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Benzinpreise : An Tankstellen wird Geld einbehalten

Tanken in Frankfurt Bild: dpa

Eine Untersuchung zeigt: Mineralölkonzerne und Tankstellen geben die Mehrwertsteuersenkung nur unvollständig an die Autofahrer weiter.

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          Seit dem 1. Juli ist die Mehrwertsteuer in Deutschland vorübergehend herabgesetzt – von 19 auf 16 Prozent für den allgemeinen Satz und von 7 auf 5 Prozent für den ermäßigten Satz. Aber Autofahrer kommen beim Tanken oftmals nicht in vollem Umfang an diese Vergünstigung. Mineralölgesellschaften und Tankstellen geben zwar einen Teil der Mehrwertsteuersenkung weiter, aber nicht alles. Je nach Kraftstoffart gibt es deutliche Unterschiede.

          Christian Siedenbiedel
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Das hat eine Analyse von Ökonomen um die neue Wirtschaftsweise Monika Schnitzer ergeben, die der F.A.Z. vorliegt. Demnach lag die Weitergabe der Steuersenkung, die sogenannte „Pass trough rate“, für Diesel zwar bei 83 Prozent, für Super E10 aber bei 61 Prozent und für E5 sogar nur bei 40 Prozent.

          Das bedeutete für Autofahrer seit dem 1. Juli eine gewisse Entlastung, auch wenn die Entwicklung des Benzinpreises natürlich auch von anderen Faktoren abhängt. Allein durch die Steuersenkung verringerte sich der Untersuchung zufolge der Preis für Diesel um etwa 2 Prozent, für Super E10 und E5 um 1 bis 1,5 Prozent. Entsprechend hätten sich die Margen der Anbieter bei Diesel wenig ausgeweitet, bei E5 und E10 deutlich mehr.

          „Wichtiges Instrument, um Kunden zu gewinnen“

          „Die Weitergabe der Steuersenkung ist unvollständig und sehr unterschiedlich je nach Kraftstoffart“, schreiben die Ökonomen. Möglicherweise spiele dabei eine unterschiedliche Preissensibilität von Dieselfahrern, die häufig Vielfahrer seien, und Fahren von Autos mit Ottomotor eine Rolle. Für die Erhebung hatten die Autoren große Datenmengen unter anderem auch über die Preisentwicklung in Frankreich (ohne Mehrwertsteuersenkung) und Deutschland (mit Mehrwertsteuersenkung) verglichen.

          Der Mineralölwirtschaftsverband, der in Deutschland die Öl-Branche vertritt, teile zu dem Thema mit: „Die Mehrwertsteuersenkung gilt natürlich auch für Benzin und Diesel.“ Die konkreten Auswirkungen auf den Tankstellenpreis hingen allerdings außer von der Mehrwertsteuer von weiteren Faktoren ab, wie dem zugrundeliegenden Öl- und Produktpreis, den Transportkosten, wettbewerbsbedingten Schwankungen im Tagesverlauf und der regionalen Situation.

          Der Autoklub ADAC meinte, das Preisniveau an den Tankstellen lasse auf jeden Fall Preissenkungen zu. „Einen großen Einfluss haben auch die Verbraucher selbst in ihrem Tankverhalten: Wer Spritpreise vergleicht und die verschiedenen Preisunterschiede zwischen Tankstellen und Tageszeiten nutzt, kann viel Geld sparen und gleichzeitig auch den Wettbewerb zwischen den Anbietern stärken“, sagte ein Sprecher.

          Aktuell kostet Diesel in Deutschland nach Angaben des Internetportals Clever Tanken 1,083 Euro je Liter und Super E10 1,246 Euro je Liter. Steffen Bock, der Geschäftsführer von Clever Tanken, sagte der F.A.Z., den Tankstellen bleibe gar nicht viel anderes übrig, als zumindest einen Teil der Mehrwertsteuersenkung weiterzugeben. „Oft liegen die Tankstellen nah beieinander, insofern ist die Weitergabe der Mehrwertsteuersenkung ein wichtiges Instrument, um Kunden zu gewinnen“, sagte Bock.

          Sie werde ja auch auf den Kassenzetteln separat ausgewiesen. Neben der Mehrwertsteuer spielten freilich auch weiterhin die aktuellen Ölpreise und wettbewerbsbedingte Schwankungen im Tagesverlauf eine Rolle bei den Preisen an den Zapfsäulen.

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