Der Dating-Test : Mit dem Smartphone den perfekten Partner finden
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Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit. Bild: Masterfile
Ein bisschen Spaß für eine Nacht oder die Liebe fürs ganze Leben? Dating-Apps erleichtern die Paarung, auch wenn manche ein wenig nerven. Wir haben es ausprobiert.
Eine der schwierigsten Aufgaben seit Menschengedenken ist die Suche nach dem richtigen Partner. Vor allem, weil viele Menschen ziemlich genaue Vorstellungen davon haben, wie der oder die Auserwählte auszusehen hat. Zum Glück leben wir im 21. Jahrhundert, und die Technik steht unternehmungslustigen Singles zur Seite. Womöglich revolutionieren mobile Dating-Apps sogar die Fortpflanzung.
Zwischen 2009 und 2013 haben sich die Nutzer von Smartphones und Tablets im deutschsprachigen Raum 11,9 Millionen Dating-Apps auf ihre Geräte geladen, auch in meinem Freundeskreis tun das immer mehr Leute. Die Apps funktionieren so ähnlich wie entsprechende Partnersuchportale im Internet wie Friendscout24 oder Parship: Man erstellt ein Profil mit den wichtigsten Angaben, eine digitale Kontaktanzeige mit Foto, Wohnort oder Vorlieben.
Dann kann man sich die Profile anderer Nutzer ansehen. Bei gegenseitigem Interesse startet man eine Online-Konversation mit Textnachrichten. Die mobilen Apps versprechen darüber hinaus allerdings einen entscheidenden Vorteil: Die Suche läuft ständig, ob in der Bahn, im Wartezimmer beim Arzt oder in der Mittagspause. Und die Apps suchen per Satellitenpeilung (GPS) in einem vorher festgelegten Radius nach Gleichgesinnten, die ebenfalls gerade online sind. So kann ich als Teilnehmer permanent sehen, ob gerade jemand in der Nähe ist, mit dem ich mich auf einen Kennenlern-Kaffee treffen würde.
Die Ur-Dating-App dieser Art heißt „Grindr“. Es gibt sie seit 2009, und sie richtet sich ausschließlich an homosexuelle Männer. Inzwischen haben Heterosexuelle nachgelegt, es gibt eine Vielzahl an Dating-Apps nach dem Vorbild von Grindr. Die bekanntesten sind Tinder, Badoo und Lovoo.
„Match“ und „Super Powers“
Ich schaue mir zuerst Tinder an, es ist die am weitesten verbreitete App in meinem Bekanntenkreis. Kaum habe ich die App auf dem iPhone, muss ich mich schon wundern. Bei Tinder kann ich mich nur mit meinem Facebook-Profil anmelden. Widerwillig erlaube ich den Zugriff. Immerhin übernimmt die App Name, Alter und Profilbild automatisch. Ich muss nur noch angeben, ob ich auf der Suche nach Männern oder Frauen bin. Zudem lädt sich Tinder alle meine „Gefällt mir“-Angaben und Facebook-Freunde herunter. Verblüfft stelle ich fest, dass von meinen rund 500 Facebook-Kontakten mehr als 100 ebenfalls Tinder auf ihrem Smartphone haben.
Die App ist einfach aufgebaut. Dank GPS-Ortung schlägt Tinder mir User in einem Radius von fünf Kilometern vor, das deckt die komplette City meines Wohnorts Köln ab. Das Programm zeigt mir als Erstes das Profilbild einer gewissen Anika. Sie ist 19 Jahre alt, mehr erfahre ich zunächst nicht. Wenn ich auf ihr Foto klicke, kann ich auch ihre anderen Profilbilder sehen. Außerdem werden gemeinsame „Gefällt mir“-Angaben angezeigt - Anika hat bei Facebook genau wie ich den Film „Herr der Ringe“ als Favorit angegeben. Von dieser mageren Informationsgrundlage ausgehend, soll ich jetzt entscheiden, ob ich ihr Profil nach links wische - das heißt „kein Interesse“ - oder nach rechts. Dann schlägt mir Tinder schon die nächste Dame vor. Rechts, die guten ins Töpfchen, links, die schlechten ins Kröpfchen. Links, rechts, links: Ich wische mich durch die Profile.
Nach etwa 15 Minuten zeigt mir die App das erste „Match“. Offenbar hat eine Frau, die ich nach rechts gewischt hatte, mein Profil ebenfalls nach rechts gewischt. Erst dann, wenn zwei sich gegenseitig gut finden, können sie sich schreiben.