Die Vermögensfrage : Augen zu und durch – Aktien lohnen dauerhaft
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Der Handelsraum der Deutschen Börse in Frankfurt. Jedes Börsenjahr ist transparent. Bild: Marc-Steffen Unger
Das Anlageverhalten der Deutschen ist arg schüchtern und könnte ein bisschen Aufmunterung vertragen. Aktien lohnen sich, wenn man eine einfache Regel beachtet: Augen zu und durch - Aussitzen ist Trumpf.
Wer immer als Statistiker die Vermögensanlagen der Deutschen analysiert, der rauft sich vermutlich irgendwann die Haare. Um es zurückhaltend zu formulieren: Das Anlageverhalten der Bundesbürger ist arg schüchtern und könnte ein bisschen Aufmunterung vertragen. „Eher konservativ“ nannte es jedenfalls die Bundesbank, als sie im Frühjahr zum zweiten Mal eine große Umfrage zu den Finanzen und Vermögen in Deutschland ausgewertet hatte. Um dann etwas erstaunt zu vermerken, dass „die Haushalte in ihrem Anlageverhalten bisher kaum auf sich verändernde Vermögenspreise und Nominalzinsen reagiert haben“.
Stimmt. Da versinken die Zinsen bei fast allen Banken und Sparkassen im Bodensatz unter ein Prozent, und der Bundesbürger packt im Durchschnitt knapp 8000 Euro mehr auf seine Giro- oder Sparkonten. Zugegeben, der Durchschnittswert sagt wenig, weil die Vermögen in Deutschland ziemlich ungleich verteilt sind, eine handfeste Reaktion auf die Magerzinsen sieht aber anders aus.
Zwischen 2010 und 2014, den beiden Umfrageterminen, hat sich an der Vermögensstruktur tatsächlich wenig verändert. Das Sparen bei Banken und Bausparkassen ist die beliebteste Anlageform der Bundesbürger. 72 Prozent der Haushalte frönen dieser zinslosen Leidenschaft. 46 Prozent der Haushalte sparen mit kapitalbildenden Lebensversicherungen, die ihrerseits erheblich mit dem Zinsrückgang zu kämpfen haben.
Und Aktien oder Fonds? Da ging die Zahl der Haushalte mit Fondsbesitz um fast ein Viertel auf 13 Prozent und die der Haushalte mit Aktien um einen Prozentpunkt auf zehn Prozent zurück. Umschichten in bessere Anlagen kann man das nicht nennen.
Aktienanlage lohnt
Dabei sind die Renditen von Aktien traditionell ziemlich beeindruckend. Zumindest wenn die Wertpapiere länger gehalten werden. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI), das es sich seit Anfang der 50er Jahre zum Ziel gesetzt hat, die Verbreitung der Aktie zu fördern, weiß dies glanzvoll zu belegen. Seit Jahren listet das DAI sorgfältig auf, mit welcher Rendite ein Käufer aller Dax-Aktien belohnt wurde, wenn er diese Papiere gekauft und gehalten hat. Egal wann gekauft und wie lange gehalten, das sogenannte Dax-Renditedreieck des DAI kennt alle Renditen.
Jedes Börsenjahr und jede Anlagedauer werden transparent. Beispiel: Kauf Ende 1987 und Verkauf Ende 2002 brachte dem Anleger eine jährliche Rendite von 7,3 Prozent. Oder: Kauf Ende 1995 und Verkauf Ende 2015 wurde jährlich mit 8,1 Prozent belohnt. Und so weiter. Die Ergebnisse berücksichtigen die Kursgewinne und Dividenden. Sie sind allerdings etwas zu schön, weil sie vor Steuern und ohne Kosten ermittelt wurden. Das ist nicht ganz die Realität des Anlegers. Die Richtung der DAI-Zahlen aber stimmt: Die Aktienanlage lohnte wirklich.
Schlechtestes Ergebnis immer noch 2,3 Prozent
Egal wann der Anleger in den vergangenen 50 Jahren zum Dax griff, acht Prozent Rendite im Jahr waren so oder so ein ganz normales und mittleres Ergebnis. Unter einer Voraussetzung allerdings: Der Anleger musste die Aktien länger im Depot halten. Je länger, desto besser.
Die Tabelle zeigt die Schicksale unterschiedlicher Anlagedauern in den vergangenen 50 deutschen Börsenjahren. Wer irgendwann in diesem Zeitraum Aktien kaufte und diese fünfzehn Jahre hielt, erwirtschaftete meist eine jährliche Rendite von achteinhalb Prozent. Unabhängig vom Kaufzeitpunkt. Ausreißer bestätigen nur diese Regel: Hatte der Anleger Pech und kaufte 1999, kam er beim Verkauf fünfzehn Jahre später nur auf schale 2,3 Prozent Rendite. Entscheidend bei dieser Anlagedauer: Es gab am Ende nie einen Verlust, die schalen 2,3 Prozent waren das schlechteste aller Ergebnisse unter den fünfzehnjährigen Anlagezeiträumen. Ausreißer nach oben gab es auch: Wer Ende 1984 kaufte und bis 1999 durchhielt, wurde mit 15,4 Prozent Rendite belohnt. Pro Jahr, versteht sich.
Einbrüche des Aktienmarkts aussitzen
Die Tabelle zeigt deutlich, dass die Ausreißer nach unten, die Mindestrenditen, mit der Länge des Anlagezeitraums immer ansehnlicher werden. Ab 20 Jahren Anlagedauer gab es in den vergangenen 50 Jahren mindesten sechs Prozent jährlich zu verdienen. Wann immer auch gekauft wurde.