Investmentfonds : Kaufen ohne Ausgabeaufschlag
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Aktienfonds ohne Ausgabeaufschlag Bild: F.A.Z.
Es ist ein verführerisches Angebot: Banken verzichten auf die Gebühren, die für Fonds fällig werden. Doch für die Anleger lohnt sich das nicht immer.
Schön ist das nicht: Da will der Anleger ein bisschen Geld in einen Fonds investieren, und noch bevor das Geld beim Fondsmanager ankommt, ist schon mal der erste Teil weg. "Ausgabeaufschlag" heißt das böse Wort - und das kann einiges ausmachen.

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Fünf Prozent sind gar nicht unüblich, und das bedeutet: Wer 10.000 Euro zum Anlegen hat, verliert schon beim Überweisen 476 Euro davon. Das Geld bekommt meist die Bank, dafür, dass sie dem Kunden erfolgreich einen Fonds verkauft hat.
Lockmittel für Kunden
Da sehen die Banken natürlich eine Möglichkeit, Kunden anzulocken - vor allem die Direktbanken. So manche verzichtet auf den Ausgabeaufschlag oder gewährt einen großen Rabatt, damit der Kunde seine Anteile bei ihr kauft und sein Depot bei ihr führt.
Das kann für beide Seiten ein gutes Geschäft sein: Der Kunde spart Geld beim Kauf. Die Bank verdient trotzdem noch ein bisschen Geld, denn sie bekommt oft Bestandsprovision aus den laufenden Fondsgebühren, die der Kunde sowieso zahlt.
Laufende statt einmalige Kosten
Doch so einfach ist es nicht immer. Beispiel Santander: Die spanische Bank wirbt derzeit damit, dass sie als einzige Filialbank in Deutschland Fonds ohne Ausgabeaufschlag anbietet. 20 unterschiedliche Fonds hat sie in diesem Programm - sehr prominent ist zum Beispiel der "Carmignac Patrimoine", ein Mischfonds des französischen Fondsmanagers Edouard Carmignac, der mit seiner enormen Stabilität während der Finanzkrise Furore gemacht hat und seitdem bei deutschen Fondskäufern sehr beliebt ist. Doch gerade bei diesem Fonds sollten sich Anleger gut überlegen, ob sie nicht doch lieber den Ausgabeaufschlag zahlen wollen.
Den Carmignac Patrimoine gibt es nämlich in unterschiedlichen Ausführungen. Seit 20 Jahren existiert der "Carmignac Patrimoine A", für den bis zu vier Prozent Ausgabeaufschlag fällig werden. Seit 2006 hat Carmignac zusätzlich den "Patrimoine E" im Angebot, in dem die gleichen Aktien und Anleihen stecken, der aber nie mit Ausgabeaufschlag verkauft wird. Santander verkauft den Patrimoine E. Doch der hat einen Haken: Die laufenden Kosten, die jährlich neu anfallen, sind höher. Statt 1,77 Prozent werden dem Anleger jährlich 2,27 Prozent abgezogen.
Langfristig werden die Jahresgebühren teuer
Kurzfristanleger entscheiden sich da lieber für die Variante ohne Ausgabeaufschlag. Doch für die Kurzfristanlage ist so ein Mischfonds sowieso nicht geeignet. Wer den Patrimoine kauft, der möchte fürs Alter vorsorgen.
Langfristig aber werden die hohen Jahresgebühren teuer. Die Mathematik zeigt: Nach zehn Jahren ist die Variante E plötzlich die teurere. In der Praxis ging das sogar noch schneller: Wer den Patrimoine E beim Start vor sechs Jahren gekauft hat, der hat jetzt schon weniger Geld als jemand, der zur gleichen Zeit den Ausgabeaufschlag auf den Patrimoine A zahlte.
Vor dem Kauf Gebühren vergleichen
Deshalb sollten Anleger ihre Entscheidung umgekehrt treffen: Erst sollten sie überlegen, welche Fonds sie kaufen wollen - und dann, welche Bank ihnen das günstigste Angebot macht.
Natürlich sollten Anleger ihre Depotbank so wählen, dass sie möglichst viele Fonds günstig bekommen. Die Direktbanken haben das größte Angebot an preisreduzierten Fonds. Einen Eindruck ihrer Gebühren bietet die Tabelle, die die Kosten großer Fonds vergleicht. Besonders günstig sind oft die Diba, die DAB Bank und die Deutsche-Bank-Tochter Maxblue.
Im Zweifel können Fondskäufer ihren Auftrag von jeder Bank aus an die Börse Hannover geben: Sie hat mehr als 1000 Fonds im Programm, die sie ohne Aufschlag verkauft. Stattdessen verlangt sie 15 Euro Börsengebühr.