Umfrage von Art Basel und UBS : Nachhaltige Kunst ist gefragt
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Kunstmessen in Zeiten von Corona: Art Basel in Basel - Kunstwerk des iranischen Künstlers Hadi Fallahpisheh Bild: dpa
Der Handel mit Kunstwerken und Antiquitäten nimmt Kurs auf neue Rekorde. Doch der Markt wandelt sich. Sammler achten immer mehr auch auf Nachhaltigkeit.
Nur wenige Menschen werden sich, wenn sie das Werk eines alten Meisters im Museum bewundern, wohl Gedanken über das Thema Nachhaltigkeit machen. Dabei waren früher viele Farben und Dämpfe schädlich oder hochgiftig, das Gewinnen der Rohstoffe gefährlich sowie die Arbeits- und Lebensbedingungen oft schlecht. Auf der Habenseite dürfte zu verbuchen sein, dass die CO2-Bilanz damaliger Reisen eine ganz andere war und Leinwände oder Holz allein schon aus Kostengründen mehrfach verwendet wurden. Besonders nachhaltig ist es aber wohl, dass ein solches Gemälde überhaupt noch erhalten ist und von Kunstliebhabern noch heute bewundert werden kann.
Dennoch hält das omnipräsente Thema Nachhaltigkeit zunehmend Einzug auch in den Markt für Gemälde, Skulpturen und andere Kunstwerke. Viele Sammler sorgen sich über den CO2-Fußabdruck des Kunstmarktes. Dabei scheinen die allermeisten bereit zu sein, eine Prämie für nachhaltigere Sammeloptionen zu zahlen, um die Folgen ihres Handelns oder Kaufes für die Umwelt abzumildern. Dies ergibt jedenfalls eine Umfrage der Kunstmesse Art Basel zusammen mit der Schweizer Bank UBS unter mehr als 2700 sehr wohlhabenden Kunstsammlern auf der ganzen Welt. Zu den elf untersuchten Schlüsselmärkten zählen die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Festlandchina, die Sonderverwaltungszone Hongkong, Taiwan, Singapur, Japan und Brasilien.
Laut der Analyse würde das Gros der Befragten (57 Prozent) für das Mehr an Nachhaltigkeit bis zu 25 Prozent zusätzlich für ein Kunstwerk bezahlen. 2019 sagten dies 45 Prozent. Fast alle würden einen Aufschlag von 5 Prozent zum Kaufpreis akzeptieren. Insgesamt zählt das Thema Nachhaltigkeit demnach zu den größten Sorgen der Sammler, mit einem Anteil von 28 Prozent liegt es darunter auf Platz vier. Die mit Blick auf den Kunstmarkt meisten Gedanken machen sich die Befragten aber über zunehmende Regulierung und Anforderungen an die Identifikation (46 Prozent), Rechtsfragen (40 Prozent) und Beschränkungen im internationalen Handel (33 Prozent).
Höhere Preise für mehr Nachhaltigkeit
Die Sorgen haben konkrete Folgen: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Befragten denken über nachhaltigere Möglichkeiten für ihre Kunstaktivitäten nach. 2019, im letzten Jahr vor der Pandemie, sagten dies nur 62 Prozent. Neben der Zahlung eines höheren Preises sieht es eine große Mehrheit dieser Kunstliebhaber auch als essenziell an, sich in den kommenden zwei Jahren an einer Palette nachhaltiger Praktiken zu beteiligen. Besonders häufig genannt werden etwa die Nutzung ausschließlich digitaler Kataloge, Analysen und sonstiger Informationen anstelle von Gedrucktem und der Kauf von nachhaltig produzierter Kunst. Wichtige Aspekte sind zudem der Einsatz von wiederverwertbaren oder recycelten Versandmaterialien und der Transport an sich – weniger, gebündelt, der Vorzug des Landtransports vor dem Luftweg. Viele Befragte wollen auch den CO2-Fußabdruck kunstbezogener Reisen ausgleichen oder sich mehr auf lokale Aktivitäten konzentrieren.