https://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/steuern-sparen/elektronische-steuererklaerung-warum-elster-kein-steuersparprogramm-ist-14181059.html

Elektronische Steuererklärung : Warum Elster kein Steuersparprogramm ist

Praktisch - aber reicht das? Bild: Picture-Alliance

Haben Sie schon Ihre Steuererklärung gemacht? Und haben Sie sie online gemacht? Dann sind Sie einer von Millionen. Aber Vorsicht: Das Finanzamt hat gar kein Interesse daran, Sie zum Steuersparen zu verführen!

          2 Min.

          Auch im 20. Jahr seit der ersten Idee, eine elektronische Steuererklärung einzuführen, ist das Verfahren noch immer mit einem Kampf gegen Papierberge verbunden. Darüber weiß jeder zu berichten, der in diesen Tagen - Ende Mai ist grundsätzlich Abgabeschluss - an seiner Erklärung sitzt. Da heißt es, Zahlungsbelege und Bankunterlagen zusammenzusuchen und zu ordnen. Doch jenseits dieser ärgerlichen Arbeit hat sich für die meisten Menschen inzwischen einiges im Umgang mit dem Finanzamt geändert, sprich: vereinfacht. Die große Mehrzahl der Deutschen nutzt längst keine Papierformulare mehr, sondern den Computer und das Internet.

          Thiemo Heeg
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Die elektronische Steuererklärung, besser bekannt unter dem sprechenden Namen „Elster“, hat sich hierzulande zu einem Standard entwickelt. Im vergangenen Jahr verbuchte Elster einen Rekord. Insgesamt wurden 20 Millionen Steuererklärungen online eingereicht. 2011 waren es nicht einmal halb so viele gewesen. Ganz zu schweigen von der Anfangsphase um die Jahrtausendwende, als die Steuererklärung via Internet noch eine Sache für Technikfreaks war. Schon 2010 jedoch bezeichnete das Bayerische Landesamt für Steuern in einem Strategiepapier Elster als eines der wichtigsten und erfolgreichsten E-Government-Projekte in Deutschland. „Wer das Verfahren einmal genutzt hat, weiß: Es ist bequemer und weniger fehleranfällig als das Ausfüllen von Papierformularen“, sekundiert der Hauptgeschäftsführer des Digitalverbandes Bitkom, Bernhard Rohleder.

          Viele verbinden Elster in erster Linie mit dem Programm „Elster-Formular“, das die Finanzbehörden auf der Elster-Homepage kostenlos zur Verfügung stellen. Mit dieser Software lässt sich grundsätzlich alles Notwendige erledigen: Sie ermöglicht Dateneingaben in ein elektronisches Steuerformular sowie die Übernahme von Angaben aus dem Vorjahr, sie berechnet probeweise, wie hoch eine Steuererstattung oder eine Steuernachzahlung ausfällt, und sie kann die Steuererklärung verschlüsselt an das zuständige Finanzamt übertragen.

          Alles prima, doch wer mehr erwartet, wird von Elster-Formular enttäuscht. Gezielte Hinweise, wie sich Steuern sparen lassen - noch dazu für Spezialfälle - fehlen. Menschlich verständlich: Der Anbieter Finanzamt hat naturgemäß kein allzu großes Interesse daran, seine „Kundschaft“ zum Steuersparen zu verführen. Elster-Formular sei „kein Ersatz für eine professionelle Steuerberatungssoftware kommerzieller Anbieter oder die fachkundige Unterstützung durch einen Steuerberater“, resümiert der Bitkom.

          Im Handel steht eine breite Palette kostenpflichtiger Programme zur Verfügung. In Tests schneidet vor allem die Steuersoftware „Wiso Steuer-Sparbuch“ häufig sehr gut ab. Das Programm rechne sauber, biete die beste Beratung und schwächele nur beim Korrigieren von Arbeitsschritten, konstatierte jüngst die Zeitschrift „Computerbild“. Allerdings hat das Programm des Anbieters Buhl einen Schönheitsfehler: Mit bis zu 40 Euro gehört es zu den teuersten Vertretern seiner Art. Auf ähnlichem Preisniveau bewegen sich die Konkurrenten „Steuersparerklärung“ des Verlages Akademische Arbeitsgemeinschaft und „Taxman“ von Lexware. Günstiger schneiden Steuerzahler mit Programmen wie „Tax“, „Steuer-Easy“, „Quick-Steuer“ oder „Smartsteuer“ ab. Schätzungen zufolge werden jedes Jahr rund vier Millionen Steuerprogramme verkauft - die meisten harmonieren mit Elster, weil das Verfahren zur Internet-Übermittlung von Steuerdaten standardisiert ist.

          Der Bitkom empfiehlt nachdrücklich den Kauf. Die „geringe Investition“ in eine professionelle Software könne sich durch eine höhere Steuerrückerstattung dank der Hinweise schnell rechnen, heißt es. Da ist etwas dran: Im Schnitt zahlt der Fiskus je Erklärung um die 1000 Euro zurück.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei der Vereidigung am Samstag mit seinem Kabinett in Ankara

          Türkisches Kabinett : Erdogans neue Mannschaft

          Mit der Ernennung von Mehmet Simsek zum Finanzminister zeigt sich der türkische Präsident offen für eine neue Wirtschaftspolitik. Nicht nur im Finanzressort signalisiert Erdogan mehr Pragmatismus.

          Großprotest in Warschau : Tusks Marsch der „Hoffnung“

          Im Streit um die „Lex Tusk“ der PiS-Regierung mobilisiert Polens Opposition für eine Kundgebung in Warschau Hunderttausende. Die Zuversicht für einen Regierungswechsel im Herbst wächst.
          Friedrich Merz findet am Gendern keinen Gefallen, bei den Öffentlich-Rechtlichen schon gar nicht.

          Kritik an Sendern : Übers Gendern in Medien freut sich nur die AfD

          Friedrich Merz befeuert abermals die Debatte über den Sprachduktus der Öffentlich-Rechtlichen. Wer gendert, meint er, helfe nur den Rechtspopulisten. Der DJV-Chef Frank Überall hält genderscharf dagegen.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.