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Digitales Informationssystem : Mit einem Klick zum Rentenüberblick

  • -Aktualisiert am

Nicht nur die Rentenübersicht soll digital werden. Kanzleramtschef Peter Altmaier will, dass Bürger viele Anträge bald online erledigen können. Bild: dpa

Auf einen Blick sollen Bürger eine Übersicht über ihre Rente bekommen. Kanzleramtschef Peter Altmaier spricht sich in einem Interview mit dieser Zeitung für ein digitales Informationssystem aus.

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          In ihrem Wahlprogramm zeigt sich die Union schmallippig im Hinblick auf ihre Rentenpläne für die nächste Legislaturperiode. Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) bringt nun eine Woche vor der Wahl einen Vorschlag, der Element einer Rentenreform sein könnte: eine elektronische Renteninformation, die den Versicherten Klarheit verschaffen soll über ihre gesamten Alterseinkünfte.

          „Durch die Einführung eines digitalen Bürgerportals soll künftig sichergestellt werden, dass alle Verwaltungsdienstleistungen deutschlandweit elektronisch verfügbar sind. Gleichzeitig muss ein solches Portal den Bürgern den Zugang zu einer unabhängigen Plattform bieten, die alle Ansprüche aus gesetzlicher Rente, Betriebsrente und privater Vorsorge sicher, einfach und übersichtlich zusammenfasst“, sagte Altmaier dieser Zeitung am Wochenende in Berlin. „Wir wollen, dass sich jeder Bürger über Fragen der Alterssicherung gut informieren und in Zukunft besser nachvollziehen kann, welche Anwartschaften er in den verschiedenen Säulen der Alterssicherung angespart hat. Eventuell bestehende Versorgungslücken können so besser aufgedeckt werden.“

          Anträge im Netz erledigen

          Für Altmaier steht die digitale Renteninformation in einem größeren Zusammenhang. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Bürger Steuererklärung, Antrag auf Kindergeld, Anwohnerparkausweis oder Pkw-Zulassung online erledigen können. Das spart Zeit und Geld und ermöglicht zusätzliche Wertschöpfung. Ein Staat, der die digitale Herausforderung ernst nimmt, kann nicht dem Mittelständler sagen: ,Verliere nicht den Anschluss‘, aber dann selbst Sterbe- und Geburtsurkunden ausstellen wie zu Kaiser Wilhelms Zeiten.“

          Altmaiers Vorstoß basiert auf einem Vorschlag des CDU-Wirtschaftsrats für ein Renteninformationssystem, das den Versicherten anhand standardisierter Berechnungsmethoden einen Gesamtüberblick über erworbene Ansprüche aus Rente und Zusatzvorsorge verschafft. Gegenwärtig fehlt vielen Bürgern ein ausreichender Überblick über ihre Rentenansprüche. Nach einer Studie unter Federführung des Vereins Deutsche Renten Information und der Frankfurter Goethe-Universität können 70 Prozent der Befragten ihre Gesamtrente nicht einschätzen.

          Bürger müssen zusätzlich vorsorgen

          Im Durchschnitt stammen in Deutschland derzeit zwei Drittel aller Altersbezüge aus der gesetzlichen Rente, aber nur 9 Prozent aus der privaten und 8 Prozent aus der betrieblichen Vorsorge. Wer indes nicht zusätzlich vorsorgt und sich allein auf seine gesetzliche Rente verlässt, muss damit rechnen, dass er den gewohnten Lebensstandard im Alter nicht halten kann.

          Der Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrates, Wolfgang Steiger, sagte: „Angesichts des demographischen Wandels und der Überforderung unserer umlagefinanzierten Sozialsysteme führt an mehr Eigenverantwortung bei der Altersvorsorge kein Weg vorbei. Je transparenter für die Bürger ihre Versorgungslücken werden, desto eher können wir sie zu mehr Altersvorsorge anregen.“

          Andere Länder sind weit voraus

          Außerdem forderte Steiger mehr Sachlichkeit in der politischen Debatte. „Wenn alle Rentenvorschläge künftig für jeden einzelnen Beitragszahler ein individuelles Preisschild tragen, sind die absurdesten Forderungen ganz schnell vom Tisch“, sagte er. Das Informationssystem muss nach Überzeugung des Wirtschaftsrats unabhängig von der Rentenversicherung, vom Fiskus und von der Versicherungswirtschaft sein. Liefern könnte es die „Deutsche Renten Information“, eine von Wissenschaft und Politik unterstützten Initiative für Transparenz der Alterssicherung. Deren Vorstandsvorsitzender, der Frankfurter Ökonom Andreas Hackethal, sagte: „In Deutschland ist die Suche nach Informationen über die individuellen Versorgungsansprüche bislang sehr verwirrend.“

          In anderen Ländern Europas gebe es solche Informationssysteme längst. „Wer beispielsweise in Dänemark, Schweden oder Norwegen lebt, kann auf einen Blick und datenschutzrechtlich einwandfrei den aktuellen Stand aller seiner Renteneinkünfte aus den verschiedenen Säulen der Alterssicherung einsehen.“

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