Wichtigste Renditen der Welt : Sichere Anlagen sind nicht sicher
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Immobilien bringen in etwa so hohe Rendite wie Aktien. Doch der Kauf ist für Privatkäufer eine große Investition. Bild: dpa
Es ist eine spektakuläre Datenanalyse über die Renditen der wichtigsten Kapitalanlagen seit dem 19. Jahrhundert: Ein Bonner Ökonom rüttelt die Finanzszene auf, indem er zeigt, dass vermeintlich sichere Anlagen durchaus nicht sicher sind.
Moritz Schularick sorgt seit Jahren in der Finanzszene für Gesprächsstoff. Der Bonner Ökonom hat mit Kollegen mehrere Arbeiten über die Renditen von Immobilienanlagen seit dem 19. Jahrhundert und über den Zusammenhang von Immobilienbooms und Finanzkrisen geschrieben. Seine neueste Arbeit wird noch viel mehr Diskussionen anregen: Schularick hat mit seinen Kollegen und der Hilfe einer einzigartigen Datenfülle die Renditen der wichtigsten Kapitalanlagen für 16 Industrienationen seit dem 19. Jahrhundert zusammengetragen und verglichen. Die Studie endet mit den Daten für das Jahr 2015.
Die Ergebnisse sind spektakulär und verdeutlichen ein weiteres Mal die erhebliche Bedeutung der Streuung von Vermögen. Die Resultate sind hoch interessant, auch wenn sich aus früheren Renditen keine sicheren Prognosen für künftige Renditen ableiten. Wichtig vorab: Die Arbeit behandelt ausschließlich reale, also um die Inflationsrate bereinigte Renditen. Denn nur diese sind für Anlageentscheidungen von Belang.
Sichere Anlagen sind nicht sicher
Zunächst stehen die Renditen sogenannter sicherer Anlagen zur Verfügung, in deren Rahmen die Autoren kurzfristige Geldmarktanlagen in Form staatlicher Schatzwechsel und langfristige Staatsanleihen miteinander vergleichen. Der erste Blick auf die Grafik (siehe oben) verdeutlicht bereits, dass sich diese Renditen im Zeitablauf stark bewegt haben. Das heißt: Auch sogenannte sichere Kapitalanlagen unterliegen Wertschwankungen, die, zumindest um die Inflation bereinigt, auch mit Verlusten einher gehen können.
Neben den Exzessen in den beiden Weltkriegen fallen auch die negativen Werte in der Inflationsperiode der siebziger und achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts auf. Dies belegt, was in den vergangenen Jahren mehrfach auch von der Deutschen Bundesbank betont worden ist. Negative Zinsen und Renditen sind aus der Geschichte wohl bekannt und kein Ausnahmetatbestand unserer Zeit. Auch befinden sich die Zinsen und Renditen in der Gegenwart nicht auf historischen Tiefstständen.
Sicherer Zins war in den achtziger Jahren besonders hoch
Das ist vor allem für Menschen schwer verständlich, deren Erfahrungshorizont die vergangenen Jahrzehnte sind und die sich noch an die sehr hohen Renditen in den achtziger und frühen neunziger Jahren erinnern. Damals trugen auch deutsche Bundespapiere Kupons, die fast bis 10 Prozent reichten. Im Vergleich dazu wirken die heutigen Zinsen und Renditen anormal und unnatürlich. Ein Blick in die Geschichte lehrt indessen, dass eher die hohen Zinsen und Renditen in den achtziger und frühen neunziger Jahren anormale und unnatürliche „Ausreißer“ waren.
Der langjährige Durchschnitt der Renditen in den Industrienationen beträgt für Anleihen 2,5 Prozent und für Geldmarktanlagen 1 Prozent. „In einer langfristigen Betrachtung lässt sich sagen, dass der sichere reale Zins um seinen heutigen Wert schwankt“, heißt es in der Untersuchung. „Das Rätsel ist eher, warum der sichere Zins Mitte der achtziger Jahre so hoch war, als, warum er seitdem gefallen ist.“
Notenbanken verlieren Einfluss
Für den Fall des Realzinses in den vergangenen Jahrzehnten nennen die Autoren die von vielen anderen Fachleuten immer wieder zitierten Gründe; ein weiterer Fall des Realzinses erscheint möglich: „Demografische Veränderungen rund um den Welt verändern das wirtschaftliche Umfeld auf eine Weise, die weiterhin Druck auf den Realzins erlaubt.“