Lebensversicherungen : Lohnt sich die Lebensversicherung noch?
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Nie brachten sie so wenig ein wie heute: Lebensversicherungen Bild: dpa
Die Rendite der Lebensversicherung ist mickrig, ihre Konditionen unattraktiv. Schuld daran sind auch die neuen Gesetzesregelungen. Höchste Zeit, über die Lieblingsanlage der Deutschen nachzudenken.
Bevor sie sich in drei Wochen in die Sommerpause verabschieden, kommen Deutschlands Abgeordnete zu einer Art Bilanzseminar für Fortgeschrittene zusammen. Um so fremdartige Dinge wie Bewertungsreserven wird es gehen, um Rechnungszinsen und Zinszusatzreserven - mit anderen Worten: Es wird ganz schön kompliziert.
Deswegen, so steht zu befürchten, werden die Abgeordneten dem Tagesordnungspunkt „Lebensversicherungsreformgesetz“ kaum ihre volle Aufmerksamkeit widmen. Die große Koalition hat eine satte Mehrheit, die Ferien stehen vor der Tür. Da wird die Devise wohl lauten: lieber durchwinken als lange diskutieren.
Dieses Schnellverfahren ist alles andere als angemessen angesichts der Tragweite der Entscheidung, die sich hinter den Fachbegriffen verbirgt: Geht es doch um nichts Geringeres als um die Versicherungsart, die in Deutschland einen einmaligen Rekord hält - um Lebensversicherungen, von denen es hierzulande fast so viele gibt wie Einwohner. Das Gesetz, so wirbt die Regierung, soll die Angebote sicherer machen. Sicher aber ist nur eines: Nie brachten Lebensversicherungen so wenig ein wie derzeit, nie waren ihre Konditionen so unattraktiv. Viele treibt darum die Frage um: Lohnt sich eine Lebensversicherung überhaupt noch?
Mit sicheren Anleihen lässt sich kaum Geld verdienen
Um sie zu beantworten, muss man zunächst verstehen, warum es die Deutschen überhaupt auf die stattliche Zahl von 76 Millionen Lebensversicherungsverträgen gebracht haben. Dies hatte lange Zeit steuerliche Gründe, aber noch wichtiger ist: Die Deutschen wollten sich mit den Verträgen Sicherheit erkaufen. Geldanlage ist schließlich oft eine ziemlich unkalkulierbare Sache. Aktienkurse können fallen, Immobilien an Wert verlieren - nur bei der Lebensversicherung war immer klar: Zumindest mit dem zugesagten Garantiezins konnten die Kunden fest rechnen. Von einem „klaren Auszahlungsprofil“ sprechen Experten. Dies gibt es zwar auch heute noch, doch das Problem dabei ist: Der niedrige Garantiezins macht es deutlich schwieriger als früher, darauf eine auskömmliche Altersvorsorge aufzubauen. Bei 1,75 Prozent liegt er aktuell, vom 1. Januar 2015 an sollen es dann nur noch 1,25 Prozent sein. Stolz verweisen die Versicherer deswegen darauf, dass sie stets höhere Renditen erzielt haben: 3,4 Prozent sind es für 2014 im Schnitt. Doch auch hier gilt: Das wird so nicht bleiben. Denn gerade erst hat die Europäische Zentralbank den Leitzins auf ein neues Rekordtief gesenkt, aller Voraussicht nach werden die Zinsen in Europa jahrelang niedrig sein.
Die Folge: Mit sicheren Anleihen wie Bundesanleihen lässt sich anders als in der Vergangenheit kaum noch etwas verdienen - genau solche Papiere haben die Versicherer aber hauptsächlich in ihren Depots. Rund 90 Prozent ihrer Gelder sind in Staatsanleihen oder Pfandbriefen investiert. Carsten Zielke, Chef des Analysehauses Zielke Research Consult, warnt: „Die Gefahr ist groß, dass die Anbieter in Zukunft keine auskömmliche Rendite mehr erzielen.“ Für den Abschluss einer Lebensversicherung spricht da wenig. Höhere Erträge lassen sich besser anderweitig finden - Sparpläne auf Indexfonds (ETF) beispielsweise wären ein Weg. Sie bilden die Wertentwicklung bestimmter Börsenbarometer wie des Dax exakt nach.