20 Prozent auf alles – aber nicht für jeden
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Ein elektronisches Preisschild in einem Supermarkt in Düsseldorf. Bild: dpa
Angebot und Nachfrage waren gestern: Im Internet kann sich der Preis eines Produkts binnen Sekunden ändern. Dahinter stecken raffinierte Algorithmen. Wie können sie kontrolliert werden?
Ein Häkelbuch muss schon ziemlich gut sein, wenn dafür knapp 1500 Euro verlangt werden soll. Bei Amazon sollte es vor wenigen Tagen so viel kosten – kurz davor und danach sind es immerhin noch um die 100 Euro. Anderswo im Internet kostet es nur die Hälfte, und die Taschenbuchvariante ist für 10 Euro zu haben. Was ist da los? Im Online-Handel entscheide oft ein Algorithmus darüber, wie teuer ein Produkt sei, sagt Christin Schäfer. Die Mathematikerin war früher Datenforscherin für die Deutsche Bank und berät heute Unternehmen im Umgang mit Algorithmen (und sie häkelt). Wenn zwei Händler Algorithmen einsetzen, die sich am jeweiligen Wettbewerber orientieren, könne das zu einer absurden Rückkopplung führen, erklärt sie. Angenommen, Händler A will stets den Preis von B um 2 Cent unterbieten, B jedoch will immer 5 Prozent über A bleiben – dann können die Preise unaufhörlich steigen: Genau auf diese Weise kann ein Häkelbuch so teuer werden wie ein Gebrauchtwagen.
Algorithmen orientieren sich sehr genau an mutmaßlichen Kundenbedürfnissen. Schäfer gibt ein Beispiel: Ein bestimmter Kunde reagiert erfahrungsgemäß auf Kampfpreise und Rabatte. Er kann deshalb zum Kauf eines Druckers bewegt werden, wenn er davon ausgeht, von einem Preisvorteil zu profitieren. Ist das bekannt, werden ihm die typischen „Kunden kauften auch“-Produkte eingeblendet. Deren Preise passt nun ein Algorithmus so an, dass die Rechnung für den Händler aufgeht. Dabei bezieht er das vorherige Kaufverhalten des Kunden ein sowie die vom Händler anvisierte Gewinnmarge.
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