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Ende einer Regal-Legende : Wofür wir „Expedit“ brauchen

  • Aktualisiert am

33 mal 33 Zentimeter misst „Expedit“, ideale Maße für Vinyl-Schallplatten. Bild: dpa

Die Netzgemeinde protestiert, weil Ikea den Regalklassiker „Expedit“ aus dem Sortiment nehmen will. Auch die FAZ.NET-Redaktion trauert. Wofür wir „Expedit“ gebraucht haben. Und Sie?

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          Erst vergangene Woche habe ich mir ein Expedit liefern lassen. Leider klappte die Zustellung nicht, und mein Nachbar, sein Kumpel und ein kurzfristig angeheuerter Deutschrusse aus dem nahen Park, der dort gerade sein Bier trank, haben es im Schweiße ihres Angesichts bei der Postfiliale abgeholt und vor meine Haustür und schlussendlich in den vierten Stock geschleppt. Nach dem abendlichen Zusammenbau dient es jetzt der Aufbewahrung meiner großformatigen Bild- und Fotobände. Eigentlich wollte ich zu dem halbhohen Expedit mit acht Fächern noch den Viererwürfel und Einzelfächer zukaufen, die passen nämlich exakt in meine Dachschrägen. Und die Farbe ist genau die gleiche wie die der dunkelbraunen Dachbalken, die bei mir quer durch Wände und Decke laufen. Ich fürchte, ich werde mich jetzt mit der weiteren Beschaffung beeilen müssen. Dann werde ich es aber nicht mehr online bestellen, das kann ich weder meinem Nachbarn noch nichtsahnenden Biertrinkern im Park zumuten. Andrea Diener

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          Für einen Fan von Brettspielen gibt es nichts Besseres als ein Expedit-Regal. Alle Spiele auf einen Blick, welch eine Übersicht! Keine lästigen Schranktüren, die die Sicht verdecken. In unserer vier mal vier-Variante haben wir so zirka 60 größere Brettspiele und 20 kleinere verwahrt. Oben drauf liegen bestimmt nochmal 10. Wenn wir nicht wissen, was wir spielen sollen, versammeln wir uns (gerne auch mal mit Freunden) vor dem Regal und überlegen, was es diesmal denn sein soll. Auch unsere kleine Tochter (22,5 Monate) ist ganz angetan von der Fülle von Spielen im Expedit und nimmt sich gerne mal eins. Sie kann schon „Carcassonne“ sagen und kennt natürlich „Hase und Igel“, auch wenn sie sich noch ihre eigenen Regeln macht. Da immer wieder neue Spiele dazukommen und sie bestimmt auch mal einen eigenen Bestand anlegt, müssen wir wohl schnell zu Ikea fahren, um uns noch ein Expedit zu sichern. Da es hinten offen ist, finden auch besonders große Spiele wie „Barbarossa“ oder „Ave Caesar“ gut ihren Platz. In anderen Regalen blockieren sie oft ganze Fächer oder passen gar nicht rein. Was werden sich die künftigen Generationen von Brettspiel-Fans um das Erbe von Expedit-Regalen prügeln! Daniel Mohr

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          Zwischen Wohn- und Esszimmer steht unser kleines Expedit. Das schöne ist: Von beiden Seiten passen Dinge rein. Bei uns sind das die DVDs. Auf der einen Seite stehen meine: die Staffeln von „24“, „Homeland“ und „Prison Break“. Meine Frau belegt die andere Seite: „Gilmore Girls“, „Rookie Blue“ und „Downtown Abbey“. Auch so sieht jeder seine Lieblingsserien. Patrick Bernau

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          Das Expedit ist ein überlebenswichtiges Möbel – jedenfalls, wenn der Haushalt mit Kindern bevölkert ist. Kein anderes Regal greift mit solch streng ordnender Hand in das wild wuchernde Kinderzimmerbiotop ein und vermag damit Defizite der Eltern in der heimischen Lagerlogistik auszugleichen. Man kann bei Ikea stoffbespannte Boxen kaufen (übrigens fast so teuer wie das Regal selbst), die sich passgenau in die Expedit-Fächer hineinschieben lassen. Sie nehmen dankbar alles auf, das auf dem Fußboden kreucht und fleucht: Schleich-Tiere, Selbstgetöpfertes, Puzzle, ein in die Einzelteile zerlegter Puppenbuggy, die Stickersammlung. Die quadratischen Fächer erlauben ein friedliches Nebeneinander eigentlich unvereinbarer Welten (Playmobil-Abteilung vs. Lego-Abteilung, die Bällekiste). Das Expedit ist Vitrine und Präsentationsfläche für ferngesteuerte Monstertrucks ebenso wie für selbstgebastelte Papierlaternen. Auf ihm lassen sich nahezu endlos (bei drei Meter Deckenhöhe) die von Nachbarn überlassenen Gesellschaftsspiele aus den 80ern stapeln. Wird das alles künftig noch möglich sein? Und darf sich Ikea so schamlos in die Familienpolitik einmischen? Ganz bestimmt nicht. Philipp Jaklin

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