Weniger Auftrieb bei Energie : Inflation im Euroraum fällt kräftig auf 6,9 Prozent
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Niedrigere Inflation: In der EZB wird nun darum gerungen, wie stark die Zinsen nach März weiter steigen sollen. Bild: dpa
Nicht nur in Deutschland, auch im Euroraum insgesamt sinkt die Inflationsrate im März deutlich. Die EZB wird wohl dennoch an weiteren Zinsanhebungen festhalten.
Die Inflation im Euroraum ist im März deutlich zurückgegangen. Wie das europäische Statistikamt Eurostat am Freitag aufgrund einer ersten Schätzung mitteilte, lag die Inflationsrate bei 6,9 Prozent. Im Februar hatte die Rate noch 8,5 Prozent betragen, im Januar 8,6 Prozent. Im vergangenen Jahr war sie zeitweise zweistellig gewesen.
Damit zeigt sich eine Entwicklung, die auch bei der Inflationsrate in Deutschland zuletzt zu beobachten war: Die im vorigen Jahr extrem gestiegenen Inflationsraten gehen etwas zurück – allerdings ist es vor allem der Preisauftrieb bei der Energie, der deutlich nachgelassen hat, seit die Sorgen um Energieengpässe durch den Ukrainekrieg nicht mehr so groß sind. Selbst an den Tankstellen zahlt man nicht mehr ganz so viel wie zeitweise im vorigen Jahr.
Die sogenannte Supermarktinflation, also die Preissteigerungen bei Lebensmitteln und manchen anderen Dingen des täglichen Bedarfs, ist weiterhin erheblich, auch wenn sich auf den vorgelagerten Stufen zum Teil etwas Besserung abzeichnet. Auch Reisen sind vor Ostern deutlich teurer geworden.
In Deutschland war die Inflationsrate im März nach der nationalen Berechnungsweise des Verbraucherpreisindex (VPI) von 8,7 auf 7,4 Prozent gefallen. Nach der europäischen Berechnungsweise des Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI), die dem Vergleich mit anderen Ländern Europas dient, lag sie bei 7,8 Prozent, nach 9,3 Prozent im Februar.
In Frankreich ging die Inflationsrate von 7,3 Prozent im Februar auf 6,6 Prozent im März zurück. Volkswirte hatte einen noch etwas stärkeren Rückgang auf 6,5 Prozent erwartet. Obwohl die Teuerung in Frankreich weiter auf einem hohen Niveau liegt, ist die Inflationsrate also niedriger als in Deutschland. In Italien sank die Rate von 9,8 auf 8,2 Prozent. Gestiegen ist die Inflationsrate im März nach den bislang veröffentlichten Schätzungen nur in Slowenien, von 9,4 auf 10,4 Prozent.
Basiseffekt und staatliche Eingriffe
Bei der Energie macht sich in praktisch allen Ländern des Euroraums ein sogenannter statistischer Basiseffekt bemerkbar. Für die Berechnung der Inflationsrate werden jeweils Preise aus dem zurückliegenden Monat mit denen des Vorjahresmonats verglichen. Jetzt vor einem Jahr aber waren die Energiepreise mit Kriegsbeginn stark angestiegen. Von März an werden deshalb nun, anders als im Januar und Februar, die aktuellen Energiepreise mit den schon hohen aus dem vorigen Jahr verglichen. Das lässt die Steigerungsraten tendenziell geringer ausfallen – die Inflationsrate sinkt gleichsam automatisch.
Zum Teil spielen auch staatliche Eingriffe in den Energiemarkt für die Inflation eine Rolle. Sie sind in den einzelnen Ländern recht unterschiedlich. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte zuletzt kritisiert, dass die staatlichen Hilfen zum Teil auch da nicht zurückgenommen würden, wo die Energiepreise längst gesunken seien. Daraus könnten selbst wieder inflationäre Kräfte entstehen. Die Notenbank hatte gefordert, fiskalische Hilfen müssten „temporary“ (befristet), „targeted“ (gezielt) und „tailored“ (maßgeschneidert) sein – sah das aber in vielen Fällen nicht als erfüllt an.