Beschädigte Geldscheine : Wenn die Banknote ramponiert ist
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Ein Puzzle der etwas anderen Art: Geschredderte Geldscheine in der Spezialabteilung der Deutschen Bundesbank für beschädigte Banknoten in Mainz. Bild: Frank Röth
Ist ein Geldschein zerrissen oder angekokelt, dann ist er nicht gleich wertlos – doch manchmal eben schon. Aber wann kann man sich als Betroffener eigentlich Chancen auf Ersatz für die Banknote ausrechnen?
Der Reißverschluss des gelben Portemonnaies klemmt schon wieder. Ein kräftiger Ruck, und es öffnet sich doch. Der Übeltäter ist schnell ausgemacht. Es ist aber nicht irgendein Zettel, der sich verhakt hatte, sondern ein 20-Euro-Schein. Ihm fehlt nun ein ganzes Eck. Was soll man nun mit dem ramponierten Geldschein tun? Beim nächsten Einkauf an der Supermarktkasse wird er vermutlich trotzdem akzeptiert werden. Sind die Schäden allerdings schlimmer, dann hilft bisweilen nicht einmal mehr der Weg zur Bank, um Ersatz für die Banknote zu bekommen.
Von einem kaputten Schein muss mehr als 50 Prozent vorhanden sein, sonst ist er in der Tat wertlos. Aussicht auf einen Austausch haben die Betroffenen aber zudem nur, wenn es sich nicht um vorsätzlich beschädigte Euronoten handelt. Gleichwohl hätte es keine rechtlichen Konsequenzen, wenn jemand mit 100-Euro-Scheinen zum Beispiel ein Lagerfeuer anzündet oder auch ein Kunstwerk erschafft. Grundsätzlich könne jeder mit seinem Geld machen, was er wolle, heißt es von der Deutschen Bundesbank. Nur ersetzt werde der Schaden dann nicht.
Dabei müssen Banknoten in ihrem Leben so einiges mitmachen. Sie gelangen in unzählige Hände, landen in Geldbörsen, Hosentaschen, Kassen oder Zählmaschinen. Die Geldscheine werden gewaschen, von Kindern bemalt oder angekokelt. Andere werden zu Geschenken gefaltet und verklebt, mit Altpapier zerrissen oder gar geschreddert. Bei solchen Beanspruchungen hilft es letztlich auch nicht, dass die Euronoten zum Teil aus Baumwolle gemacht sind. Papier bleibt Papier.
Einige neue 5- und 10-Eurobanknoten sind zusätzlich beschichtet
Daher werden die Scheine ohnehin regelmäßig von den Notenbanken ausgetauscht, wenn die Gebrauchsspuren allzu deutlich sind. Dies kann nach wenigen Monaten der Fall sein, aber auch nach mehreren Jahren. Dabei gilt: Je kleiner der Schein, desto häufiger wechselt er den Besitzer, und desto rascher erfolgt in der Regel auch der Austausch. Einige neue Eurobanknoten sind daher auch zusätzlich beschichtet, um sie länger haltbar zu machen. Diese Speziallackierung befindet sich auf den oft benutzten neuen 5- und 10-Euro-Scheinen. Sie fehlt auf höherwertigen Noten wie dem neuen Zwanziger, den es seit rund einem Jahr gibt.
Nach Angaben der Bundesbank ist bei Euroscheinen der ersten Serie im Nennwert von 5 und 10 Euro ein Austausch durchschnittlich nach einem Jahr erfolgt, rund anderthalb Jahre sind es für die alte 20-Euro-Note gewesen und mehrere Jahre für Stückelungen von 50 Euro an. Deutlich niedrigere Raten für die Aussortierung der neuen Banknoten deuteten nun darauf hin, dass die zusätzliche Beschichtung die Haltbarkeit tatsächlich erhöhe. Konkrete Aussagen ließen sich aber derzeit noch nicht treffen.
Ist ein Geldschein kaputt, dann gibt es für den Besitzer mehrere Wege, diesen umzutauschen, wenn ihn der Kassierer beim Einkauf nicht mehr annimmt. Einen Versuch wert ist sicherlich der Gang zur Hausbank. In vielen Fällen wird zum Beispiel ein nur zerrissener Schein dort umgehend ersetzt, wie Rückfragen bei der Commerzbank oder der Deutschen Bank ergeben. Doch vor allem bei stärkeren Schäden oder höheren Beträgen werden die ramponierten Banknoten vielfach erst einmal an die Bundesbank weitergeleitet.
Die Gutschrift auf dem Konto des Kunden erfolge dann nach Erstattung durch die Bundesbank, erläutert ein Sprecher der Frankfurter Volksbank. Werde ein beschädigter Geldschein direkt in der Filiale umgetauscht, sei dies eine Entscheidung aus Kulanz, sagt eine Sprecherin der Frankfurter Sparkasse. So sei eine solche „unbürokratische“ Lösung von Fall zu Fall zum Beispiel dann möglich, wenn ein Berater den Kunden gut kenne oder mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehe, dass der Geldschein von der Bundesbank umgetauscht werde.
Bundesbank rät, auch kleinste Teile von Scheinen einzuschicken
Betroffene können sich auch direkt an die Bundesbank wenden. In verschiedenen größeren deutschen Städten wie Berlin, Frankfurt, Köln, Leipzig, München oder Würzburg gibt es Filialen vor Ort. Eine andere Möglichkeit ist der Postweg. Hierfür ist ein Erstattungsantrag für Scheine und Münzen auf den Internetseiten der Bundesbank vorgesehen. Die Notenbank rät, das Bargeld korrekt zu verpacken und zu deklarieren sowie gegebenenfalls zu versichern, da sie keine Haftung für diese Post übernehme. Die Banknoten werden von der Bundesbank in der Regel gebührenfrei ersetzt, für Münzen wird derzeit keine Bearbeitungsgebühr erhoben.
Kann nicht mehr als die Hälfte einer Banknote vorgelegt werden, benötigt die Bundesbank einen Nachweis darüber, dass die fehlenden Teile des Geldscheins vernichtet wurden. Sie rät daher alles, auch kleinste Teile oder Reste wie Asche mit einzuschicken und diese so zu verpacken, dass weitere Beschädigungen vermieden werden. So sollten bei verbrannten Banknoten keine Festkörper wie Münzen die Asche während des Transportes weiter zerstören können.
In Zweifelsfällen werden die zerstörten Scheine und Münzen zum nationalen Analysezentrum der Bundesbank in Mainz weitergeleitet, wo sich 15 Mitarbeiter notfalls mit hochauflösenden Mikroskopen des beschädigten Bargelds annehmen und der Wahrheit auf den Grund gehen. Im vergangenen Jahr kamen hier insgesamt rund 30.000 Vorgänge mit einem Wert von 44 Millionen Euro auf den Tisch. Dabei ging es um etwa 1,25 Millionen Banknoten und 9.1000 Münzen, die durch Brände, Überschwemmungen oder anderes stark beschädigt wurden. Ist ein Fall aber erst einmal hier gelandet, dann kann es sehr lange dauern, bis auch die allerkleinsten Teile des Puzzels zusammengefügt sind. Und erst dann kann das ramponierte Bargeld ersetzt werden, falls der Nachweis erfolgreich war.