Ungebremste Teuerung : Inflation in Vereinigten Staaten steigt auf 9,1 Prozent
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Auch im Juni stiegen die Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten ungebremst. Bild: AFP
In den vergangenen Monaten wurden vor allem Lebensmittel, Wohnraum und Energie teurer. Die Preise steigen weiterhin auf breiter Front. Der Euro reagiert und kostet weniger als 1,00 Dollar.
Mit 9,1 Prozent im Juni vermeldet das amerikanische Büro für Arbeitsmarktstatistik einen abermaligen Anstieg der Konsumentenpreise. So hoch lag die Teuerungsrate zuletzt 1981. Analysten hatten mit einer Teuerung von 8,8 Prozent gerechnet. Für Mai betrug die Inflation noch 8,6 Prozent.
Die Preise steigen dabei auf breiter Front. Energie wurde um 41,6 Prozent teurer, was den größten Anstieg seit 1980 darstellt. Kraftstoff verteuerte sich um 59,9 Prozent. Für Wohnraum mussten Verbraucher im Vergleich zum Vorjahr 5,6 Prozent mehr bezahlen. Lebensmittelpreise legten 10,4 Prozent zu. Die sogenannte Kerninflation ohne Lebensmittel und Energie betrug im Jahresvergleich 5,9 Prozent.
In einer ersten Reaktion kommentierte der Volkswirt Bastian Hepperle vom Bankhaus Hauck Aufhäuser Lampe: „Bei der Gesamtinflationsrate ist ein neuer Inflationsgipfel erreicht, und das trotz eines kräftig dämpfenden Basiseffektes aus dem Vorjahr. Es ist weiterhin viel zu viel Druck in der Inflationspipeline. Somit bleibt das Risiko hoch, dass dies nicht der letzte Gipfel in diesem Jahr war.“ Immerhin sei das Sinken der Kerninflationsrate den dritten Monat in Folge ein kleiner Lichtblick. „Sie ist mit 5,9 Prozent aber immer noch viel zu hoch.“
Die anhaltend hohen Inflationsraten erhöhen den Druck auf die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed), ihre Geldpolitik weiter zu straffen. Zuletzt hatte sie im Juni den Rahmen für ihre Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte erhöht, sodass sie nun im Bereich zwischen 1,5 und 1,75 Prozent liegen. An den Finanzmärkten wird für die nächste Sitzung der Währungshüter Ende Juli ein ebenso großer Zinsschritt erwartet.
In Erwartung einer kräftigen Straffung der amerikanischen Geldpolitik rutschte der Euro am Dienstag unter die Marke von 1,00 Dollar. Kurzzeitig kostete ein Euro nur noch 0,9999 Dollar. Das letzte Mal war die Gemeinschaftswährung im Jahr 2002 auf diesem Stand. Die Schwäche des Euros ist mitunter in dem wachsenden Zinsgefälle zwischen der Eurozone und den Vereinigten Staaten begründet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hinkt der Fed mit ihrer Geldpolitik hinterher. Ein erster Zinsschritt der EZB ist in der kommenden Woche geplant. Ebenso belastet eine drohende Rezession in Europa aufgrund des russischen Krieges in der Ukraine den Eurokurs.
Die Aktienmärkte reagierten prompt auf die Inflationszahlen. Schwankte der Dax den Tag über um die Marke minus 1 Prozent, brach er nach Veröffentlichung der Daten kurzzeitig auf minus 2 Prozent ein, bevor er die Verluste auf etwa minus 1,4 Prozent eindämmte. Kurz vor Eröffnung der Wall Street wurden auch amerikanische Aktienindices mit Verlusten erwartet. Termingeschäfte auf die Börsenbarometer Dow Jones, Nasdaq 100 und S&P 500 deuteten auf Verluste zwischen 1 und 1,5 Prozent hin.