Ehrlich durchgerechnet : Wie viel Haus kann ich mir leisten?
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Der Traum vom Haus im Grünen Bild: Agentur Bilderberg
Eine Immobilie lässt sich derzeit so günstig finanzieren wie nie. Doch viele Hauskäufer unterschätzen die Nebenkosten und die Ausgaben für die Instandhaltung. Zeit für eine ehrliche Rechnung.
Machen wir einen Test: Sie stehen vor der Wahl, jeden Monat 1000 Euro Miete für eine durchschnittliche Wohnung zu zahlen oder 1000 Euro Baukredit abzustottern für ein kleines, aber gemütliches Haus - das Ihnen gehört. Was wählen Sie? Klar, das Haus, oder? Warum sollte man auch dem Vermieter über Jahrzehnte das Geld überweisen und am Ende keine eigene Immobilie besitzen. So lautet das Standardargument. Das andere Argument fürs Haus: Darlehen für unter zwei Prozent Zins - billiger wird es nie wieder.
Viele denken derzeit so und stehen bei den Immobilienmaklern Schlange. In Deutschland ist nach Jahren der Zurückhaltung der Kaufrausch ausgebrochen. Schnell noch die eigenen vier Wände sichern, bevor irgendwann wieder die Zinsen steigen, lautet das Motto. Und woanders kann man sein Geld derzeit sowieso nicht mehr gewinnbringend anlegen. Kaufen ist derzeit rentabler als mieten, hat das Insitut der deutschen Wirtschaft in Köln gerade in einer aufsehenerregenden Studie - im Auftrag einer Immobilienfirma - errechnet.
Das böse Erwachen kommt bei einigen jungen Hauseigentümern ziemlich schnell. Das größte Problem muss dabei nicht der manchmal übertrieben hohe Kaufpreis sein, der mittlerweile in den Ballungsräumen verlangt wird. Solange die Immobilie nicht irgendwann wieder verkauft werden soll, stört es erst mal nicht, wenn der Wert in den nächsten Jahren wieder fällt. Das Hauptproblem ist, dass manche Käufer keine Reserven mehr haben oder die monatlichen Lasten nicht mehr stemmen können. Und zwar nicht erst, wenn in 15 oder 20 Jahren die Zinsbindung ausläuft und der Kredit zu vermutlich deutlich höheren Zinsen verlängert werden muss. Das ließe sich ja mit einer besonders langen Zinsbindung über die gesamte Laufzeit des Kredits vermeiden, die dann aber auch mehr Zins kostet. Nein, schon viel früher, bald nach dem Einzug, beginnen die Ersten zu klagen.
Eigenanteil und Nebenkosten des Hauskaufs brauchen die Reserven meist auf
Denn sie haben sich ihren Haustraum schöngerechnet. Es geht eben nicht um die Frage: 1000 Euro Miete oder 1000 Euro Baukredit, was ist besser? Denn ein Haus kostet viel mehr als nur den Baukredit. „Ich bin immer wieder überrascht, mit wie viel Naivität manche ihren Hauskauf planen. Sie verschwenden gar keinen Gedanken daran, welche hohe Kosten noch neben dem Darlehen zu tragen sind“, sagt Thomas Hentschel, Immobilienexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Er meint damit nicht den Eigenanteil an der Baufinanzierung, der nach Meinung von Fachleuten mindestens 20 Prozent betragen sollte, damit der Zins und das Finanzierungsrisiko nicht zu hoch werden. 20 Prozent bei einem 400.000-Euro-Haus sind immerhin 80.000 Euro. Hentschel denkt eher an die Nebenkosten des Hauskaufs. Notarkosten, Maklerprovision, die immer stärker steigende Grunderwerbsteuer und ein paar kleinere Gebühren schlagen mit zehn bis 15 Prozent zu Buche. Bei einem Haus im Wert von 400.000 Euro wären das also schon bis zu 60.000 Euro. Die sollten nicht auch noch über einen Kredit finanziert werden müssen.
Die meisten Hauskäufer schaffen das auch. Doch dann sind die Reserven und Ersparnisse oft aufgebraucht. Das ist riskant. Denn für überraschend nötige Ausgaben im Alltag empfehlen Experten drei bis fünf Monatsnettogehälter auf einem Tagesgeldkonto, also schnell noch einmal mehr als 10.000 Euro. Dafür könnte dann zum Beispiel ein Auto angeschafft werden, wenn es kaputtgeht, oder eine Waschmaschine oder ein Fernseher.