Nach Zinsentscheid der EZB : Partystimmung an der Börse
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Beginn einer Kursrallye: Der Porsche-Börsengang in Frankfurt Ende September beim Dax-Tief von unter 12.000 Punkten. Bild: dpa
Die Anleger werden trotz warnender Worte von EZB-Präsidentin Lagarde zuversichtlich. Sie hoffen auf ein Ende der Zinserhöhungen in den USA.
Obwohl die Notenbanken die Inflation weiter mit Zinserhöhungen bekämpfen müssen, sind die Finanzmärkte am Donnerstag in Partystimmung gewesen. Der Deutsche Aktienindex Dax legte nach der Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) zeitweise um gut 2 Prozent zu und erreichte mit 15.488 Punkten den höchsten Stand seit knapp einem Jahr. Allein dieses Jahr hat der Dax 11 Prozent zugelegt. Seit seinem Tief Ende September sind es rund 30 Prozent.
Leitzins auf 3 Prozent erhöht
Die EZB hatte den Leitzins am Donnerstag um 0,5 Prozentpunkte auf 3 Prozent erhöht und angekündigt, im März nochmals 0,5 Prozentpunkte nachlegen zu wollen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte: „Wir haben noch Boden gutzumachen.“ Damit spielt sie auf die amerikanische Notenbank Fed an, die im vergangenen Jahr Monate vor der EZB mit Zinserhöhungen begonnen hatte und am Mittwoch ihren Zins um einen Viertelprozentpunkt erhöhte. Damit hat die EZB erstmals in diesem Zinszyklus tatsächlich Boden gutgemacht. Der amerikanische Leitzins liegt mit einer Bandbreite von 4,5 bis 4,75 Prozent aber noch deutlich höher als die europäischen Zinsen.
Der Optimismus an den Kapitalmärkten speist sich aber aus der Tatsache, dass die Zinsen sowohl in Amerika wie auch in Europa langsamer steigen als zuvor. Zwar hatte auch Fed-Präsident Jerome Powell am Mittwochabend betont, die Risiken einer zu frühen Lockerung seien größer als die Risiken einer zu straffen Geldpolitik, doch die Märkte fokussierten sich auf den Teil seiner Rede, der ihrer Ansicht nach Anlass für Zuversicht gibt. Powell sagte nämlich auch, dass erste Erfolge im Kampf gegen die Inflation zu verzeichnen seien.
Das hatte die Wall Street mit Kursgewinnen schon am Mittwochabend gefeiert. Auffällig war die deutliche Differenzierung der Aktienmärkte: Während der Dow Jones der Standardwerte am Mittwoch nach der Zinsentscheidung nur ein Prozent zulegte und am Donnerstag leicht im Minus eröffnete, feierten die Technologiewerte an der Nasdaq schon am Mittwoch ein Plus von 2,5 Prozent und legten im frühen Donnerstagshandel weitere gut 2 Prozent nach. Die Tech-Werte hatten erheblich unter der Zinswende gelitten, da viele dieser Wachstumswerte in der Hoffnung auf zukünftige Gewinne Eingang in die Depots fanden. In einer Welt höherer Zinsen werden künftige Gewinne aber mit einem höheren Zins abdiskontiert und sind entsprechend heute weniger Wert.
Tec-Dax legt mit 4 Prozent zu
Welche Dynamik sich mit einem anderen Blick auf die künftige Zinswelt entwickeln kann, zeigte auch der Tec-Dax in Frankfurt, der am Donnerstag mehr als 4 Prozent zulegte. In Amerika sprangen Tech-Werte wie der Facebook-Konzern Meta, unterstützt von guten Geschäftszahlen, um 20 Prozent in die Höhe, der Kurs des Google-Konzern Alphabet legte um 6 Prozent zu, Amazon um 4 Prozent. In Frankfurt waren Infineon, Sartorius und Healthineers besonders gefragt. Aber auch Immobilienwerte wie Vonovia setzten ihre Kursrallye der vergangenen Wochen in der Hoffnung auf ein absehbares Ende der Zinserhöhungen fort.