Air Berlin-Verkauf : Wird das Fliegen jetzt teurer?
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Innerdeutsche Flüge könnten bald von Easyjet bestimmt sein. Damit würde ein Monopol der Lufthansa verhindert. Bild: dpa
Air Berlin ist insolvent, große Teile der Fluggesellschaft gehen an die Lufthansa. Was bedeutet das für die Fluggäste – für die von Air Berlin und für alle anderen?
Schon seit der Insolvenz von Air Berlin wird spekuliert: Die Lufthansa soll große Teile von Air Berlin bekommen. Da dauerte es nur Stunden, bis Warnungen vor einem Monopol laut wurden. Selbst das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sagte, auf einigen Strecken könne die Lufthansa der einzige Anbieter bleiben. Und dann vielleicht die Ticketpreise anziehen.
Am Montag wurde bekannt: Es kommt tatsächlich wie von vielen befürchtet. Die Lufthansa soll den größeren Teil von Air Berlin bekommen, Konkurrent Easyjet noch rund ein Viertel der Flugzeuge, das Langstreckenangebot wird eingestellt. Gleichzeitig berichtet der Geschäftsreiseverband VDR, dass die Preise für Flugtickets jetzt schon steigen. Immerhin fliegen viele Geschäftsreisende jetzt schon nicht mehr mit Air Berlin, die Lufthansa hat das de-facto-Monopol. Wie wird es also weitergehen?
Tatsächlich hält der ehemalige Chef der Monopolkommission, Daniel Zimmer, Schwierigkeiten grundsätzlich für möglich. „Bisher war Air Berlin ein Stachel im Fleisch der Lufthansa“, sagt er. „Die Übernahme von Air Berlin durch Lufthansa kann zu Problemen für den Wettbewerb führen“, sagt er, nicht unbedingt für alle innerdeutschen Flüge, aber doch für einige Strecken.
Für den Fall, dass es keinen Konkurrenten geben werde, würden die Preise steigen, sagt Luftfahrtfachmann Cord Schellenberg. In diesem Fall müssten Fluggäste mit einer geringeren Auswahl rechnen. Kunden müssten sich überlegen, auf die Bahn umzusteigen. „Nur wenn man morgens hin und Abend wieder zurück will, ist Fliegen wahrscheinlich immer noch die beste Alternative“. Dieses Szenario hält Schellenberg aber für unwahrscheinlich.
Kartellbehörden werden sich einschalten
Tatsächlich sehen beide Experten noch einige Schranken für das Monopol. Eine Übernahme werde laut Zimmer sorgsam überprüft. Von wem, das stehe noch nicht fest. In Frage kommen das Bundeskartellamt sowie die EU-Kommission. Laut Zimmer werden die Behörden darauf schauen, den Wettbewerb möglichst zu erhalten. „Es geht um das Interesse der Verbraucher“, sagt er.
Air Berlin-Vorstandschef Thomas Winkelmann selbst beteuerte am Montag, es werde kein Monopolist entstehen. Lufthansa und Easyjet seien finanzstarke und im Markt etablierte Investoren. „Sie werden in Berlin und Düsseldorf einen genauso harten Wettbewerb wie in der Vergangenheit erleben“.
Möglich ist zum Beispiel, dass Easyjet von vornherein solche Start- und Landerechte (“Slots“) von Air Berlin bekommt, dass der Billigflieger auf innerdeutschen Strecken der Lufthansa Konkurrenz machen kann. Dann wäre das aktuelle praktische Monopol aufgehoben.
Das ist aber nicht gesagt. Kritisch kann laut Daniel Zimmer beispielsweise die Strecke Köln/Bonn – Berlin sein. Solche Strecken werde die zuständige Kartellbehörde dann betrachten und überprüfen, wie Kunden auf einen anderen Wettbewerber reagieren würden. Ryanair oder Easyjet könnten sich auf diese Strecke setzen. Wie Kunden auf eine Billigfluggesellschaft reagieren und wie weit die Flughäfen, die die Airlines anfliegen, außerhalb der Stadt liegen, spielten eine entscheidende Rolle.
Innerdeutsche Strecken sind profitabel, Preise können sinken
Daniel Zimmer und Cord Schellenberg sind sich einig, dass Lufthansa dann Teile der Slots an Konkurrenten abgeben müsste. „Sie werden praktisch auf dem Silbertablett serviert“, so Schellenberg. Ein Konkurrent wie Ryanair oder Easyjet werde sich dann darauf stürzen. Ryanair plädiert auch für den Weiterbetrieb des Flughafens Tegel, für den sich auch die Mehrheit der Berliner aussprachen. Sie wollen den Flughafen künftig in ihr Streckennetz integrieren.