Alibaba : Bezahlen auf Chinesisch an deutschen Ladenkassen
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Handelsriese aus Fernost: Der Konzern Alibaba will in Deutschland den Bezahldienst Alipay einführen. Bild: AP
Wie sieht die Zukunft der Ladenkasse aus? Für die deutschen Banken ein wichtiges Thema, denn der größte chinesische Online-Handelskonzern Alibaba rollt hierzulande seinen Bezahldienst aus. Alipay soll das Bargeld ersetzen.
Wie die Kunden künftig an der Ladenkasse bezahlen, ist für die Banken derzeit eines der wichtigsten Themen. Beim Einkaufen im Internet haben sie sich von Paypal und anderen Emporkömmlingen abhängen lassen. Gut möglich, dass das nun ein zweites Mal passiert. Denn mit der rasanten Verbreitung von Smartphones dürfte auch in Geschäften, Supermärkten und im Restaurant das Zahlen mit dem Handy immer gängiger werden. Und da sind die Angebote der klassischen Banken noch überschaubar. Paypal hat bereits ein deutsches Angebot für den Herbst angekündigt. Apple und Google, da sind sich die meisten Marktteilnehmer einig, dürften mit ihren bereits funktionierenden Zahlungsdiensten auch nicht mehr lange einen Bogen um Deutschland machen.
Den ersten Schritt macht nun allerdings ein Internetriese aus Fernost, nämlich der größte chinesischen Online-Handelskonzerns Alibaba, hinter dem der schillernde Milliardär Jack Ma steht. Dessen Zahlungsdienst Alipay hat am Donnerstag eine Partnerschaft mit dem deutschen Unternehmen Concardis vereinbart, das hierzulande 470.000 Kartenlesegeräte an 210.000 Standorten betreibt.
An den Kassen der Metro-Gruppe stehen sie ebenso wie bei Aldi und Douglas, Louis Vuitton und in großen Hotels. Sie alle müssen nun theoretisch nur noch ein Update auf die Geräte installieren, in die die Kunden sonst ihre Giro- oder Kreditkarten stecken, und schon können die Nutzer der Alipay-App ihre Einkäufe dort mit ihrem Handy bezahlen.
Erstmal den Händlern schmackhaft machen
Zunächst steht das Angebot nur chinesischen Touristen zur Verfügung, die nach Deutschland reisen. Concardis will die neue Funktion erst einmal den Händlern schmackhaft machen, bei denen viele Reisende aus dem Reich der Mitte einkaufen, also an Flughäfen, in den Großstädten und an wichtigen Sehenswürdigkeiten. Doch Sabrina Peng, die das internationale Geschäft von Alipay leitet, will im Gespräch mit dieser Zeitung nicht ausschließen, dass die Chinesen den Dienst auch bald für deutsche Nutzer öffnen. Sie verweist auf Erfahrungen in Japan und Korea. Auch dort habe Alipay im vorigen Jahr seinen Zahlungsdienst in wenigen Geschäften gestartet. Inzwischen wollten immer mehr Händler den Service anbieten, und mit der Bekanntheit stiegen auch die Anfragen, Alipay der lokalen Kundschaft zur Verfügung zu stellen.
Die chinesischen Touristen bieten auf jeden Fall keine schlechte Ausgangsbasis. Nach Zahlen der Vereinten Nationen reisen eine Million Chinesen im Jahr nach Deutschland und geben hier im Schnitt 5200 Dollar (4700 Euro) aus. Dass viele von ihnen die Alipay-App auf dem Handy haben, lässt schon die schiere Zahl der 450 Millionen Nutzer erahnen, die der Zahlungsdienst nennt. Alipay bezeichnet sich selbst als größte bankunabhängige Zahlungsplattform der Welt. Laut Peng machen die Alipay-Nutzer in China im Moment 150 Millionen Transaktionen am Tag, 80 Prozent davon von Mobilgeräten aus.