Der Banken-Trick : Negativzinsen werden als höhere Gebühren weitergegeben
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Gebühren für das Geldabheben sind schon ein alter Hut. Bild: dpa
Gut 400 von 1300 Bankinstituten haben ihre Entgelte in diesem Jahr teils deutlich angehoben. Weitere Schritte von Banken werden in den nächsten Wochen erwartet.
Höhere Bankgebühren und zum Teil auch Negativzinsen für große Einlagen – darauf müssen sich Bankkunden offenbar bei mehr Banken und Sparkassen als bislang einstellen. Rund 400 Institute in Deutschland haben einer Studie zufolge die Kontogebühren in diesem Jahr schon teils deutlich erhöht. Nachdem Deutschlands größte Volksbank, die Berliner Volksbank, in der vergangenen Woche Negativzinsen für Neukunden für Einlagen von 100.000 Euro an eingeführt hat, wird mit weiteren Schritten von Banken gerechnet, wie die Internetplattformen Verivox und Biallo übereinstimmend berichten.
In Medienberichten wurde schon spekuliert, Deutsche Bank und Commerzbank könnten in dieser Woche folgen. Die Institute selbst sind dem bislang allerdings entgegengetreten. Negativzinsen für Millionen von Sparern wolle man, nach allem, was sich absehen lasse, nicht berechnen, bekräftigte die Commerzbank am Dienstag. Die Deutsche Bank argumentiert, man beobachte den Markt sehr aufmerksam, gebe im breiten Kundengeschäft aber derzeit keine Kosten für Einlagen weiter. „Bei Kunden mit höherem Einlagevolumen, wie beispielsweise institutionelle Kunden oder internationale Konzerne, ist die Bank im engen Dialog, um passende Anlagealternativen oder Kompensationsmodelle zu vereinbaren“, bekräftigte ein Banksprecher am Dienstag.
Manager beider Großbanken haben allerdings angedeutet, die Gebühren für Bankenkunden könnten als Folge der Negativzinsen steigen. Deutsche-Bank-Finanzvorstand James von Moltke hatte angekündigt, die Bank müsse „robuster“ dabei werden, die Konsequenzen der negativen Zinsen zu teilen. Und auch Commerzbank-Chef Martin Zielke hatte höhere Bankgebühren als Ersatz für Negativzinsen in Aussicht gestellt. Das bedeute allerdings nicht, dass die Bank das kostenlose Girokonto aufgebe: „Das ist nicht der Einstieg in den Abschied vom kostenlosen Girokonto.“
„Wir rechnen mit weiteren kräftigen Preisanpassungen in den nächsten Wochen und Monaten“, sagte Horst Biallo vom gleichnamigen Internetportal. „Ich denke, dass Institute eher die Gebühren für Girokonten anheben, weil die Masse der Kunden zu träge zum kompletten Wechseln der Bankverbindung ist – 100.000 Euro und mehr sind viel einfacher zu verschieben.“
Das Internetportal hat in einem Vergleich herausgearbeitet, dass in diesem Jahr schon 400 von rund 1300 Banken und Sparkassen die Preise für private Girokonten erhöht haben. Das waren 128 von knapp 400 Sparkassen und 264 von gut 900 Volks- und Raiffeisenbanken. Der Rest entfällt auf Sparda-, PSD- und Direktbanken sowie private Banken mit Filialen. Deutsche Bank und Commerzbank seien bislang eher zurückhaltend gewesen, was die Anhebung der Preise für private Girokonten betrifft, sagte Biallo. Im Schnitt hoben die Banken und Sparkassen die Monatspreise für Online-, Basis- und klassische Filialkonten um rund 30 Prozent an.
Weniger stark, um rund 20 Prozent, stiegen die Monatspreise für sogenannten Premiumkonten. Darunter versteht man Privatkonten zum monatlichen Pauschalpreis zwischen 10 und 30 Euro, mit dem alle Bankdienstleistungen rund um das Girokonto plus Giro- und Kreditkarte abgedeckt sind. Über die monatliche Pauschale hinaus erhöhten viele Banken die Preise für die Girocard und Kreditkarten oder führten Gebühren ganz neu ein – für Leistungen, die im vorigen Jahr noch unentgeltlich waren. Dies betreffe zum Beispiel Ein- und Auszahlungen von Bargeld.
Viele Banken und Sparkassen nähmen mittlerweile Geld für Barabhebungen, sagte Biallo. Die Hälfte lasse den Kunden dabei zwischen zwei und fünf Abhebungen in einem Abrechnungszeitraum zunächst unentgeltlich machen, der Rest kassiere sofort. Auch für Bareinzahlungen nähmen viele Filialbanken mittlerweile Geld – und gäben damit einen Vorteil gegenüber Direktbanken auf.