Vermögensverwalter : Kleine Werte sind die Würze im Depot
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Der Pharma- und Laborzulieferer gehört zu den Favoriten von Vermögensverwalter Rolf Kieckebusch, Bild: dpa
Qualität ist Trumpf, wenn es bei Vermögensverwaltern um Wertpapiere geht. Das führt sie häufiger zu kleinen Werten. Gute Ideen im Anleihenbereich seien dagegen eher knapp.
Große Werte bestimmen das Geschehen an der Börse. Doch es sind die kleinen, die in einem Portfolio den Unterschied machen können. Denn wer nur auf Standardwerte setzt, erhält in der Regel längerfristig nur die durchschnittliche Rendite des Aktienmarkts. Das ist einer der Gründe, warum viel private Vermögensverwalter auf Aktien kleinere Unternehmen setzen.
Rolf Kieckebusch, Vorstand der Kasseler Vermögensverwaltung Kirix möchte vor allem die Unternehmen kennen, in die er das Geld seiner Mandanten und des hauseigenen Fonds „Kirix Dynamic Plus“ investiert. „Ich möchte ein gutes Gefühl für die Führung des Unternehmens bekommen. Dafür brauche ich nicht nur einen einfachen Zugang zu Vorständen. Ich muss auch das Unternehmen besichtigen und mit einem Vorarbeiter sprechen können, um zu wissen, wie es läuft. Damit sind wir bisher selten auf die Nase gefallen.“ Das ist auch der Grund, warum der Fonds nur in den deutschsprachigen Ländern Europas investiert.
Analyse statt Prognose
Kieckebuschs Ziel ist es, vor anderen Investoren unterbewertete Aktien zu finden und Unternehmen, die sich in besonderen Situationen befinden. Bisweilen heißt es da: geduldig sein. Aber da komme einem das geringe Volumen des Fonds von aktuell rund 25 Millionen Euro zugute.
Auf der Suche nach unterbewerten Unternehmen ist auch Björn Heissenberger. Der Schweizer nutzt ein quantitatives Modell, das sich am inneren Wert eines Unternehmens orientiert. Von den üblichen Prognosemodellen hält er nicht viel. „In komplexen Systemen wie dem Aktienmarkt sind genaue Prognosen unmöglich. Längerfristig führen kleine Irrtümer zu riesengroßen Unterschieden in der Bewertung. Weil sich aber viele danach richten, führt das zu Fehlbewertungen, die man sich als Anleger zunutze machen kann.“
Heissenbergers Modell umfasst insgesamt 15 Faktoren: Eine hohe Marge, die in einem Abschwung Spielraum für Preissenkungen gibt oder eine niedrige Verschuldung als „Speckschicht“ für schlechte Zeiten gehören dazu. „Wichtig sind aber auch andere Faktoren wie positive Überraschungen oder die Analystenmeinung. Positive Überraschungen finden dort statt, wo die Gewinnrevisionen von Analysten steigen, Kurse stark positiv auf Quartalszahlen reagieren und die Analysten zumeist negativ eingestellt sind. Sehr positive Analystenmeinungen sind für eine Aktie eher schlecht, weil die Erwartungen zu hoch sind.“ Die Ergebnisse seines Ansatzes seien am ehesten mit der Entwicklung des S-Dax vergleichbar, sagte Heissenberger. Allerdings seien die auch von ihm geschätzten kleinen Aktien seit 2016 oft zu teuer geworden.
Der Banker ist nicht Dein Freund
Beide Vermögensverwalter haben in einer Großbank angefangen. Doch während Kieckebusch sich vor 18 Jahren von Kunden überzeugen ließ, selbständig zu werden, hat Heissenberger der UBS vor weniger als einem Jahr aus Enttäuschung den Rücken gekehrt. „Der Banker tut oft, als wäre er des Anlegers bester Freund, aber er ist doch nur ein Angestellter der Bank und verkauft ihm mitunter Dinge, die nicht in dessen Interesse sind.“ Das gelte auch für das „Wealth Management“-Geschäft. Erst ab einem Depot von etwa 30 Millionen Euro werde die Behandlung besser. Sehr kleine Vermögen sind aber auch bei Heissenberger nicht gefragt. Die Mindestsumme für ein Mandat beträgt eine Million Euro. Kirix bietet Mandate ab etwa 300.000 Euro an.