Bitcoin : Banken sehr skeptisch zu Kryptowerten
- -Aktualisiert am
Der Lack ist ab: Der Bitcoin-Kurs hat deutlich an Wert verloren. Bild: Reuters
Die Stimmung am deutschen Finanzplatz sinkt abermals deutlich. Nur zu Pandemiebeginn war der Pessimismus stärker ausgeprägt.
Kryptowerte wie zum Beispiel Bitcoin stoßen unter deutschen Finanzdienstleistern überwiegend auf Ablehnung. In einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Forschungsinstituts der Frankfurter Goethe-Universität, des Center for Financial Studies (CFS), stuften mehr als die Hälfte der befragten Fach- und Führungskräfte diese Form der digitalen Vermögenswerte als reine Spekulationsobjekte ein, die über keinen fundamentalen Wert verfügten. Die jüngsten Kurseinbrüche von Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptoanlagen halten 27 Prozent der Teilnehmer für eine überfällige Kurskorrektur nach einem rasanten Kursanstieg. Seit seinem Rekordhoch von rund 68.000 Dollar im November 2021 hat der Bitcoin-Kurs 70 Prozent an Wert verloren und zeitweise die Marke von 20.000 Dollar unterschritten. Am Dienstag lag der Bitcoin-Kurs bei 21.100 Dollar.
Eine klare Mehrheit von rund 60 Prozent zeigte sich in der CFS-Umfrage davon überzeugt, dass Kryptowerte keine Zukunft als Wertaufbewahrungs- oder Zahlungsmittel hätten. Damit vermissen sie entscheidende Merkmale von Währungen, hinter denen Zentralbanken stehen. Auch diese beschäftigen sich immer intensiver mit einer digitalen Form des Zentralbankgeldes. Die Europäische Zentralbank (EZB) will im kommenden Jahr einen ersten Prototyp des digitalen Euros vorstellen. Der Zeitraum für die Einführung ist noch vage. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte im Jahr 2021 einen Zeitraum von fünf Jahren in Aussicht gestellt.
In der CFS-Umfrage halten immerhin 35 Prozent der Befragten es weiterhin für möglich, dass Kryptowerte irgendwann als Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittel akzeptiert werden könnten. Selbst bei einem weiteren Kurseinbruch befürchtet die überwiegende Mehrheit von 90 Prozent keine Auswirkungen auf die internationale Finanzstabilität. Trotzdem fordern mehr als 80 Prozent eine stärkere Regulierung der Kryptomärkte. „Die Umfrage bestätigt, dass die EU mit der nun beschlossenen Regulierung MiCA auf dem richtigen Weg ist. Nur so kann sich das wachsende Ökosystem rund um Kryptoassets stabilisieren“, ließ sich Professor Volker Brühl vom CFS in der Pressemitteilung zitieren.
Eingetrübte Erwartungen
Ebenfalls am Dienstag legten die Frankfurter Finanzmarktforscher ihren CFS-Index zur Stimmung in der deutschen Finanzbranche vor. Diese hat sich im zweiten Quartal einmal mehr deutlich verschlechtert. Jedoch liegt der Index auf dem Niveau von vor zwei Jahren, als sich Banken und Finanzdienstleister von dem Pandemieausbruch zu erholen begannen. Die rückläufige Entwicklung im zweiten Quartal 2022 basiert nach Angaben des CFS wesentlich auf dem gesunkenen Umsatz-, Ertrags- und Mitarbeiterwachstum und dem rückläufigen Wachstum des Investitionsvolumens. Auch für das laufende Quartal seien die Erwartungen der gesamten Finanzbranche an ihr Umsatz- und Ertragswachstum und an das Wachstum des Investitionsvolumens pessimistisch.
„Die eingetrübten Erwartungen der Finanzbranche spiegeln die hohe Unsicherheit in der Gesamtwirtschaft wider. Seit der Finanzkrise war die Branche nur zu Pandemiebeginn pessimistischer als heute“, kommentiert CFS-Direktor Professor Andreas Hackethal die Ergebnisse. Skeptischer wird auch die internationale Bedeutung des Finanzplatzes Deutschland eingeschätzt.