Direktbank ING : Jetzt will auch der Preisbrecher Negativzinsen
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Nick Jue ist der Vorstandschef der ING in Deutschland Bild: Wolfgang Eilmes
Mit außerordentlich hohen Zinsen auf Tages- und Festgeld ist die Direktbank ING groß geworden. Nun führt auch sie Strafzinsen ein.
In den Abwehrkampf gegen neue Einlagen steigt nun auch eine Bank ein, die über Jahre mit außerordentlich hohen Zinsen auf Tages- und Festgeld Kunden gewonnen hat. Seit Dienstag verlangt die größte deutsche Direktbank ING einen Negativzins von 0,5 Prozent bei allen neu eröffneten Konten, auf die mehr als 100.000 Euro gelegt werden. Das gilt sowohl für Girokonten und Basiskonten als auch für das als Extra-Konto bezeichnete Tagesgeld. Über entsprechende Pläne hatte die F.A.Z. schon im August berichtet.
Hintergrund ist, dass die Europäische Zentralbank schon seit einigen Jahren Strafzinsen von Banken verlangt, die überschüssige Kundeneinlagen bei ihr parken. „Wir konnten uns dieser Entwicklung lange widersetzen und haben die, durch hohe Geldzuflüsse in Verbindung mit dem negativen Einlagenzins der EZB entstehenden Kosten durch unser bestehendes Anlageportfolio ausgeglichen“, hieß es von der Bank.
Werben für Wertpapiere
Das sogenannte Verwahrentgelt werde vom 1. Februar 2021 fällig und im März 2021 erstmals vom Konto eingezogen, erläuterte die Bank in einer Mitteilung. Ein Sprecher des Instituts betonte gegenüber der F.A.Z., dass im ersten Halbjahr 2020 deutlich weniger als 1 Prozent der neu eröffneten Konten über der Grenze von 100.000 Euro lagen.
Wie andere Institute auch, versucht die ING ihre Kunden dazu zu bewegen, in Wertpapiere zu investieren, statt das Geld einfach auf dem Konto liegen zu lassen. Dafür kooperiert die Bank unter anderem mit dem Münchener Robo-Advisor Scalable Capital, der eine automatisierte Anlageberatung verspricht und das Geld der Kunden vornehmlich in passive Indexfonds (ETF) investiert. Bei Sparplänen ermöglicht die Bank inzwischen Sparraten ab einem Euro.