Wunsch und Wirklichkeit : Vor allem viele Jüngere lieben Marken und Luxus
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Boutique des französischen Modeunternehmens Hermès: Bei jungen Menschen werden Luxus-Waren immer beliebter. Bild: dpa
Junge Menschen mögen Luxus – und zeigen das auch oft und gerne. Ihre finanzielle Situation ist aber nicht immer dafür gemacht.
Die finanzielle Situation vieler junger Menschen ist oft nicht besonders üppig. Machen sie eine Ausbildung, dann verdienen sie häufig erst einmal nicht viel. Ebenso verhält es sich in den ersten Berufsjahren. Viele Studierende arbeiten nebenbei, um sich die Kasse während des Studiums aufzubessern. Die Rücklagen sind meist gering bis gar nicht vorhanden – es sei denn, Eltern oder Großeltern stehen unterstützend zur Seite, auch für den Lebensunterhalt.
Doch die Wünsche sind gerade in frühen Jahren oft groß wie auch die Markenliebe. Im Freundeskreis oder auf Instagram & Co. wird es vorgelebt: das neuste Smartphone, teure Sneaker oder das erste eigene Auto. Dies zeigt auch eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Unternehmensberatung Baulig Consulting, die der F.A.Z. exklusiv vorliegt. Befragt wurden 3000 Deutsche im Alter von 15 bis 30 Jahren. Durchgeführt wurde die Umfrage vom Marktforschungsinstitut Toluna und dem Institut für Management- und Wirtschaftsforschung.
Im Durchschnitt sind die Angehörigen dieser Altersgruppe demnach hierzulande ziemlich wohlhabend – oder fühlen sich zumindest so. So schätzen 70 Prozent der Befragten ihre finanzielle Situation gut bis sehr gut ein, nur 5 Prozent als sehr schlecht. Das verfügbare Einkommen beträgt nach Abzug von Fixkosten wie Miete für jeden Dritten monatlich weniger als 500 Euro. 40 Prozent haben 500 bis 2000 Euro übrig. Nicht wenige wohnen in dem Alter noch zu Hause.
Teurer Luxus
Viele der jungen Bundesbürger haben sich in diesem Alter schon den einen oder anderen Wunsch erfüllt oder wurden großzügig beschenkt. Das Interesse an Luxusgegenständen scheint jedenfalls groß. Laut eigenen Angaben beträgt der Wert des teuersten Luxusgegenstands im Besitz der Befragten im Durchschnitt 5938 Euro. Jeder Zweite beziffert sein teuerstes Stück auf weniger als 1000 Euro. Bei jedem Dritten sind es 1000 bis 10.000 Euro, bei jedem Sechsten mehr.
Besonders hoch im Kurs stehen teure Autos. Rund jeder Zweite begeistert sich für Luxuskarossen, ob er sie sich leisten kann, ist eine andere Frage. Danach folgen Markenbekleidung und Immobilien zu je etwa einem Drittel. Kunst und hochpreisige Genussmittel wie Champagner oder Kaviar sind weniger angesagt.
Vor allem wer gerne Statussymbole zeige und damit prahle, unter Jugendlichen „flexen“ genannt, finde Luxusgegenstände besonders interessant, heißt es in der Analyse. Dies gilt etwa für Autos oder Markenbekleidung. In der Wohnungseinrichtung hingegen ist das Interesse derer größer, die auf Statussymbole keinen Wert legen. Die Lust auf Luxus geht aber in der Regel mit steigendem Alter zurück, auch in der befragten Alterskohorte. Junge Frauen interessierten sich besonders für Schmuck, Männer zeigten Leidenschaft für Uhren.
Laut Marktforschungshaus IFH Köln ist Markentreue gerade bei vielen jungen Menschen ausgeprägt. Dies habe sich in der Pandemie noch verstärkt. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sind Jüngere jedoch auch von Überschuldung anteilig stärker betroffen. Vor allem die bequemen Bestell- und Zahlmöglichkeiten im Internet locken und führen nicht selten zu finanziellen Schwierigkeiten.