Anlageprodukte unter der Lupe : Rohstoffe sind keine attraktive langfristige Anlage
Für langfristige strategische Anlagen sind Rohstoffe kritisch zu sehen Bild: dpa
Kurzfristig eignen sich Rohstoffanlagen als Ergänzung in einem Depot. Langfristig verhageln die Rollkosten die Bilanz.
Viele Vermögensverwalter betrachten Rohstoffe als Bestandteil eines langfristig ausgerichteten Portfolios. Je nach Risikobereitschaft und Anlagehorizont sehen wir im Privatbankgeschäft zwischen 5 und 15 Prozent zum Standard werden. Aber auch wenn ein Konsens zu herrschen scheint, so ist diese Einschätzung falsch. Sicher stellen Rohstoffe eine sehr wertvolle Ergänzung im aktiven Management dar. In solchen Portfolios basieren Anlageentscheidungen auf kurzfristigen Prognosen. Gerade bei Rohstoffen können dabei mittels der Vielfalt an Instrumenten Markterwartungen sehr direkt und spezifisch umgesetzt werden. Die bedeutende Rolle von Rohstoffanlagen in solchen Portfolios ist in jeder Hinsicht gerechtfertigt.
Für Anleger, die langfristiges Vermögenswachstum als Ziel verfolgen, sieht die Situation jedoch anders aus. Zahlreiche nationale und internationale Studien zeigen, dass der Kern der Kapitalanlage ein relativ passiv ausgerichtetes stabiles Portfolio darstellen sollte. Dieses Kernportfolio kann dann je nach Selbstvertrauen des Vermögensverwalters mehr oder weniger stark um taktische Elemente ergänzt werden, also um Wertpapiere, die im Schnitt nur wenige Tage oder Monate gehalten werden.
Rohstoffe werden meist nicht physisch gekauft
Ungünstig ist dabei aus unserer Sicht, Rohstoffe als strategischen und stabilen Baustein in den Portfolios zu halten. Scheinbar kann damit eine zusätzliche Risikostreuung, eine Sicherung gegen Inflation sowie eine Teilhabe an dem steigenden Rohstoffbedarf der Schwellenländer erreicht werden. Das klingt in der Werbung schön, ist aber ein Missverständnis, da es einen substantiellen Unterschied zwischen Rohstoffen und investierbaren Anlageinstrumenten auf Rohstoffe gibt. Dies belegt eine Betrachtung des von Marktteilnehmern stark beachteten Rohstoffindex GSCI (Goldman Sachs Commodity Index).
Der GSCI Spot Index stellt eine gute Annäherung für den echten Kauf von Rohstoffen dar. Man kann damit die Wertentwicklung simulieren, wenn Rohstoffe physisch gekauft würden. Faktisch funktionieren Rohstoffanlagen jenseits der Edelmetalle aber nicht so, da man zum Beispiel für Öl enorme Lagerkosten zu bestreiten hätte. Stattdessen werden Rohstoffanlagen oft mit Hilfe von Terminkontrakten abgebildet. Die Rechnung der Anleger wird sehr gut mit dem GSCI Total Return Index dargestellt, der sich anhand der Preise an den Terminmärkten berechnet. Vergleicht man die Kursverläufe in der Grafik, zeigt sich, dass für Langfristanleger die Anlageklasse Rohstoffe kritisch gesehen werden muss, selbst wenn die Preise für physische Rohstoffe steigen. Die Renditen der Anlagen am Terminmarkt bleiben hinter der Preisentwicklung der physischen Rohstoffe zurück.
Warum ist das so? Ein Grund sind die sogenannten „Rollkosten“, die dadurch anfallen, dass Terminkontrakte meist eine kurze Laufzeit haben und daher bei einer langfristigen Anlage immer wieder neue Terminkontrakte gekauft werden müssen. Der Anleger verdient erst dann Geld, wenn die Preissteigerungen der Rohstoffe die Rollkosten übertreffen.
Kurzfristig können Rohstoffe sehr gute Dienste leisten
Die inzwischen relativ stabil hohen Rollkosten sind entstanden, als immer mehr Anleger in den Rohstoffmarkt drängten. Vereinfacht gesprochen wurden plötzlich große Volumina Bezugsrechte für Rohstoffe an Anleger verkauft, von denen die Verkäufer der Bezugsrechte wussten, dass diese Rohstoffe nie geliefert werden müssen, da die Anleger die Rohstoffe physisch ja nicht beziehen wollen.
Es werden also Bezugsrechte von jemanden verkauft, der weiß, dass diese Bezugsrechte vom Käufer nicht ausgeübt werden. Vielmehr wird der Käufer sein Bezugsrecht vor Fälligkeit (dem Auslaufen des Terminkontrakts) wieder in ein neues Bezugsrecht tauschen. Es ist nicht eindeutig zu klären, ob dies kausal für die hohen Rollkosten verantwortlich ist. Aber der Verdacht liegt auf jeden Fall nahe.
Es sei betont, dass die kritische Bewertung nur für langfristige strategische Anlagen gilt. Kurzfristig können im aktiven Management Rohstoffe sehr gute Dienste leisten. Auch erklären die relativ starken Schwankungen, warum im aktiven Management mit hohen Umschichtungsquoten Rohstoffe zu einem zentralen Baustein geworden sind. Fondsgesellschaften bieten Anlagelösungen, die versuchen, die Rollverluste zu minimieren.
Fonds mit Rohstoffaktien
Effiziente Anlagen finden sich vor allem bei Indexfonds. Der db x-trackers DBLCI - OY Balanced ETF verfolgt ein sehr hochwertiges Konzept, Rollverluste zu minimieren. Wünscht ein Anleger keine Anlagen in Agrarrohstoffen, eignet sich der ComStage ETF Commerzbank Commodity ex-Agriculture. Bei den marktneutralen Strategien sind wenige Anbieter erfolgreich. Sehr gut bei moderaten Managementkosten schlägt sich der Fonds LBBW Rohstoffe 2 LS R von der Investmentgesellschaft der Landesbank Baden-Württemberg.
Ähnlich gut mit dem Ansatz einer marktneutralen Strategie ist der Fonds Lupus alpha Commodity Invest unterwegs. Unter dem Strich sind solche Long/Short Strategien aber eher als Hedgefonds zu kategorisieren, denn die Anbieter verfolgen das Ziel, sich unabhängig von den konkreten Entwicklungen an den Rohstoffmärkten zu machen.
Einen ganz anderen Weg stellen Fonds mit Rohstoffaktien dar. Ihre Idee ist, dass steigende Rohstoffpreise die Gewinne von Rohstoffunternehmen steigen lassen sollten. Tatsächlich entwickeln sich solche Fonds oft ähnlich wie der gesamte Aktienmarkt, allerdings bei deutlich erhöhten Wertschwankungen. Hier überzeugt für den europäischen Raum der ETF iShares STOXX Europe 600 Basic Resources sowie international der ETF db x-trackers MSCI World Materials. Deutlich teurer, aber breiter aufgestellt durch Anlagen in Aktien und Anleihen von Rohstoffunternehmen, ist der Franklin Natural Resources Fund A.