Herrenoberhemden im Test : Welches Hemd passt am besten?
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Welches Hemd darf’s heute sein? Bild: Stefan Finger
Weißes Hemd ist gleich weißes Hemd? Von wegen. Lukas Koschnitzke hilft bei der Auswahl: Teuer ist nicht immer gut.
Was für Frauen die Schuhe, sind für Männer die Hemden: Mehr als 21 Exemplare hat der deutsche Durchschnittsmann im Kleiderschrank hängen. Holzfällerhemden wirken maskulin, bunte Hemden verbreiten Urlaubsfeeling, Polohemden verweisen auf einen sportlichen Träger. Doch was, wenn gerade kein Holz gehackt wird, der letzte Urlaub Ewigkeiten her ist und der Bierbauch das Polo wölbt? Dann wird es Zeit für den Klassiker, das Hemd, mit dem Mann so gut wie nie falsch gekleidet ist: das schlichte weiße Hemd. David Beckham trägt es sexy, Wolfgang Schäuble seriös, Millionen tragen es täglich am Schreibtisch oder auf Hochzeiten. Kein Wunder also, dass der Frankfurter Modeberater Andreas Rose sagt: „Das weiße Hemd ist das wichtigste Kleidungsstück des Mannes.“ Ein Dutzend Hemden gehören seiner Meinung nach in den Kleiderschrank des Mannes. Mindestens.
Doch so einfach ist es nicht. Zu unterschiedlich sind Schnitt, Stoff und, ja, sogar der Farbton. Weiß ist eben nicht gleich weiß. Welches Hemd also bietet das beste Gesamtpaket?
Ein Test soll Klarheit bringen. Es treten an: günstige gegen teure Hemden, Nischenanbieter gegen Marktführer, jeweils in unterschiedlichen Designs. Neben Optik und Preis werden Tragekom-fort und Knitterfestigkeit bewertet. Sechs der acht Hemden im F.A.S.-Test bestehen aus hundertprozentiger Baumwolle, nur Eterna und Tom Tailor mischen etwas Elasthan bei, um den Stoff geschmeidiger zu machen. Optisch ist dieser Trick nicht zu erkennen.
Auf den größten sichtbaren Unterschied, die Dicke des Stoffes, sollte man achtgeben: Besonders das Seidensticker-Hemd ist sehr dünn gewebt und wirkt dadurch, erst recht nach einigen Stunden Tragen, zu transparent. Unästhetisch ist das vor allem, wenn sich die Ränder von darunter getragenen T-Shirts oder Unterhemden abzeichnen. Stilberater Rose rät von Unterhemden zwar gänzlich ab. Besonders für stark schwitzende oder frierende Männer gibt es aber wohl keine Alternative.
Das Hemd von Hennes & Mauritz (H&M) hingegen würde auch das dickste Unterhemd verdecken: Sein Stoff ist extrem dick und fest, beim Tragen wirkt es steif, optisch erinnert es an die blütenweißen Baumwollhemden der 68er-Ikone Rainer Langhans. Dass man mit einem weißen Hemd nie falsch angezogen sein kann, stimmt hier nicht - für schickere Anlässe fällt das H&M klar durch.
Positiv überrascht hingegen das Elf-Euro-Hemd des Discounters Lidl, dem man seinen Preis nicht ansieht. In den Supermärkten gibt es die Hemden nur manchmal zu kaufen, im Online-Shop bietet Lidl ganzjährig eine Auswahl. Der Nachteil: Statt das Hemd mit Augen und Händen begutachten zu können, bleibt für einen ersten Eindruck nur die Zoomfunktion des Computers. Dafür sind die Kleidungsstücke so günstig, dass auch ein Fehlkauf finanziell nicht weh tut.
Dass die Gleichung „Preis gleich Qualität“ nicht immer aufgeht, zeigt das Hemd von Tom Tailor, das rund fünfmal so teuer ist. Der Stoff wirkt künstlich, durch das beigemischte Elasthan fühlt sich das Hemd fast wie ein Anorak an. Die nächste Enttäuschung folgt dem ersten Waschgang, bei dem das Hemd vollständig zerknittert. Bei diesem 50-Euro-Hemd gilt: Entweder der Träger investiert eine Viertelstunde ins Bügeln - oder er bemüht die Wäscherei.
In vergangenen Jahrhunderten symbolisierten weiße Hemden Reichtum, weil nur reiche Männer sich das häufige Wechseln und Waschen leisten konnten. Noch heute ist die korrekte Reinigung eine Wissenschaft für sich. Für den F.A.S.-Test werden alle Hemden rund ein Dutzend Mal gewaschen, jeweils vier Exemplare in derselben Maschine, mit demselben Prozedere. Manche Hersteller legen doppelseitige Anleitungen bei: Knopfleiste schließen, auf links drehen. Mit 400 Umdrehungen pro Minute schleudern lassen, sofort glatt streichen und auf einen Bügel hängen.