Gegen die weibliche Altersarmut : Selber sparen, was das Zeug hält
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Frauen sollten in jedem Alter selbst Geld zur Seite legen - ob mit oder ohne Ehemann. Bild: picture alliance
Rund 538 Euro Rente bekommt eine Bundesbürgerin derzeit ab dem 65. Lebensjahr vom Staat. Das reicht niemals zum Leben, Frauen müssen selbst sparen. Viele verlassen sich auf den Ehemann. Ein Trugschluss.
Man kann darüber streiten, wer die besseren Verdränger sind: Männer oder Frauen. Männer, so werfen ihnen Frauen gern vor, sind groß darin, psychologische Probleme zu verdrängen. Das geben sie oft sogar zu und leben in der Regel recht gut damit. Frauen dagegen verdrängen eher Probleme finanzieller Art, vor allem wenn die das Alter betreffen.
Vielleicht liegt es daran, dass die Zahlen, die wir jahrelang auf unseren Rentenbescheiden lesen, so klein sind, dass man sie so gut übersehen kann. Nur wirft dieses Verdrängen den Frauen meist niemand vor. Genau deshalb leben Frauen im Alter ziemlich schlecht. Oder was meinen Sie, wie weit man mit 538 Euro kommt? Das ist die Durchschnittsrente, die eine Bundesbürgerin derzeit ab dem 65. Lebensjahr vom Staat bekommt.
Nun kann man denken, das seien Zahlen von gestern, die nur die Generation unserer Mütter und Großmütter betreffen. Bei uns jungen Frauen würde dagegen alles besser. Viele aktuelle Zahlen lassen aber befürchten, dass sich daran nicht sehr viel ändern wird. Denn noch immer machen sich Frauen in jungen Jahren zu wenig Gedanken, wie sich ihr Leben im Alter wohl finanzieren wird.
Das Kreuz mit den Kröten vom Staat
Laut Zahlen der Deutschen Rentenversicherung erarbeiten sich Frauen aktuell im Schnitt jedes Jahr 20,90 Euro für ihre Rente. Das sind die Rentenansprüche, die sie über sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen erwerben. Männer schaffen jedes Jahr sechs Euro mehr, was für sie nach 30 Jahren rund 30 Prozent mehr gesetzliche Rente bedeutet. Denn Männer, so kann man in vielen Statistiken ablesen, arbeiten meist Vollzeit, verdienen mehr und steigen - wenn überhaupt - nur kurz aus dem Job aus. Deshalb sammeln sie über die Jahre deutlich mehr Rentenpunkte. Frauen dagegen haben „gebrochene Erwerbsbiographien“, weil sie öfter mal Berufspausen einlegen, um Kinder zu erziehen oder Angehörige zu pflegen.
Zudem ist die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung zwar weiblich, aber die Hälfte davon arbeitet auch nur in Teilzeit. So ergibt sich für eine Durchschnittsfrau nach 30 Berufsjahren - zu heutigen Konditionen und heutigen Preisen - ein staatlich finanziertes Alterseinkommen von 627 Euro im Monat. Nach 35 Jahren Arbeit sind es nur 100 Euro mehr und selbst eine Malocherin mit 45 Beitragsjahren käme gerade mal auf 940 Euro. Allerdings gelten solche Langzeitarbeiter hierzulande bei Männlein wie Weiblein inzwischen als fast so ausgestorben wie die Kreuzkröte.
Das Kreuz mit den Kröten vom Staat müssten Frauen dadurch kompensieren, dass sie entweder mehr arbeiten oder privat mehr sparen. Doch auch bei der privaten und betrieblichen Altersvorsorge halten sie sich oft zurück, beobachten Finanzberaterinnen wie Helma Sick, die sich auf weibliche Kunden spezialisiert hat. Ihre Kundinnen seien zwar über die Jahre deutlich jünger geworden, „aber Frauen fangen sehr viel später mit der Altersvorsorge an als Männer. Die meisten beginnen zwischen 30 und 40. Da sparen Männer schon mindestens zehn Jahre und profitieren so vom Zins- und Zinseszinseffekt. Zudem investieren Frauen weniger Geld.“
„Wieso Altersvorsorge? Du bist doch verheiratet.“
Nun könnte man sagen: Klar, weil sie oft schlechter bezahlt werden. Doch allzu häufig sind gar nicht die Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern das Problem. Jüngst sagte jede dritte Frau selbst in einer Umfrage eines Versicherungskonzerns, sie verzichte ganz aufs Sparen für später. Und das waren nicht primär die Berufsanfängerinnen oder diejenigen in schlechtbezahlten Positionen. Sondern vorwiegend die Frauen ganz ohne Beruf - also Unverheiratete oder Verheiratete, deren Männer sagen: „Schatz, es gibt das Ehegattensplitting und die beitragsfreie Krankenversicherung, da brauchst du doch nicht zu arbeiten. Ein Minijob reicht völlig.“