Kapitalmarktausblick 2022 : Stabiles Wachstum trotz Omikron erwartet
- -Aktualisiert am
Moderna-Impfdosen in einem Impfzentrum in Zürich Bild: REUTERS
Volkswirte der Deka und der Deutschen Bank sind trotz der neuen Virusvariante zuversichtlich, dass sich die Wirtschaft im kommenden Jahr weiter erholt. Derweil herrscht an den Märkten noch Unsicherheit über die weitere Entwicklung.
Im kommenden Jahr erwarten die Ökonomen der Deka und der Deutschen Bank ein Weltwirtschaftswachstum von gut 4 Prozent, eine sich stabilisierende Sockelinflation von 2 Prozent im Euroraum sowie steigende Renditen und höhere Dividendenausschüttungen. Das geht aus den am Dienstag veröffentlichten Kapitalmarktausblicken hervor. Sollte sich die neue Virusvariante als impfstoffresistent erweisen, könnte das die Erholung allerdings deutlich zurückwerfen. „Diese neuerliche Schreckensnachricht von der Virusfront setzt einen Schlusspunkt in einem Jahr, das sowieso von Pleiten, Pech und Pannen gekennzeichnet war. Die Weltwirtschaft hat sich eher als Chaos-Wirtschaft präsentiert mit vielen Flaschenhalsproblemen“, sagte Deka-Bank-Chefvolkswirt Ulrich Kater.
Für 2022 rechnen die Deka-Ökonomen im Basisszenario mit einem BIP-Wachstum von 3,7 Prozent in Deutschland. Die Strategen der Deutschen Bank prognostizieren sogar ein Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent. Zum ersten Mal in der Geschichte der Weltwirtschaft könnten das Vorkrisenniveau und der ursprüngliche Wachstumspfad schnell wieder erreicht werden, sagte Kater. Ursache für die überraschend starke Corona-Ökonomie sei die starke Nachfrage privater Haushalte. Weiterhin sei die Industrie mit den coronabedingten Einschränkungen im vergangenen Jahr gut fertig geworden. Die Deka-Ökonomen erwarten, dass sich die angebotsseitigen Engpässe 2022 auflösten. Das alles bestimmende Thema werde im kommenden Jahr aber wohl die Inflation bleiben.
„Wenn man die Inflationswelle hätte vermeiden wollen, hätten die Konjunkturprogramme weltweit nur halb so groß ausfallen dürfen“, konstatiert Deka-Chefvolkswirt Kater. Wichtig für die Inflationsentwicklung in den kommenden zwei Jahren seien weniger die coronabedingten Preissteigerungen, sondern mögliche Zweitrundeneffekte. Die Deka-Ökonomen gehen von einer im Vergleich zur Vorkrisenzeit höheren Kerninflation von etwa zwei Prozent aus und erwarten im kommenden Jahr eine Inflationsrate von 3,5 Prozent in Deutschland und 2,6 Prozent in der Eurozone.
Spekulation um verzögerte Zinserhöhungen
Die aktuellen Inflationsschätzungen rücken auch die wichtigen Zentralbanken in den Fokus und damit die Frage, wie es mit den Anleihekäufen weitergeht. Fed-Chef Jerome Powells sorgte am Dienstag im Rahmen einer Anhörung vor dem Senat als „nicht vorübergehend„ bezeichnete. Powell kündigte an, dass die Fed im Dezember diskutieren werde, ob sie ihre Anleihekäufe einige Monate früher als erwartet beenden werde. Er verwies auf eine starke Wirtschaft, ein ins Stocken geratenes Beschäftigungswachstum und darauf, dass die hohe Inflation, voraussichtlich bis Mitte 2022 anhalten werde.
Stefan Schneider, Deutschland-Chefvolkswirt der Deutschen Bank geht für Mitte 2022 von einer Zinswende in den USA aus und in Europa für Ende 2023. Dieser Ansicht ist auch Deka-Volkswirt Kater. Doch selbst wenn die EZB Zinserhöhungen vorziehe, werde der Realzins nicht über die Inflationsrate steigen: „Die 20er Jahre werden das zweite Jahrzehnt eines negativen Realzinses werden und damit auch ein Jahrzehnt der Sachwerte.“
Unternehmensgewinne und Nachfrageüberhang haben die Wertentwicklung von Aktien fundamental unterstützt. „Mit Aktien sind Anleger mit Abstand am besten durch die Krise gekommen“, ist Deka-Kapitalmarktstratege Joachim Schallmayer überzeugt. Wie diese Entwicklung 2022 weitergehe, hänge von der geldpolitischen Normalisierung und der Inflation ab. Aktien wiesen anders als Anleihen bei einer steigenden Inflation meisten eine relativ gute Performance auf und könnten einen gewissen Schutz bieten, sagte Ulrich Stefan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank für Privat- und Firmenkunden. Sowohl Deka als auch Deutsche Bank prognostizieren für das Jahresende 2022 einen Dax-Stand von mindestens 17.000 Punkten.
Unterdessen hat der Dax seine Talfahrt fortgesetzt. Seit dem Höchststand von Mitte November hat er nunmehr 7 Prozent bis auf 15 .100 Punkte verloren. Besonders Touristik- und Luftfahrtwerte sowie Banken sind unter Beschluss geraten. „Wir gehen von einer Phase großer Unsicherheit aus, erwarten aber trotzdem eine wirtschaftlich stabile Aufholbewegung“, sagte Schallmayer. Dagegen sorgte die jüngste Aussage des Moderna-Chefs Stephane Bancel für weitere Unruhe an den Märkten. Er gehe davon aus, dass die gegenwärtigen Corona-Impfstoffe wahrscheinlich nicht so wirksam gegen die neue Omikron-Variante seien wie gegen die bisherigen, sagte Bancel. Der Aktienkurs fiel am Dienstag um 4,4 Prozent und fiel auf 352 Dollar.
In Asien erholten sich am Mittwochmorgen dagegen die Kurse. In Japan schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,4 Prozent höher mit 27.935 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg ebenfalls um 0,4 Prozent und lag bei 1937 Punkten. Der chinesische CSI-300-Index gewann 0,2 Prozent. Auch für den Dax und die Wall Street zeichnet sich mit einem vorbörslichen Plus von 1 Prozent aktuell eine Erholung ab.