Krankenversicherung im Ausland : Kassen lassen Transparenz vermissen
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Krank im Ausland: Wenn der Notfall eintritt, ist die richtige Krankenversicherung gefragt. Bild: dpa
Eine Versicherung gegen Krankheit im Ausland sollte selbstverständlich sein. Doch ein Test zeigt: Einige Anbieter nehmen es mit der Information nicht so genau.
Es kann richtig blöd laufen: Acht Stunden im Flieger, durch die Klimaanlage einen Infekt eingefangen und statt Entdeckungstour zum Indian Summer durch eine Lungenentzündung ans Krankenbett gebunden. Wer in Amerika im Urlaub krank wird, ist hinterher froh, wenn er eine Auslands-Reisekrankenversicherung abgeschlossen hat. Denn sie zahlt für Behandlungen, die gesetzliche Krankenkassen und manchmal auch private Krankenversicherungen nicht übernehmen. Seit das Bundessozialgericht im Mai klargestellt hat, dass gesetzliche Kassen keine Auslandsversicherungen anbieten dürfen, sind diese auf Kooperationspartner angewiesen. Viele haben schon vor Jahren solche Kooperationen geschlossen.
Das ist der Ausgangspunkt einer Untersuchung des Vergleichsportals Covomo unter elf Anbietern, die für rund 33 Millionen Versicherte und damit rund zwei Drittel der gesetzlich Krankenversicherten stehen. Das Ergebnis ist durchwachsen. „Der Hinweis auf die Notwendigkeit dieses Schutzes ist oft nicht ausreichend, und wenn man die Bedingungen überhaupt findet, dann sind die Leistungsbeschreibungen meist unverständlich“, sagt Karl Dieterich, Geschäftsführer von Covomo. Vor allem in der Kategorie Transparenz waren die Ergebnisse steigerungsfähig: Gerade fünf von elf Anbietern erreichten hier die Note „befriedigend“.
Ob man im Ausland versichert ist, hängt zum einen davon ab, ob das Land Mitglied der Europäischen Union ist, und zum anderen, ob es zusätzliche Schutzabkommen mit Deutschland gibt. Auch im EU-Ausland ist nicht immer der Rücktransport bei Krankheit durch die Zusatztarife gedeckt. Und in anderen Ländern muss der Reisende Behandlungen zahlen, selbst wenn es solche Schutzabkommen gibt – so etwa in den Vereinigten Staaten. „Der Versicherte sollte sich vor einer Reise informieren, welche Leistungen durch seine Krankenversicherung gedeckt sind“, empfiehlt Josina Starke von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. „Zahlt sie nur in Notfällen oder verlangt, mit der Behandlung zu warten, bis man in Deutschland zurück ist, ist eine Auslands-Reisekrankenversicherung sinnvoll.“
Günstige Entscheidung
Den Versicherten wird diese Entscheidung erleichtert, weil es die Zusatzversicherungen für Einzelpersonen oft schon für weniger als 10 Euro im Jahr gibt. Familien finden vernünftigen Schutz schon für bis zu 30 Euro. Eines der wichtigsten Kriterien, auf die zu achten ist, sei die Unterscheidung der Anbieter, ob ein Rücktransport medizinisch notwendig oder sinnvoll ist, sagen Verbraucherschützer und Portalbetreiber übereinstimmend. „Die Versicherungen achten darauf, ob eine Rückreise erforderlich war. Sind auch medizinisch sinnvolle Rücktransporte gedeckt, muss sich der Kunde hinterher keiner Diskussion stellen“, sagt Starke. „Wenn sinnvolle Transporte gedeckt sind, ist das einfach der umfassendere Schutz“, ergänzt Dieterich. Er verweist auf ein praktisches Beispiel: Ist ein Reisender in China unterwegs und erleidet einen Hexenschuss, mag es nicht notwendig sein, ihn aus dem dortigen Krankenhaus nach Hause zu holen – wohl aber sinnvoll. „An diesem Leistungsbestandteil zeigt sich, ob ein Tarif modern ist oder veraltet“, sagt er.
Das war schließlich auch eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der untersuchten Tarife. Am besten schnitten in dem Test, in dem die Kommunikation der Krankenkassen, die transparente Darstellung der Leistungen und der Leistungsumfang bewertet wurden, die Zusatztarife der Envivas ab, die die Techniker Krankenkasse ihren 10,4 Millionen Mitgliedern anbietet. Danach folgten Tarife der Gothaer (mit der Knappschaft) und der Huk (Barmer GEK). Die sechs Millionen Versicherten der DAK Gesundheit fahren laut dem Ranking mit der Hanse Merkur ebenfalls gut. Schlechter als befriedigend fielen die Tarife der privaten Versicherer LVM und Barmenia aus, die die HKK und Securvita BKK ihren Mitgliedern anbieten.
Weil die Beiträge gering sind, liegt auf dem Geschäft mit Auslands-Reisekrankenversicherungen kein Hauptaugenmerk der Versicherer. Haben sich in anderen Sparten wie Berufsunfähigkeit oder Unfall auch durch Vergleichsanalysen von Ratingagenturen Marktstandards gebildet, könnte dies in diesem Segment durch das Aufkommen von Vergleichsportalen jetzt erst der Fall sein.