Warum die Notenbanken um höhere Zinsen streiten
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Die amerikanische Notenbank Federal Reserve Bild: AFP
Verschiedene Einschätzungen der Inflation: Die amerikanische Notenbank will zügig die Zinsen anheben, die EZB dagegen ist noch nicht bereit dazu. Das sorgt für Unruhe an den Börsen.
Eine der derzeit wohl schwierigsten Aufgaben der Wirtschaftswelt liegt in den Händen eines Mannes und einer Frau: Beide sind Juristen, beide über 60, und beide verstehen sich blendend, wie sie gerne betonen. Ihr Auftrag lautet: die Inflation im Zaum halten. Doch an diese Aufgabe gehen Jerome Powell und Christine Lagarde ziemlich unterschiedlich heran: Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) agiert mit Zurückhaltung, noch Ende November sagte sie im Interview mit der F.A.S.: „Der Anstieg der Inflation ist nicht von Dauer.“ Powell, der Chef der amerikanischen Notenbank Fed, hat dagegen am vergangenen Dienstag in einer Anhörung vor dem amerikanischen Senat die Inflation als eine „ernst zu nehmende Gefahr“ bezeichnet.
Allein die Wortwahl zeigt: Der Amerikaner geht in der Angelegenheit forscher zu Werke als seine europäische Kollegin. Bis zu vier kleinere Zinsanhebungen erwarten auch die Finanzanalysten 2022 von der amerikanischen Zentralbank. Es wären die ersten Leitzinserhöhungen seit 2018 und damit auch die ersten seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Diese Erwartung hat auch mit einer Zahl zu tun, die in der vergangenen Woche bekannt wurde: Sieben Prozent betrug die Inflationsrate der Vereinigten Staaten im Jahr 2021, dies ist der höchste Anstieg seit 1982. Damals war Ronald Reagan amerikanischer Präsident, so lange liegt das zurück.
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