Bilanzskandal : Moody’s stuft Wirecard auf Ramschniveau herab
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Die Firmenzentrale von Wirecard in München Bild: dpa
Helfen soll dem in Turbulenzen geratenen Zahlungsdienstleister nun die Investmentbank Houlihan Lokey. Gemeinsam wolle man „einen Plan zur nachhaltigen Finanzierungsstrategie des Unternehmens“ entwickeln. Die Aktien gaben am Samstag weiter nach.
Angesichts des Bilanzskandals bei Wirecard haben die Analysten der Ratingagentur Moody's die Bewertung des Zahlungsdienstleisters um gleich sechs Stufen nach unten auf B3 gestuft. Die Anleihen von Wirecard liegen damit nur noch auf Ramschniveau. Eine weitere Abstufung werde geprüft, teilte Moody's mit. Für Wirecard wird es damit deutlich schwieriger aber vor allem teurer, sich in Zukunft zu finanzieren.
Viele Anleger zogen am Samstag die Reißleine. Beim Broker Lang & Schwarz, bei dem auch am Samstag gehandelt werden kann, notierten die Papiere des Dax-Konzerns am frühen Nachmittag bei 22,25 Euro und damit knapp 14 Prozent unter ihrem Freitagsschlusskurs. Der Tagesumsatz war mit zuletzt rund 2 Millionen Euro außergewöhnlich hoch. Die Wirecard-Aktien taumeln seit Donnerstag ins Bodenlose. Am Freitag schlossen sie mit einem Minus von 35 Prozent auf 25,82 Euro. Damit waren drei Viertel des Börsenwertes binnen zwei Tagen dahin. Fast 10 Milliarden Euro hatten sich in Luft aufgelöst.
Am Freitagabend gab der Konzern bekannt, die Investmentbank Houlihan Lokey angeheuert zu haben, um mit ihr gemeinsam „einen Plan zur nachhaltigen Finanzierungsstrategie des Unternehmens“ zu entwickeln. Houlihan Lokey gilt als Spezialist für schwierige Restrukturierungen und Insolvenzfälle und war schon in Sachen Enron, Lehman Brothers und - hierzulande - Steinhoff aktiv.
Wirecard konnte bislang keinen Nachweis über das Vorhandensein von 1,9 Milliarden Euro erbringen, die angeblich auf Treuhandkonten bei Banken in Asien liegen sollen. Da die Wirtschaftsprüfer von EY in der Folge das Testat für den Jahresabschluss verweigerten, könnten Banken Wirecard nun den Geldhahn abdrehen. Unternehmenschef Markus Braun trat am Freitag zurück, interimsweise übernimmt der amerikanische Manager James Freis, der erst am Vorabend in den Vorstand berufen worden war.