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Nachhaltigkeitsmessungen: Welcher Maßstab ist denn nun der richtige? Bild: Prisma Bildagentur
Welche Unternehmen nachhaltig sind, entscheiden Ratingagenturen für die Nachhaltigkeit – und die sind sich erstaunlich oft uneinig.
Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist der nachhaltigste Unternehmer im ganzen Land? Diese Frage stellen sich internationale Investoren, um ihre Portfolios unter diesem Aspekt des Klimaschutzes zu gestalten. Um entscheiden zu können, welche Unternehmen wirklich nachhaltig sind, verlassen sich die Kapitalgeber aber nicht auf die Antwort eines magischen Spiegels, sondern auf die nüchterne Expertise einer ESG-Ratingagentur. ESG steht dabei für Ecological (Klima), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Im Idealfall führt eine schlechte Bewertung etwa bei einem zu hohen CO2-Ausstoß dazu, dass Investoren das jeweilige Unternehmen aus ihren Portfolios verbannen. Doch je nachdem, welche Ratingagentur bei einer Bewertung zum Zuge kommt, unterscheiden sich die jeweiligen ESG-Ergebnisse deutlich. Woran liegt das?
Die Forscher Florian Berg, Julian Köbel und Roberto Rigobon vom Massachussetts Institute of Technology (MIT) haben versucht, diese Frage zu beantworten. Dazu haben sie die Unternehmensbewertungen von fünf bekannten Nachhaltigkeits-Ratingagenturen miteinander verglichen. Dabei fanden sie heraus, dass mehr als die Hälfte der voneinander abweichenden Ratings auf Messunterschiede zurückzuführen waren, und mehr als 40 Prozent durch die Auswahl unterschiedlicher ESG-Attribute. Ein weiterer Grund für die uneinheitlichen Messungen war der sogenannte „Rater-Effekt“. Das heißt beispielsweise, dass für ein Unternehmen, das im Hinblick auf Menschenrechte gut bewertet wurde, die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, auch in anderen Bereichen positiv bewertet zu werden. Die MIT-Forscher begründen den Effekt vor allem damit, dass Rating-Agenturen nicht einzelne Eigenschaften bewerten, sondern das gesamte Unternehmen.
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