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Neues vom Anleihemarkt : Chips oder Kaffee?

In China hatte die Kaffeehauskette Starbucks zuletzt Schwierigkeiten. Dennoch gibt es Investitionsbedarf. Bild: Reuters

Der Chiphersteller Intel und der Kaffeehausbetreiber Starbucks sind mit mehreren Emissionen am Markt. Ihre wirtschaftliche Lage ist vergleichbar – und somit sind es auch die Konditionen.

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          Die amerikanische Computerindustrie gibt ein zwiespältiges Bild ab: Der große Hersteller Dell hat in dieser Woche berichtet, sein umfassendes Sparprogramm reiche nicht aus und er wolle deshalb 6650 Stellen streichen. Der Wettbewerber HP hatte Ähnliches schon im November angekündigt. Zuletzt war der Absatzrückgang von Personal Computern so stark wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr.

          Philipp Krohn
          Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Menschen und Wirtschaft“.

          Das macht sich auch unter den Ausrüstern der Branche bemerkbar. Halbleiterkonzerne wie Intel haben von diesem traditionellen Absatzmarkt abgesehen aber inzwischen eine geradezu nationale Bedeutung. Weil Chips in allen Gerätschaften enthalten sind, durch die die Digitalisierung vorangetrieben wird, und weil die Dominanz asiatischer Anbieter spürbar ist, kommt Intel nun besonderer Stellenwert zu.

          Wenn nun in dieser Woche der Halbleiterhersteller Intel mit einer Vielzahl von Anleiheemissionen von sich reden macht, dann stehen die Zeichen also eher auf Expansion und Weiterentwicklung. Wer die Konditionen in unserer Tabelle anschaut, muss sich vor Augen halten, dass der Zinszyklus in den USA schon früher begonnen hat und das Durchschnittsniveau der Verzinsung von Unternehmensanleihen somit höher ist als in Europa.

          Die Zinsen schwanken mit dem jeweiligen Leitzinsniveau

          In den USA liegt das Leitzinsniveau seit vergangenem Mittwoch zwischen 4,5 und 4,75 Prozent. Am Tag darauf hatten die Notenbanken in Großbritannien und im Euroraum ihre Leitzinsen auf 4 und 3 Prozent angehoben. Eine Verzinsung von 5,2 Prozent für eine zehn Jahre laufende Anleihe von Intel muss also in Relation zum Zinsniveau in den Vereinigten Staaten gesehen werden.

          Die derzeitige Erwartung, dass die Zinsen mittel- bis langfristig wieder zurückgehen werden, zeigt sich am Vergleich dieser Anleihe zu einer ebenfalls in dieser Woche emittierten Anleihe mit 30-jähriger Laufzeit, denn der Abstand zur zehnjährigen ist mit 0,5 Prozentpunkten gering. Intel kann als ein zukunftsträchtiges Unternehmen mit strategischer Bedeutung gelten, das aber im traditionellen Geschäft vor Herausforderungen steht.

          Dagegen waren die jüngsten Schwierigkeiten der Kaffeehauskette Starbucks recht eindeutig. Der Absatz in China fiel um fast ein Drittel. Jedoch agiert auch der Konzern aus Seattle aus einer Position der Stärke. Der Aktienkurs ist innerhalb eines Jahres gegen den Trend um 18 Prozent gestiegen und notiert derzeit bei 106 Dollar nur noch knapp unter dem bisherigen Höchststand von Mitte 2021.

          Starbucks und Chiphersteller Intel haben ähnliche Konditionen

          Die Konditionen mehrerer von Starbucks in dieser Woche begebener Anleihen sind durchaus ähnlich mit denen von Intel. Für eine zehn Jahre laufende Anleihe wurde ein Kupon von 4,8 Prozent ermittelt. Der Unterschied in den Laufzeiten fällt kaum ins Gewicht. Wer sich auf eine dreijährige Laufzeit einlässt, bekommt mit 4,75 Prozent fast dieselbe Verzinsung wie für zehn Jahre. Die Kreditwürdigkeit von Starbucks bewertet die Ratingagentur Standard & Poor’s mit „BBB+“, was der besten Stufe im unteren mittleren Bereich entspricht – also einer unspektakulären durchschnittlich guten Anlage. Sofern sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert, gehen Analysten bei diesen Unternehmen aber davon aus, dass sie in Schwierigkeiten geraten.

          Wer sich eine umfassendere Auswahl an Neuemissionen dieser Woche anschaut, wird ähnliche Muster finden: Eine britische Staatsanleihe mit zehn Jahren Laufzeit wird mit 1,125 Prozent verzinst. Im Vergleich zu einigen kontinentaleuropäischen Staaten ist das Rating bei Fitch mit „AA-“ einige Stufen schwächer, was einen höheren Risikoaufschlag zur Folge hat. Dieser wird offensichtlich, wenn man die Aufstockung einer österreichische Staatsanleihe mit 17 Jahren Restlaufzeit dagegenhält: Diese hatte bei der Begebung im Oktober 2020 noch einen Nullzinskupon. Österreich wird mit „AA+“ von Fitch zwei Stufen höher als Großbritannien eingeschätzt, aber auch von der Agentur Moody’s. Bei Standard & Poor’s ist es eine Stufe .

          Das amerikanische Telekommunikationsunternehmen T-Mobile US kommt bei etwas schlechterem Rating auf ähnliche Konditionen wie Starbucks und Intel. Das niedrigere Zinsniveau in Europa spiegelt sich im Kupon des Energieversorgers RWE wider. Für eine Anleihe mit sechs Jahren Laufzeit fällt ein Zins von 3,625 Prozent ab.

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