Verbraucherkredite : Deutsche Kreditnehmer sparen dank Niedrigzinsen Milliarden
- -Aktualisiert am
Ratenkredite sind weiterhin günstig. Bild: dpa
In Zeiten von Niedrigzinsen ist oft von der Enteignung der Sparer die Rede. Unter den Verbrauchern gibt es aber auch Gewinner der aktuellen Geldpolitik.
Geht es um die vermutlich bald zu Ende gehende Phase der Niedrigstzinsen in Europa, so ist aus Deutschland in aller Regel Negatives zu hören. Von Enteignung der Sparer ist die Rede, von der Alimentierung ineffizienter südeuropäischer Volkswirtschaften.
Weniger Beachtung wird durchaus vorhandenen positiven Effekten geschenkt, so etwa durch die Talfahrt der Zinsen für Verbraucherkredite. Laut dem Internet-Kreditmakler Verivox erreichte der Durchschnittszins, den die von dem Portal ausgewerteten Banken verlangen, im Mai mit 4,67 Prozent ein neues Allzeit-Tief. Hochgerechnet auf das Gesamtkreditvolumen in Deutschland hätten deutsche Ratenkreditnehmer bei zugrunde gelegten 48,1 Monate durchschnittlicher Laufzeit allein durch die Zinsentwicklung in diesem Einjahreszeitraum gut 600 Millionen Euro gespart, so Verivox.
„Das Zeitalter historischer Niedrigzinsen im Euro-Raum hält an. Daran wird auch der heutige Notenbanktermin nichts ändern“, sagt Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. „Wer die Profiteure der Niedrigzinspolitik aber ausschließlich in Südeuropa glaubt, sitzt einem Irrtum auf. Unter den deutschen Verbrauchern sind die Ratenkreditnehmer die großen Gewinner der Geldpolitik.“
Die Zinsen für Verbraucherkredite sind allerdings nicht erst seit Beginn der Niedrigzinsphase auf dem Rückzug. Betrugen sie Anfang 2003 noch rund 6,7 Prozent, so fiel der Zinssatz schon 2005 erstmals unter die Marke von sechs Prozent. Deutlicher abwärts ging es dann wieder ab 2012. Im Juli 2015 lagen sie bislang letztmalig oberhalb von fünf Prozent.
Laut Verivox erhalten zwei Drittel aller Kunden bei den günstigsten Banken sogar Effektivzinsen von weniger als 3 Prozent. Während sich Spar- und Bauzinsen in den vergangenen Monaten auf niedrigem Niveau stabilisiert hätten, setzten die Zinsen für Ratenkredite ihre Talfahrt fort.
Leidtragende seien natürlich die Sparer. Die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen verharrten nahe der Nulllinie und auch 2-jähriges Festgeld werfe mit durchschnittlich 0,22 Prozent kaum Erträge ab.