Krankenkassen im Vergleich : Weniger Leistung für Patienten
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Welche Kasse ist derzeit die beste? Bild: dpa
Viele Krankenkassen kürzen still und heimlich ihre Leistungen - und gleichzeitig die Beiträge erhöht. Doch ein paar gute Anbieter gibt es noch. Das zeigt der große Vergleich der F.A.S.
Zum Jahresanfang haben fast alle Krankenkassen ihre Beiträge erhöht – erstmals seit Jahren. Zusätzliche Belastungen von bis zu 100 Euro im Jahr je nach Einkommen waren die Folge. Doch jetzt wird klar: Ein Viertel der Kassen hat auch noch still und heimlich ihre Leistungen zusammengestrichen.
Jüngstes Beispiel ist die BKK Mobil Oil mit rund einer Million Versicherten. Zum 1. April hat sie nicht nur den Beitrag um 0,3 Prozentpunkte erhöht, sondern auch den Zuschuss zur gerne nachgefragten Osteopathie und zur künstlichen Befruchtung gestrichen. Die Barprämie im beliebten Bonusprogramm, das gesundheitsbewusstes Verhalten honoriert, wurde von 200 auf 90 Euro gekürzt. In der Pressemitteilung zur Beitragserhöhung verschwieg man das lieber. Da ist noch von attraktiven Zusatzleistungen die Rede.
Leistungseinschränkungen sollen Beitragserhöhungen verhindern
Weitere 22 Kassen, darunter auch viele große, haben ihr Angebot eingeschränkt. Das betrifft nicht die lebensnotwendigen Behandlungen, denn die sind gesetzlich vorgeschriebenen. Aber zehn Prozent der Leistungen sind freiwillig und teils bei den Versicherten sehr populär. Die Kassen zahlen sie bisher bereitwillig, um Mitglieder an sich zu binden. Doch nun wird gekürzt.
So hat etwa die DAK-Gesundheit, eine der größten Krankenkassen, den Zuschuss von 50 Euro zur professionellen Zahnreinigung gestrichen. Die IKK Südwest verschlechtert ihr Bonusprogramm, die AOK Hessen und die AOK Plus kürzen wie die BKK Mobil Oil die Erstattungen für Osteopathie, und die Techniker Krankenkasse erhöht die Eigenbeteiligung bei Krankenhauskosten im Ausland.
Zahnreinigung, Naturheilverfahren und Bonusprogramme sind auch bei den anderen Kassen die Felder, in denen am ehesten gekürzt wird. Einige Kassen haben auch Gesundheitskonten mit einem jährlichen Guthaben eingeführt, das die insgesamt von den Versicherten nutzbaren freiwilligen Leistungen beschränkt. „Das ist oft schon nach zwei oder drei Zusatzleistungen aufgebraucht“, sagt Thomas Lemke, Gründer und Inhaber des DFSI (Deutsches Finanz-Service Institut), das die Angebote von Krankenkassen, anderen Versicherungen und Banken vergleicht.
Die betroffenen Kassen versuchen mit den Leistungseinschränkungen stärkere Beitragserhöhungen zu vermeiden, die ihre Mitglieder zu einem Wechsel zu Anbietern bewegen könnten, die günstiger sind und es schaffen, ihre Leistungen stabil zu halten. Alle Kassen leiden mittlerweile unter höheren Kosten, vor allem bei Medikamenten und in den Krankenhäusern. Viele Jahre konnten sie das mit üppigen Finanzpolstern ausgleichen, doch die sind jetzt aufgebraucht. Zudem trifft die Kassen die Kürzung des staatlichen Zuschusses in den Gesundheitsfonds, der ihnen die Gelder zuweist.
Wechsel der Kasse ist problemlos möglich
Die Kunden müssen sich aber nicht tatenlos den Streichungen ergeben. Ein Wechsel der Krankenkasse ist einfach und ohne finanzielle Nachteile – anders als etwa bei privaten Krankenversicherungen, bei denen man in der Regel seine Altersrückstellungen verliert und bei Vorerkrankungen manchmal nicht mehr versichert wird oder Aufschläge zahlen muss.
Die Kassen haben heute größere Leistungsunterschiede und unterscheiden sich auch erheblich im Beitrag, anders noch als vor ein paar Jahren, als faktisch fast alle das Gleiche bezahlten. Heute gibt es zwar immer noch einen Einheitsbeitrag von 14,6 Prozent auf das Einkommen (maximal auf 50.850 Euro im Jahr), den sich das Mitglied mit seinem Arbeitgeber teilt. Aber obendrauf darf die Krankenkasse einen Zusatzbeitrag erheben, der vom Kunden allein getragen wird und sehr unterschiedlich ist.