
Kommentar : Wehklagen hilft Versicherern nicht
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Die Versicherungswirtschaft sieht sich hohen Belastungen ausgesetzt. Doch ihre Klagen über zu viel Regulierung werden den Kurs der Regulierer nicht ändern.
Die globale Finanzkrise hat auch in der Versicherungswirtschaft eine Regulierungswelle ausgelöst. Doch sie allein war nicht für die hohe Komplexität neuer Regeln verantwortlich. Es ist vielmehr ein teilweise zufälliges Nebeneinander unterschiedlichster Einflüsse: des Wunsches nach europäischer Harmonisierung, der zinsbedingten Krise der Altersvorsorge, einer fragwürdigen Vertriebskultur über viele Jahre und der zunehmenden Digitalisierung des Alltags.
All das kommt ausgerechnet in einer Zeit zusammen, in der das europäische Aufsichtsrecht sowieso gerade einen Paradigmenwechsel erfahren hat. Nicht mehr das Volumen des Geschäfts bestimmt, wie viel Kapital ein Versicherer benötigt, sondern dessen Risiko. Theoretisch kann auch ein kleiner Versicherer hohen Kapitalbedarf haben. Das alles muss die Finanzaufsicht bedenken.
Natürlich ächzen einige Unternehmen unter der Masse an Vorschriften, natürlich müssen auch sie sich an die nicht immer konsistente Logik der Regeln gewöhnen. Doch die deutsche Aufsicht, geführt von ehemaligen Branchenmanagern, vermittelt, dass sie die Nöte der Branche versteht. Wehklagen werden sie nicht aus der Fassung bringen.

Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Menschen und Wirtschaft“.
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