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Kartenzahlung : Das war es für Maestro

Hier kommen die hiesigen europäischen Banken ins Spiel. Auch wenn die Option eines Maestro-Ausstiegs schon länger kursierte, wurde er eher als Drohgebärde interpretiert, um bessere Konditionen herauszuschlagen, denn als eine reale Option. Die Banken haben im Prinzip drei Optionen. Zum einen könnten sie über die kürzlich gegründete European Payment Initiative (EPI) versuchen, einen eigenen Debitkartendienst zu schaffen. Das könnte Milliarden kosten, ist aber auch erklärtes Ziel, um der übermächtigen Konkurrenz aus Übersee Einhalt zu gebieten. Dazu müssten sie sich aber beeilen, zwei Jahre wären die maximale Zeit, die der EPI noch bleiben würden. Nicht umsonst spricht Ursula von der Leyen als Präsidentin der Europäischen Kommission davon, dass Europa digital souverän sein soll – dazu gehört auch der Zahlungsverkehr, der immer digitaler und unsichtbarer wird.

Für die Banken kann es bitter werden

Die zweite und dritte Option sind für die Banken deutlich unangenehmer: Die Finanzinstitute könnten etwa auf eine Girocard setzen, die noch ein paar Mastercard-Debitfunktionen hat. Einige Sparkassen haben diese schon für manche Kunden im Angebot, etwa die in Düsseldorf im S-Start-Konto. Doch vom lukrativen Kuchen der Girocard nimmt sich Mastercard damit einen Teil oder kann lukrativere Verträge mit den Banken abschließen als bei den derzeitigen Maestro-Vereinbarungen. Zum Dritten könnten die Banken sich aber auch einfach ergeben und auf die Mastercard-Kredit- oder Debitkarten umsteigen – zwar sicherlich für ein saftiges Schmerzensgeld, sie wären aber in der Hand der beiden Weltkonzerne. Erträge im Kartengeschäft wären langfristig nicht mehr in deutscher oder europäischer Hand.

Das Kalkül von Mastercard ist dabei klar – das Unternehmen setzt darauf, dass die Banken sich für Option zwei oder drei entscheiden und sie damit einen größeren Teil vom Kuchen bekommen. Denn zur Wahrheit gehört auch: Mastercard und Visa versuchen mit aller Kraft, ihre Debitkarten in den Markt zu drängen – doch mit überschaubarem Erfolg. Zwar haben schon einige Finanzinstitute eine entsprechende Karte im Angebot – etwa N26, comdirect oder bald die DKB, aber genutzt wird sie kaum. Weniger als 1 Prozent des Umsatzes beim stationären Handel wird mit ihr beglichen, verglichen mit 44 Prozent bei der Girocard.

Die zweite Perspektive ist aber, dass Maestro für Mastercard auch teuer ist. Während die Zahl der Maestro-Karten um 40 Prozent von 672 auf 404 Millionen Stück gesunken ist, stieg die Zahl der Mastercard-Karten von 1,6 Milliarden auf 2,4 Milliarden. Für Mastercard also ein teures Nischenprodukt.

Was heißt das dann für die Kunden? Die Sparkasse Düsseldorf bietet die Sparkassencard 2.0 schon heute ihren jüngeren Kunden an. Noch ist sie in dem Produkt kostenlos und vereint einfach die Vorteile von Girocard und Kreditkarte wie weltweite Einsetzbarkeit und Onlinezahlungen. Wie sich das preislich entwickeln wird, kann man aber noch nicht vorhersehen. Irgendwer muss letzten Endes immer die Rechnung auch bezahlen. Wenn aufgrund des Co-Badgings mit einer Mastercard-Debitkarte die Banken mehr Geld an Mastercard zahlen müssen oder weniger einnehmen, wird das auch wer bezahlen müssen. Auch eigene Milliardeninvestitionen für einen eigenen Kartendienst müssten irgendwann wieder reinkommen müssen.

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