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Lord oder Lady : Schottische Adelstitel zum Schnäppchenpreis

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Ein Stück Land in den schottischen Highlands und den entsprechenden Namen dazu gibt es auch für kleine Budgets. Bild: Thorsten Konrad

Wer dem eigenen Namen royalen Flair verleihen will, kann sich in Schottland einen Adelstitel kaufen. Doch zu viel sollten sich die Neu-Aristokraten nicht darauf einbilden.

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          Wie wärs mit einem schottischen Adelstitel? Wer Lord oder Lady werden möchte, muss weder einen Aristokraten heiraten, noch tief in die Tasche greifen: In Schottland ist eine Branche entstanden, die Adelstitel verkauft: Das Unternehmen Highland Titles hat - zumindest auf dem Papier - rund eine Viertelmillion Menschen von Australien über Kanada bis Russland in den Adelsstand erhoben. Auch die Firma Scottish Barony Titles hat noble Namenszusätze im Angebot.

          Für umgerechnet gerade einmal 34 Euro kann sich bei Highland Titles jeder ein Zertifikat kaufen, das ihn zum Lord eines Quadratfußes (929 Quadratzentimeter) Land in den schottischen Highlands ernennt. Geschäftsführer Peter Bevis sagt, die Einnahmen kämen Naturschutzgebieten zugute. „Alle hier genießen die Tatsache, dass sie ’kleine Gutsherren’ eines Quadratfußes sind“, erzählt er. Illusionen machten sie sich dabei nicht: „Sie tun nicht so, als wären sie große Landbesitzer oder Rivalen der großen Clanchefs in Schottland.“

          Kritiker betonen allerdings, die Zertifikate hätten keine rechtliche Grundlage. Andy Wightman ist Experte für Landreformen und sagt: „In Schottland kann man von Rechts wegen keinen Quadratfuß Land besitzen.“

          Doch viele Lords und Ladies von Highland Titles Gnaden betonen, der Titel sei sein Geld wert. Bei einem Treffen der Möchtegern-Aristokraten im westschottischen Glencoe im Juni sagt der 73-jährige Steven Scholte aus den Niederlanden: „Es ist ein Vergnügen, Teil einer Gemeinschaft netter Menschen zu sein, die eine bessere Welt schaffen wollen.“ Victoria Zohner aus dem kanadischen Alberta schwärmt: „Dies ist ganz sicher keine Geldverschwendung. Einfach nur hierher zu kommen und die Tour zu machen war unglaublich.“

          Streicheleinheit fürs Ego und geschäftliche Vorteile

          Auch örtliche Geschäftsleute sehen den Zustrom an Touristen, die „ihr“ Land inspizieren wollen, positiv: „Sie bringen viel Umsatz in die Gegend“, sagt David Cooper, Inhaber von Crafts & Things in Glencoe. „Wenn sie sich Lord oder Lady nennen wollen - das ist ihre Sache.“

          Elizabeth Roads hat andere Erfahrungen gemacht. Sie wacht über das schottische Wappenregister Court of the Lord Lyon und erzählt, manche Inhaber einer Souvenir-Parzelle glaubten, sie seien wahrhaftig geadelt worden: „Wir hatten Leute, die angenommen haben, dass sie sich Lord nennen und ein Wappen bekommen können - das ist nicht der Fall. Man kann sich keine Lordschaft kaufen - es gibt keinen Rechtsstatus für einen Souvenir-Titel.“

          Anders verhält es sich beim Erwerb eines Baronats: Diese Titel wurden ursprünglich von den schottischen Königen verliehen und waren verbunden mit riesigen Ländereien. Doch 2004 entkoppelte das schottische Parlament im Zuge einer Landreform den Titel vom Landbesitz - schließlich gehörte die Hälfte des Landes weniger als 500 Menschen.

          Brian Hamilton ist Teilhaber beim Unternehmen Scottish Barony Titles und hat aktuell zwei Baronate nahe Aberdeen und Dundee für je 96.000 Euro im Angebot. Das Baronat McDonald wurde nach seinen Angaben in den späten 90er Jahren verkauft - gefordert waren damals eine Million Pfund (heute 1,1 Millionen Euro). Zurzeit verhandelt Hamilton mit einem Käufer in China.

          Den Wunsch nach einem Titel kann er nachvollziehen. „Warum kauft jemand einen Ferrari? Manche Leute wollen sich einfach gut fühlen. Manche wollen ihre Verbindung zu Schottland festigen, andere deuten an, dass es ihnen geschäftlich hilft - obwohl ich davon nicht überzeugt bin. Aber warum sollte ich sie davon abbringen?“

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