten widerspricht sich Soros eigentlich selbst: Einer wie er bleibt immer Spekulant.