Altersvorsorge : Unternehmen lagern Pensionsverpflichtungen aus
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Ein Rentnerpaar - die Betriebsrente wird mittlerweile von vielen Unternehmen an andere ausgelagert. Bild: dpa
Der Niedrigzins belastet die Betriebsrenten von zwei Seiten: Zusagen werden teurer, Kapitalerträge schwinden. Viele Arbeitgeber suchen Hilfe.
Die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung stagniert. So begründet die Bundesregierung ihr Gesetz, mit dem die Betriebsrenten gestärkt werden sollen. Doch innerhalb der bestehenden Zusagen gibt es erhebliche Verschiebungen. Noch immer stammen mehr als die Hälfte aller Ansprüche aus Direktzusagen der Arbeitgeber. Doch die niedrigen Zinsen, die gleichzeitig die Verpflichtungen verteuern und die Ertragsaussichten schwinden lassen, zwingen viele Unternehmen zum Umdenken. Immer mehr Geschäftsführer beschäftigen sich damit, Pensionszusagen aus der eigenen Bilanz auszulagern.
Die Profiteure dieser Entwicklung sind Berater, Betreiber von Pensionsfonds, Unterstützungskassen und die Versicherungswirtschaft. Dass die Prämieneinnahmen in der Lebensversicherung im Jahr 2016 zurückgegangen sind, begründete Branchenverbandspräsident Alexander Erdland jüngst damit, dass es im Jahr davor außergewöhnlich gut gelungen war, von diesem Trend zu profitieren. Diesmal hingegen habe die Assekuranz nicht ganz so viele Unternehmen für sich einnehmen können.
Dennoch bleibt die betriebliche Altersversorgung für viele Versicherer einer der wenigen Hoffnungsträger in dieser Sparte. Und den Pensionsfonds, die mit 5,5 Prozent der gesamten Deckungsrückstellungen bislang noch der kleinste Durchführungsweg für Betriebsrenten sind, flossen in den vergangenen zwei Jahren jeweils mehr als eine Milliarde Euro zu. Bei einem Volumen von 30,7 Milliarden Euro vor zwei Jahren ist das ein spürbarer Effekt.
Renditeerwartung halbiert sich innerhalb von zwei Jahren
„Der Trend zum Outsourcing besteht seit etwa zwei Jahren. Wir übernehmen vielfach die kompletten Investmententscheidungen“, sagt Nigel Cresswell, der die Kapitalanlageberatung von Willis Towers Watson in Deutschland verantwortet. In einer Studie zum Investitionsverhalten von Pensionseinrichtungen und Unternehmen, die dieses noch selbst verantworten, hat er jüngst Ernüchterung auf breiter Front festgestellt: Innerhalb von zwei Jahren hat sich ihre Renditeerwartung von vier auf zwei Prozent halbiert.
Zu 25 Prozent haben deutsche Pensionseinrichtungen der Studie zufolge ihr Kapital in Aktien angelegt, zu 62 Prozent in Anleihen. Das entspreche in etwa der Anlagemischung in Japan und den Niederlanden. Doch im internationalen Vergleich sind die Deutschen eindeutig sicherheitsorientierter. Im Durchschnitt aller untersuchten Länder liegt die Aktienquote bei 44 Prozent, nur zu 29 Prozent fließt das Geld in Anleihen. „Viele Pensionseinrichtungen sind daher nicht mehr in der Lage, im aktuellen Marktumfeld ihre Anlageziele zu erreichen“, schreiben die Studienautoren. „Es ist enttäuschend, wie wenig sich die Kapitalanlage über die Jahre verändert hat“, sagt Cresswell.