Nach Wahlergebnis : In Madrid fallen die Aktienkurse
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Ada Colau, eine Aktivistin aus der Hausbesetzer-Bewegung, wird wohl neue Bürgermeisterin von Barcelona. Bild: dpa
In Barcelona und Madrid haben Kandidatinnen der Protestpartei Podemos gute Chancen, die Rathäuser zu übernehmen. Die Kurse an Spaniens Börse stehen unter Druck.
Die Wahlschlappe der konservativen Partei des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy hat zu fallenden Kursen spanischer Aktien und Staatsanleihen geführt. Der spanische Aktienleitindex Ibex 35 verlor am Montag 2 Prozent und gibt auch am Dienstag um gut 0,6 Prozent auf auf 11262 Punkte nach.
In den Regionalwahlen in Spanien am Sonntag erzielte die linke Protestpartei Podemos aus dem Stand ein überwältigendes Ergebnis. Vertreterinnen der Partei, die der im Januar in Griechenland an die Macht gekommenen Syriza-Bewegung ähnelt, könnten sogar die Bürgermeisterposten in den beiden größten spanischen Städten übernehmen. Die 41 Jahre alte Ada Colau hat gute Chancen, neue Bürgermeisterin in Barcelona zu werden - sie unterstützte eine Kampagne gegen Banken und dafür, dass Haus- und Wohnungsbesitzer, die ihre Hypotheken nicht zurückzahlen können, weiter dort wohnen bleiben dürfen. Manuela Carmena, eine 71 Jahre alte pensionierte Richterin, die einmal der Kommunistischen Partei angehörte, darf sich Chancen ausrechnen, künftig die Landeshauptstadt Madrid zu regieren. Gerade diese gilt als eine Hochburg von Rajoys Konservativen.
Ausgewirkt hat sich wohl die lange andauernde Wirtschaftsflaute infolge der Finanzkrise inklusive weiterhin hoher Arbeitslosigkeit besonders unter jungen Menschen. Außerdem erschütterten Korruptionsskandale den Partido Popular (PP). Allerdings erlitt auch die traditionell zweite große Gruppierung, die Sozialistische Arbeiterpartei (PSOE), große Einbußen.
„Fragmentierung ist das Wort für die nächsten Jahre“, kommentierte Antonio Barroso, ein Analyst der amerikanischen Unternehmensberatungsgesellschaft Teneo Intelligence, das Wahlergebnis gegenüber dem Finanzdienst Bloomberg. „Ciudadanos und Podemos werden bleiben.“ Ciudadanos ist die zweite neue Partei, die erfolgreich aus den Wahlen hervorgegangen ist - im Gegensatz zu Podemos versteht sich sich als marktorientiert-bürgerliche Alternative zu den etablierten Parteien.
Im Herbst stehen in Spanien Parlamentswahlen an. Viele Analysten deuten die nun zustande gekommenen Ergebnisse als einigermaßen wegweisend für diese noch viel wichtigere Abstimmung. Spaniens Regierungschef Rajoy kämpft um seine Wiederwahl und verweist dabei darauf, dass sich sein Land immerhin langsam aus der Krise herausarbeitet - vielleicht aber zu langsam, um seine Mehrheit zu erhalten.