Kampf um Rohstoffe : Das brisante Paradoxon des Kobalts
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Ein Kongolese balanciert seine Erträge auf dem Rücken durch eine Mine im südlichen Kongo. Bild: Reuters
Den Rohstoff braucht man für Batterien in umweltfreundlichen Elektroautos. Doch ausgegraben wird Kobalt im Kongo zum Teil von Kinderhand – und verarbeitet in China in umweltbelastenden Raffinerien.
Ein eher weniger bekannter Rohstoff hat in den vergangenen anderthalb Jahren eine bemerkenswerte Karriere gemacht: Der Preis von Kobalt, benannt nach einem Kobold-Wesen aus der griechischen Mythologie, hat sich seit dem Sommer 2016 mehr als verdreifacht. Von gut 21 000 Dollar je Tonne stieg der Preis an der Londoner Industriemetallbörse LME auf knapp 78 000 Dollar. Ein Signal, dass offenkundig irgendetwas Ungewöhnliches los ist mit diesem Rohstoff.
In früheren Zeiten wurde Kobalt vor allem von Malern geschätzt und bisweilen als Ersatz für das noch teurere Ultramarin verwendet. Für Vincent van Gogh war Kobaltblau das Himmelsblau, und Claude Monet benutzte Kobaltpigmente beispielsweise für die Darstellung von Schatten. Porzellan wie das berühmte aus der Manufaktur Meissen wurde gern mit kobaltblauen Mustern bemalt – und Glas wurde mit Kobaltverbindungen sogar komplett blau eingefärbt.
Die neue Liebe zu dem alten Rohstoff aber hängt mit der Entwicklung der Elektromobilität zusammen. Kobalt wird, ähnlich wie Lithium, für die Herstellung von leistungsfähigen Batterien für Elektroautos benötigt. Es wird dort für die Kathode gebraucht, einen Teil der Batterie, und soll für eine besondere Energiedichte und damit Kapazität und Reichweite sorgen.
Steigender Bedarf von Autoherstellern
Schon in den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Kobalt dementsprechend deutlich gestiegen. Nach Zahlen der Deutschen Rohstoffagentur lag die globale Kobaltnachfrage im Jahr 2015 bei rund 90 000 Tonnen, fünf Jahre vorher waren es nur 65 000 Tonnen gewesen. Bis 2025, so schätzt die Rohstoffagentur, werde der Gesamtbedarf auf 155 000 Tonnen oder mehr im Jahr steigen.
Die Erwartung eines solch rasanten Nachfrageanstiegs hat die Spekulation angeheizt. Viele Fachleute meinen, die Preise könnten jetzt schon übertrieben sein. Zum Teil werde der Rohstoff sogar physisch von Spekulanten gehortet. Ob es aber am Ende wirklich zu Engpässen kommt, oder ob die Förderung ausgebaut wird oder aber der technische Fortschritt den Ersatz von Kobalt in Batterien durch andere Materialien möglich macht – das ist noch keineswegs ausgemacht.
Immerhin aber versuchen große Autohersteller gerade, sich im Wettstreit durch langfristige Lieferverträge Zugriff aufs Kobalt zu sichern. Das ist aber offenkundig gar nicht so einfach. Volkswagen sorgte vor Weihnachten für Meldungen, entsprechende Versuche seien zweimal gescheitert. Und BMW teilte am Dienstag auf Anfrage mit, man befinde sich in Gesprächen, um die Kobalt-Versorgung für die eigenen Zulieferer für fünf bis zehn Jahre zu kalkulierbaren Preisen zu sichern. Bislang gebe es noch keinen Vertrag. BMW sei aber zuversichtlich.
Bedenkliche Förderung und Verarbeitung
Selbst den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) beschäftigt dieses Thema: „Ohne Hightech-Rohstoffe wird es keine Zukunfttechnologien aus Deutschland geben“, warnt der Verband. Die Schwierigkeit dabei ist aber nicht in erster Linie die physische Knappheit des Rohstoffs, sondern die Regionen, in denen er vorkommt – und die Umstände, unter denen er aus dem Boden geholt und weiterverarbeitet wird.