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Bezahlmöglichkeiten : Bloß keine Kartenzahlung

Kartenzahlung nur im Notfall: In Deutschland werden 80 Prozent aller Transaktionen bar bezahlt Bild: dpa

Bargeld ist in Deutschland so beliebt wie nirgendwo sonst. Das macht den Herstellern der EC-Karten-Terminals das Leben nicht leicht. Sorgen um die Zukunft müssen sie sich dennoch nicht machen.

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          Manche Produkte sind in Deutschland einfach schwer an den Mann oder die Frau zu bringen. Autos, die das Lenkrad auf der rechten Seite haben. Kühlschränke, die mit dem klimaschädlichen Treibhausgas FCKW laufen. Und EC-Karten-Terminals. EC-Karten-Terminals? Nirgendwo auf der Welt ist es so schwer, die kleinen Kartenlesegeräte mit Ziffernfeld, die sich an nahezu jeder Supermarktkasse finden, an den Mann zu bringen, wie hier. „Deutschland ist ein sehr spezieller Markt“, sagt etwa Frank Patt von dem zu Ingenico gehörenden Unternehmen Easycash, das nach eigenen Angaben Marktführer für Bezahlterminals in Deutschland ist.

          Franz Nestler
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Das liegt zum einen an der Bargeldgläubigkeit in Deutschland. Kaum an einem anderen Ort der Welt sind Münzen und Scheine so beliebt wie hierzulande. 80 Prozent aller Transaktionen werden in bar bezahlt. Das Verhältnis zum Bargeld ist in Deutschland emotional, denn ein Schein ist plastischer als eine schwarze oder rote Nummer auf dem Kontoauszug. Man kann Geld wie Dagobert Duck in einen riesigen Geldspeicher füllen, es immer bei sich tragen oder unter das Kopfkissen legen.

          Das Misstrauen in die Plastikkarten

          In den angelsächsischen Ländern wie den Vereinigten Staaten, Großbritannien oder in Skandinavien ist Geld dagegen abstrakter, hier wird gern mit Karte bezahlt. Ein anderes Argument, welches gegen die Kartenzahlung immer ins Feld geführt wird, ist ein gewisses Misstrauen, welches Hand in Hand mit den Plastikkarten geht. Nicht ganz zu Unrecht: Zahlungen mit der Plastikkarte sind leichter nachzuverfolgen, mit Bargeld ist das wesentlich schwieriger.

          So ist auch der Datenschutz eine deutsche Spezialität auf dem Markt für Bezahlterminals. Zum einen gibt es Dutzende Siegel und Prüfverfahren, die ein solches Gerät über sich ergehen lassen muss. Eine andere Besonderheit sind die hohen Sichtschutzfelder, damit niemand den Pin-Code ausspähen kann. Entweder sind die anderen leichtgläubiger oder die Deutschen misstrauischer. Es herrscht eine gewisse Schizophrenie beim Thema Datenschutz in Deutschland: Einerseits wird dem Internetkonzern Google verboten, Häuser von außen zu fotografieren, und gleichzeitig ist es merkwürdig ruhig, während der amerikanische Abhördienst NSA private Telefongespräche abhört und Internetverbindungen überwacht.

          Keine Innovationen auf dem deutschen Markt

          Auch sind am deutschen Markt Innovationen bei Bezahlterminals nicht so sehr gefragt wie etwa in der Türkei oder Brasilien. Dabei müssen die Terminals sowieso etwa alle fünf Jahre erneuert werden. Meist liegt es an neuen Sicherheitsvorschriften, aber ab und zu auch an neuen Technologien. Eine ist das kontaktlose Bezahlen, zum Beispiel mit der NFC-Technologie. Karten, die mit diesem Chip ausgerüstet sind, müssen nur noch an das Terminal gehalten werden, um den Bezahlvorgang zu starten. Auch manche Mobiltelefone sind mit diesem Chip ausgerüstet.

          Gibt es genügend so ausgerüstete Terminals, könnte sich das Bezahlen mit dem Handy durchsetzen. In Deutschland sind solche Terminals noch nicht sehr weit verbreitet, ganz anders als etwa in den Vereinigten Staaten.

          Dort kann man auf solchen Terminals auch unterschreiben – so wird der Beliebtheit der Kreditkarte Rechnung getragen. Eine andere nette Spielerei sind bunte Touchscreendisplays, welche viele der monochrom leuchtenden deutschen EC-Terminals sehr alt und vorsintflutlich aussehen lassen.

          Deutschland hat gegenüber anderen Staaten also noch einiges an Aufholbedarf, was moderne Terminals für EC-Karten angeht. Ob Händler das allerdings auch so sehen, die Kunden sich darauf einlassen, ist zumindest ungewiss. Arm werden die Hersteller trotzdem nicht werden. Neben den einmaligen Kaufkosten müssen die Händler eine monatliche Miete zahlen und verdienen an jeder Transaktion ein paar Cent. Bei mehr als zwei Milliarden Transaktionen von Easycash an mehr als 288.000 Terminals muss sich niemand Sorgen um die Zukunft des Unternehmens machen.

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