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Steigende Energiepreise : 2017 wird das teuerste Stromjahr aller Zeiten

Rekordpreise: Strom ist deutlich teurer geworden. Bild: dapd

Verbraucher müssen für ihren Strom tiefer in die Tasche greifen. Die Preise befinden sich 2017 auf einem Rekordhoch. Schuld an der Kostenexplosion soll die Energiewende sein.

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          Schlechte Zeiten für Menschen, die gern mal über Nacht das Smartphone am Netz lassen, den Fernseher immer im Standby-Modus halten oder Warmwasser elektrisch mit einem Boiler erhitzen: Nie zuvor mussten Verbraucher in Deutschland so viel für Strom zahlen wie in diesem Jahr. Nachdem der Strompreis schon vor einigen Wochen einen Rekordstand erreicht hatte, zeigt jetzt eine Auswertung des Internetportals Verivox, dass auch im Jahresmittel 2017 bislang Strom für Endkunden mit 28,18 Cent je Kilowattstunde so teuer gewesen ist wie noch nie in der Geschichte.

          Christian Siedenbiedel
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Eine dreiköpfige Familie mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden im Jahr käme damit, wenn es bis zum Jahresende so bleibt, für 2017 auf eine Stromrechnung von 1127,20 Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das eine Verteuerung um 3 Prozent oder rund 30 Euro. Auf Fünf-Jahres-Sicht beläuft sich der Preisanstieg auf 13 Prozent (plus 130 Euro), in der Zehn-Jahres-Betrachtung auf mehr als 38 Prozent (plus 313 Euro). „Schon seit 2013 bewegt sich der Strompreis auf hohem Niveau“, sagte Mathias Köster-Niechziol, Energiefachmann von Verivox. „Im laufenden Jahr haben aber wieder viele Versorger ihre Preise erhöht, so dass der Strompreis im Jahresmittel ein neues Allzeithoch markiert.“ 2005 zahlte ein Durchschnittshaushalt im Jahresmittel noch lediglich 17,81 Cent je Kilowattstunde, 2010 waren es 22,81 Cent und im vergangenen Jahr 27,43 Cent (siehe Grafik).

          Hauptgrund für diese „Strompreisexplosion“, wie die Autoren es nennen, ist der Untersuchung zufolge die stark gestiegene Abgabenlast zur Förderung der Energiewende und damit einhergehend die steigenden Kosten für Ausbau und Betrieb der Stromnetze. Steuern, Umlagen und Abgaben machen inzwischen 55 Prozent der Stromrechnung aus. Die Netzkosten schlagen mit 25 Prozent zu Buche. Beschaffung, Marge und Vertrieb – also die Kosten, die ein Stromversorger selbst beeinflussen kann – liegen nur bei knapp einem Fünftel (19 Prozent). Eine dreiköpfige Familie, die heute aus der sogenannten Grundversorgung (meistens die Stadtwerke oder der örtliche Stromversorger) zum günstigsten Tarif mit vertretbaren Bedingungen wechsele, spart den Angaben zufolge etwa 404 Euro im Jahr. Vor zehn Jahren hätte dieselbe Familie mit einem Wechsel nur halb so viel gespart. Zudem haben Verbraucher heute eine größere Auswahl: Während sie 2007 zwischen durchschnittlich 33 Anbietern in einem Postleitzahlenbezirk wählen konnten, sind es heute 171.

          Beim Anstieg des Strompreises gab es regionale Unterschiede. Besonders groß war der Anstieg in den vergangenen zehn Jahren in den Stadtstaaten Hamburg (plus 49 Prozent) und Berlin (48 Prozent). Überdurchschnittlich teurer wurde Strom auch in Schleswig-Holstein, Bayern (jeweils 43 Prozent) und Hessen (40 Prozent). Am geringsten fiel der Anstieg in Bremen aus (27 Prozent), gefolgt von Sachsen (32 Prozent) und Sachsen-Anhalt (34 Prozent).

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