Marketing-Aktion : Eine Kiste Bier für zwanzig D-Mark
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Der Wechselkurs seit dem Jahreswechsel 2001/2002 immer gleich geblieben: 1,95583 Mark entsprechen einem Euro. Bild: dpa
Bei Kaufland kann man seit Jahresbeginn wieder mit D-Mark zahlen. Der ganz große Andrang bleibt bisher aus - dabei ist noch immer eine gewaltige Summe in der alten Währung im Umlauf.
Vor allem Münzen schleppen die Kunden an, fünf Mark, zwei Mark und die Eine-Mark-Stücke mit Eichenlaub und Bundesadler. Aber auch der erste „Braune“, ein Tausender mit den Gebrüdern Grimm auf der Vorderseite, ist wiederaufgetaucht. „Zahlen (fast) wie damals“: unter diesem Motto bietet die Handelskette Kaufland seit Jahresbeginn in mehr als 640 Filialen die Möglichkeit, wieder für D-Mark einzukaufen. Einige Produkte werden im Retro-Stil sogar mit D-Mark-Preisen beworben. Eine Kiste Beck’s kostet jetzt 19,56 Mark, Faber-Sekt 4,34 Mark und Jacobs Krönung 7,37 Mark.
Wer den Umtauschkurs nicht mehr im Blut hat, schließlich ist die Euroumstellung mittlerweile 14 Jahre her, für den stellt das Unternehmen sogar eigens einen Euro-D-Mark-Umtauschrechner im Internet zur Verfügung. Dabei ist der Wechselkurs seit jenem Jahreswechsel 2001/2002 immer gleich geblieben: 1,95583 Mark entsprechen einem Euro.
„Das Angebot wird angenommen“, ist die erste Bilanz einer Kaufland-Sprecherin, auch wenn der ganz große Ansturm bislang ausgeblieben ist. Viele Leute guckten wohl erst einmal daheim nach, ob sie überhaupt noch D-Mark hätten. Bei einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Yougov aber äußerten immerhin mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) die feste Überzeugung, dass irgendwo bei ihnen zu Hause noch Scheine und Münzen aus D-Mark-Zeiten lagern müssten.
Laut Bundesbank sind heute noch knapp 13 Milliarden D-Mark „im Umlauf“, also noch nicht umgetauscht. Mehr als die Hälfte davon machen mittlerweile Münzen aus. Direkt nach der Euroeinführung war das andersherum; offenbar haben die Leute die Scheine dann doch im Laufe der Zeit eher eingewechselt. Wie viel von dem ausstehenden alten Geld längst verloren oder beschädigt ist, darüber kann auch die Bundesbank nur spekulieren. „Größere Mengen sind im Ausland zu vermuten“, sagte ein Sprecher. Anderes sei wohl bei Sammlern oder verschollen.
Vergessene Zwanziger und Fünfziger
Verschiedene Unternehmen haben auch in jüngerer Zeit immer mal wieder D-Mark akzeptiert. Eine Apotheke in Mainz sorgte für Schlagzeilen, weil sie eigens dafür eine D-Mark-Zählmaschine hatte. Ein Kaufhaus aus Nierstein wusste zu berichten, die Leute brächten oft noch gefaltete Zwanziger und Fünfziger aus Geldgeschenken zur Hochzeit oder zum Geburtstag.
Ein Spielwarengeschäft aus Hückeswagen profitierte von dem größeren D-Mark-Fund eines Kunden beim Renovieren hinter der Heizung. Auch Karstadt nahm eine Zeitlang wieder D-Mark. Und C&A akzeptiert die alte Währung sogar ständig seit 2004. Allerdings wird dort eine Schwierigkeit deutlich: Selbst eingefleischte D-Mark-Fans, die aus nostalgischen Gründen gern damit zahlen, sind nach jedem Einkauf in der alten Währung weniger liquide. Daher haben die D-Mark-Umsätze von C&A über die Jahre abgenommen. 2014 und 2015 sollen es jeweils nur noch 50.000 bis 100.000 Mark gewesen sein.