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Kreditinstitute : Italiens stabile Banken

Bild: AFP

Einst waren sie die Sorgenkinder Europas. Heute dagegen gelten vor allem die großen italienischen Finanzunternehmen als relativ sicher. Doch ein Schwachpunkt bleibt.

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          Die italienischen Banken sind nicht mehr der Unruheherd von früher. Im Gegenteil strahlen sie heute eher Stabilität aus, wie nicht zuletzt die Anleger meinen: Während die Deutsche Bank in den vergangenen fünf Tagen zeitweise mehr als 9 Prozent und die Commerzbank mehr als 6 Prozent an der Börse verloren haben, verzeichnet der italienische Marktführer Intesa Sanpaolo in diesem Zeitraum einen kleinen Kursgewinn von 0,6 Prozent und begrenzt sich der Kursverlust bei der Nummer zwei, Unicredit, auf nur 1,5 Prozent. Selbst der zweitgrößten Bank Italiens messen die Aktionäre einen fast doppelt so hohen Börsenwert bei wie der Deutschen Bank.

          Christian Schubert
          Wirtschaftskorrespondent für Italien und Griechenland.

          „Die großen Player Italiens sind in einem ziemlich guten Zustand“, sagt Ignazio Angeloni, der einst ein Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank war und heute unter anderem als Professor in Florenz unterwegs ist, der F.A.Z. Die führenden italienischen Banken seien weniger als früher Zinsrisiken ausgesetzt und hätten höhere Gewinnmargen. „Nicht zuletzt werden sie von der europäischen Bankenaufsicht gut kontrolliert.“ Die Bedenken der Vergangenheit sind nicht komplett verschwunden, doch stark in den Hintergrund getreten: Aufgrund notorischer Wachstumsschwäche der italienischen Volkswirtschaft hatten die italienischen Banken lange Zeit hohe Summen an notleidenden Krediten angehäuft und sich zudem mit italienischen Staatsanleihen vollgesogen, die aufgrund der hohen Staatsverschuldung Italiens nicht als sonderlich sicher gelten.

          Nun aber profitieren sie von den Restrukturierungsarbeiten der Vergangenheit. Faule Kredite wurden in erheblichem Maße abgebaut, die Kosten gesenkt, auch durch Zusammenschlüsse und Filialschließungen. Von waghalsigen Geschäften im Investmentbanking hat man sich fern gehalten und stattdessen weitgehend auf klassische Bank-Transaktionen gesetzt. „Die fünf größten Banken verzeichnen die niedrigsten Quoten an notleidenden Krediten seit mehr als einem Jahrzehnt“, schrieben die Analysten der Ratingagentur Fitch Mitte März; die Eigenkapitalausstattung liegt über dem europäischen Durchschnitt und „die operative Rentabilität ist höher und diversifizierter als vor der Pandemie“. Die Kundeneinlagen, die den Großteil der Finanzierung ausmachen, gelten als stabil. „Die italienischen Banken sind auch fast alle Universalbanken. Das heißt, dass sie im Kreditgeschäft von den steigenden Zinsen profitieren“, ergänzt Elena Carletti, Professorin an der Mailänder Universität Bocconi. Die meisten Experten sind sich einig, dass die aktuelle Abschwächung des Wirtschaftswachstums und die damit wohl steigenden Ausfälle oder Säumigkeiten bei Krediten verkraftbar sind.

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